Drei wundervolle Tage lang waren wir in Cadiz, also habe ich noch einiges zu nachzutragen. Und ihr verzeiht mir, dass ich erzähle von Dingen, die nun schon fast zwei Wochen zurückliegen. Das lässt sich nicht vermeiden: Die Erinnerung hinkt immer hinterher.
Sicher weißt du, dass die Altstadt von Cadiz auf einer Insel liegt, und dass der Atlantik und nicht das Mittelmeer an seine Küsten spült. Es liegt also jenseits der „Säulen des Herakles“, wo sich Afrika und Europa am nächsten kommen, und wurde im Altertum Gadir genannt. Bloggerfreund Michael hat schon zum vorigen Eintrag den entsprechenden link gesetzt (hier).
Ich war scharf darauf, den Atlantik zu sehen, Als ich ihn sah, schien er mir auch nicht so viel anders zu sein als das Mittelmeer. Aber das Wissen, dass sich so bald kein Land mehr zeigen wird, wenn man einmal von hier aus in See sticht, beeindruckte mich doch.
Nicht nur Weite kennt diese Stadt, sie kennt auch Enge: Die Straßen sind wie in einer militärischen Anlage im rechten Winkel zueinander angelegt, und sie sind eng. Um den Himmel zu sehen, musst du den Kopf in den Nacken legen. Oder weitergehen in der Gewissheit, dass sich irgendwann der Blick wieder öffnen wird auf das unendliche Meer.
Es war heiß in Cadiz, aber das Meer bringt doch immer einen Hauch von Frische mit. Und so sind auch die Farben andere als in Sevilla oder dem danach besuchten Cordoba.
Das Meer ist präsent, ist Teil der Stadt. So ist auch die gewaltige Kathedrale wie eine Trutzburg gegen das Meer aufgerichtet, Sie dreht ihm freilich den Rücken zu.
Von vorne betrachtet vergisst man das Meer und sieht nur den gleißenden Himmel.
Und geht man hinein, wird man überwältigt von dem Gefühl einer anderen Erhabenheit: hochragende Säulen und lichtdurchflutete Wölbungen schaffen eine dem Meer so ganz entgegengesetzte Atmosphäre.
Die Kirchen Andalusiens sind stark vom Barock, und das heißt auch, von der Gegenreformation geprägt. Die angeschlagene, in Frage gestellte katholische Kirche stellte sich noch einmal, entschlossener denn je, den Reformatoren mit Inquisition und Prachtbauten entgegen. Das, was sie im ausgehenden Mittelalter, in der beginnenden Neuzeit schuf, womit sie ihre „Schäflein“ noch einmal um sich zu sammeln verstand, ist tatsächlich eindrucksvoll. Die Wände sind hier, anders als in den orthodoxen Kirchen, unbemalt, die Wirkung wird durch den gewaltigen Bau selbst erzeugt.
In diese Hallen eingefügt sind dann die Bildwerke: anrührende geschnitzte Figuren, marmorne Engel, Märtyrer, und mythische Könige …
Bin ich in einer solchen Kirche, kommt mich weniger das Gefühl der Frömmigkeit und inneren Einkehr an als das der Bewunderung für die Selbstherrlichkeit und den Herrschaftswillen der katholischen Kirche. Es ist schon großartig, es ist römisch, wie sie sich darstellt in der Welt. Mit diesem Selbstbewusstsein hat sie sich den südamerikanischen Kontinent und seine Schätze einverleibt. Von hier fuhren ja die Flotten los, die Spanien mit Südamerika verbanden.


















Unglaublich Pracht und machtvoll, eindrucksvoll und gewaltig, und darin dann die großartige Orgelmusik und die Chöre, – das ist wirklich auch „erhaben“.
LikeLike
Tatsächlich gibt es in dieser Kathedrale auch eine Orgel, sie wurde im 17. oder 18. Jahrhundert eingebaut. An sich spielen Orgel und Gemeindegesang in katholischen Kirchen nicht dieselbe Rolle wie in den lutherischen Kirchen..
LikeLike
Danke für die tollen Bilder, Gerda!
LikeLike
Wieder ein sehr schöner Ort, den ich mir für einen nächsten Urlaub in Andalusien notiert hab und deine Bilder, Eindrücke von Cadiz sind ganz toll!
Liebe Grüße und danke fürs mitnehmen, liebe Gerda. 🤗🌻
LikeLike
Mächtiges und Schwebendes im Innern der Kirchen! Großartig!
Meint Sonja
LikeLike
Danke dir, liebe Sonja. Ja, schwebendes Licht in mächtigen Gewölben…Ich liebe solche Bilder.
LikeLike
Ich spürte bei der Kathedrale Beklemmung.
LikeLike
Ich höre immer wieder, dass Menschen in Kirchen Beklemmung spüren. Babsi schrieb auch davon. Das muss mit schlimmen Erfahrungen zu tun haben. Ich bin Protestantin, dazu auch noch aus der Kirche ausgetreten, und empfinde große Ehrfurcht vor diesen gewaltigen Bauten, aber keinerlei Beklemmung. Nur bei meinem ersten Rombesuch vor Jahren wollte ich am liebsten die Flucht ergreifen, weil mir die ganze Stadt erdrückend katholisch vorkam. Später passierte das dann wieder in Toledo. Heute fühle ich das nicht mehr.
LikeGefällt 1 Person
Und wieso ist das bei Dir weg?
LikeLike
Ich nehme an, weil es keinen tiefen biographischen Bezug gibt. Ich hatte nur immer eine starke Abneigung gegen den Katholizismus und war froh, im lutherisch-protestantischen Raum und Geist aufzuwachsen. Inzwischen sehe ich das etwas anders. Zwar mag ich den Papismus überhaupt nicht, und die kirchliche Hierarchie ist mir einGräuel, aber ich mag das Liturgische, auch das Mystische und Jenseitige (das Transzendente), das durch all die Äußerlichkeiten immer noch hindurchscheint.
LikeLike
Das ist erstaunlich!!! Davon spüre ich nichts.
LikeLike
Vielleicht hilft die Distanz. Stell dir vor, du würdest einem Indianerritual oder einem Ritual von Schwarzafrikanern oder einem Tempelritual in Indien zuschauen und vielleicht nachfühlen, dass trotz aller Veräußerlichung doch ein Kern darin enthalten ist, der durchschimmert. Etwas „Heiliges“, „Ominöses“, das zu deinem Geist spricht.-
LikeGefällt 1 Person
DAS kann ich nachvollziehen. Bei einem Ritual von Schwarzafrikanern würde ich es spüren. Sicher.
Aber die angesprochene Distanz ist für mich hier nicht herstellbar.
LikeLike
Cadiz non è Cadiz
è la submission, ya è la elevation
Cadiz è el grande Ocean
nato da una incognita
LikeLike
Lieber Anonymous, eine Übersetzung wäre nett. Das Übersetzungsprogramm findet sich mit dem Text nicht zurecht-.
LikeLike
Grandios, diese machtvolle Kathedrale, liebe Gerda!
LikeLike