Tagebuch der Lustbarkeiten: Sevilla noch mal im Zeitraffer

Kopfschmerzen und hilflose Betrübnis sind die Folgen, wenn man, wie ich heute, die Weltereignisse aus der Ferne zu verfolgen und nachzuempfinden versucht. Nun möchte ich mein und euer Gemüt mit Lustbarkeiten ein wenig aufheitern. Kramend in den Bildern der Analusienreise fand ich dieses geeignet.

Eine liebenswerte Kellnerin zauberte das Lächeln mit zwei Flaschen, die Öl und Essig enthielten, auf die Vorspeise. Welch entzückender Empfang!

Überhaupt ist dieses Restaurant, das wir am ersten Tag zufällig fanden, in jeder Hinsicht rühmenswert. Aus der Hitze der von Touristen gefluteten Straße traten wir ein in einen hohen schattigen mit Glas überdachten Hof. Zu dieser Stunde waren wir ganz unter uns und genossen die köstlichen Speisen. 

Eine Venus von Milo leistete uns Gesellschaft.

Die Original-Venus aus Marmor der griechischen Insel Milos steht natürlich nicht hier, sondern im Pariser Louvre. Aber sie scheint als Gegengewicht zu all den Madonnen und melancholischen Magdalenen (diese aus dem Kreis der großen Malerin Artemisia Gentileschi stammende, ca 1622 gemalte, sah ich zuvor in der Kathedrale der Stadt)

durchaus beliebt zu sein. Denn ich sah sie, samt anderen griechischen und römischen Berühmtheiten, gleich noch einmal in der Gips-Sammlung der Universität, die in der Alten Königlichen Tabakfabrik untergebracht ist. In diesem imposanten, wie eine Festung von einem Graben umgebenen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert – es galt damals als das größte Industriebauwerk Europas – waren wir nämlich auch noch.

Und besahen, was Studierenden und Besuchern als Gipsform an griechischer Anmut und Körperbewusstsein (oben) und an römischem Machtwillen und Gesetz (unten) dargeboten wird.

Das Gebäude haben wir, soweit zugänglich, auch durchwandert.

Auf einer Treppenstufe entdeckte ich eine andere mir unbekannte Schöne…

und dachte unwillkürlich an Marcel Duchamps berühmtes Gemälde „Nackte, die Treppe hinabsteigend“, 1912 gemalt und im Museum für Modern Art in Philadelphia, USA befindlich

Weit hergeholt? Na, meinetwegen. Bleiben wir also beim barocken Ausdruck, der Sevilla so liebenswert macht, auch wenn er sich, wie an dieser Wand, zeitkritisch präsentiert und damit meinem akuten Lebensgefühl ein wenig annähert.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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Eine Antwort zu Tagebuch der Lustbarkeiten: Sevilla noch mal im Zeitraffer

  1. ja, es brennt in der Welt, liebe Gerda und wieder mal fasse ich es nicht…

    Schönes habt Ihr erlebt!

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