Ein wenig muss ich ja doch bei diesem weltberühmten Bauwerk, das viele von euch sicher kennen, verweilen. Ich habe nur einen Versuch unternommen (hier), das Wunderwerk des Säulenwaldes zu zeichnen, stattdessen sehr viel fotografiert, in der Hoffnung, dass ich dem Mysterium der Halbmonde und mit Hilfe der Fotos später zeichnerisch nachspüren werde.
Nicht nur die Halbmonde, die durch die sog. Hufeisenbögen gebildet werden, sondern auch die anderen Durchblicke faszinieren und brauchen näheres Studium, um sie zu begreifen.
Man wird sehen.
Die Geschichte des Bauwerks ist ebenso interessant wie dieses selbst: erst stand hier ein römischer Tempel, dann eine westgothische Kirche für den Heiligen Vinzenz. Die moslemischen Eroberer des 8. Jahrhunderts zerstörten sämtliche Kirchen außer dieser Hauptkirche. Eine Weile nutzten sie sie zusammen mit den Christen, doch schließlich zahlte der Emir Abd-al-Rahman I die Christen aus, auf dass sie sich außerhalb der Stadtmauern neue Gotteshäuser bauten, und ließ die Kirche abreißen. Das war Ende des 8. Jahrhunderts. Dann begann man, die Moschee zu bauen. Zweihundert Jahre später ließ der Enkel des Emirs, Abd-al-Rahman III, die Moschee und den Orangenhof erweitern.
Der Orangenhof heute
Mit Erweiterungen und Zubauten gings weiter bis zur „Reconquista“. Ferdinand III widmete die Moschee sogleich (1236) in eine Kirche um und pflanzte auf das Minarett ein Kreuz. In den folgenden zweieinhalb Jahrhunderten blieb das Bauliche dennoch so ziemlich beim Alten. Erst Ende des 15. Jahrhunderts beschloss man, ins Innere der Moschee eine gothische Kathedrale zu bauen. Um dafür Platz zu schaffen, riss man die mittleren Säulen ab….
Die Säulen, auf denen die Bögen ruhen: ja, woher hatte man die eigentlich? Sie stammten aus dem ersten Vorgängerbau – dem römischen Tempel – sowie anderen römischen Bauten. Sie sind aus Jaspis, Onyx, Marmor und Granit, zum Verlieben glatt, ich musste immerzu meine Finger drüber laufen lassen, und einige sind zudem wundersam geschmückt.
Rätsel gaben mir die Decken auf: Mir scheint, die alte Moschee hatte ausschließlich Holzdecken, und die hohen steinernen Decken seien christlicher Inspiration. Ich finde diese Frage nicht unerheblich, da sich in den Decken doch sehr verschiedene Geisteshaltungen ausdrücken.
Diese Mixtur aus Stilelementen der alten umayyadischen Moschee, der späteren Erweiterungen und der gotischen Kathedrale – unter Verwendung römischer Bauelemente – ist trotz aller auch berechtigten Kritik als Gesamtergebnis erstaunlich und bemerkenswert. Ist das Bauwerk zu Recht christlich, weil ja einstmals eine westgothische Kirche hier stand? So behauptete der Bischof von Cordoba 2006. Oder ist es islamisch und muss den Moslems zu rituellem Gebrauch zurückerstattet werden, wie diese fordern? Oder ist es womöglich ein römischer Tempel, aus den genannten Gründen, und man sollte hier dem Zeus oder der Diana Opfer bringen? Dann wäre allerdings die Frage berechtigt, was denn vorher hier stand, bevor die Römer….
ps. Ich hatte tatsächlich vergessen, dass ich schon einmal über die Mesquita geschrieben hatte und traurig war, dass ich sie wegen der Reisebeschränkungen nicht noch einmal sehen konnte. Das war vor zwei Jahren, und ich erzählte Willi davon…. (s.u.)










Einfach beeindruckend, wenn man in diesem Bauwerk steht …
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Wohl wahr! Du warst dort?
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Wir hatten 1996 mit dem Auto eine dreiwöchige ANDALUSIENRUNDFAHRT gemacht … Ausgangspunkt war immer NERJA !
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Pracht in jeder Form, Ausdruck vieler Glaubenskriege und versuchter Überwindungen. Überzeugt aber dieser Kompromiß?
Welche Geisteshaltung spricht daraus und spricht uns an? Die unterschiedlichen Deckenkonstruktionen zu betrachten, lohnt sich auf jeden Fall.
Alles andere ist auch sehenswert. Der Orangengarten aber ist bei mir nur als weiße Fläche zu sehen, also unsichtbar.
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Bei mir ist das Foto normal zu sehen.
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Schade, daß ich es nur weiß, also gar nicht, sehe.
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Das ist wieder einmal ein sehr schöner Bildbericht von dir, der die vielen Facetten dieses auch in seiner Diversität einmaligen Bauwerks. 🙂
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Danke Joachim!
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Ein wundervolles Bauwerk. Umso interessanter mit seiner langen Geschichte und den vielen Umbauten. Zu welcher Glaubensrichtung es gehört ist für mich persönlich nicht relevant. Für andere dagegen sehr und das ist angsichts der Schönheit schade. Es dauerhaft allen Glaubensrichtungen zugänglich zu machen ist wohl ein utopisher Gedanke.
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Genauso empfinde ich es auch. Warum sollte es nicht möglich sein, dass jede Glaubensrichtung in diesem gewaltigen Gebäude seinen Raum hätte, friedvoll unter einem großen Dach? Jetzt las ich wieder über den Streit um den „dritten Tempel“ auf dem Tempelberg, den etliche jüdische Organisationen vorantreiben, der aber den Abriss der den Moslems heiligen Moschee voraussetzt. Gruselige Welt.
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Leider sehr, sehr gruselig unsere Welt.
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Ein Wunder, liebe Gerda, ein Wunderbauwerk für mich.
Selbst wenn man gar nichts dsrüber wußte, Du kein einziges Wort dazu geschrieben hättest, könnte man dieses Wunder bewundern.
Ein Bauwerk an dem über so lange Zeit immer wieder Menschen gebaut und bemalt haben, gehört doch nun allen Religionen. Weder nur der einen, noch der anderen.
Alle haben Teil und so sollte es vielleicht auch sein.
Wunderschön, jedes einzelne Bild, liebe Gerda!
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Ja, die Mezquita ist schon ein einzigartiges ungewöhnliches Bauwerk, bezüglich dessen Gestaltung wohl einige Fragen offenbleiben. Danke für die Bilder, mein Besuch ist schon gut 20 Jahre her.
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