Kleine Beobachtungen: Pool oder Meer? Über das Framing

Würde ich dir nicht versichern, dass es sich bei dem abgebildeten Wasser um das weite offene Meer handelt, würdest du es vielleicht für ein Swimmingpool halten. Diese Täuschung ist Ergebnis der Rahmung – in diesem Fall Geländer, eingerollte Plane, Tavernentisch – und auch der Perspektive, die den Blick von oben durch die Rahmung nach unten lenkt.

Framing nennt man die Rahmung in der politischen Debatte, denn dort liebt man das Englische. Auch da wird aus dem Großen Ganzen ein Bildausschnitt herausgeschnitten und die Wahrnehmung durch geeignete Rahmung gelenkt. Ein weites Feld – so groß wie das Meer, das mit allen Meeren zusammenhängt – ist das Geschehen auf der Welt. Wir aber gucken immer nur durch die uns vorgegebenen oder von uns selbst gewählten Rahmen auf kleinste Abschnitte und debattieren dann darüber, was zu sehen ist. …

Avatar von Unbekannt

About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Architektur, Erziehung, Fotografie, Geschichte, kleine Beobachtungen, Politik, Vom Meere abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

12 Responses to Kleine Beobachtungen: Pool oder Meer? Über das Framing

  1. Avatar von piri piri sagt:

    An den Steinen im Wasser kann man es erahnen. So klares Wasser – es muss Spaß machen dort reinzugehen!

    Like

    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Stimmt, Piri, man kann schon das Richtige erahnen, wenn man genau hinschaut wie du. Das Meer ist hier wirklich wundervoll klar, ganz anders als an der Ostsee, wo ich aufwuchs.

      Like

  2. Durch Framing kann man einen Sachverhalt vollkommen anders darstellen. Privat oft genutzt, nicht nur politisch.

    Gefällt 1 Person

    • Avatar von Die Rückkehr der Liebesgöttin lachmitmaren sagt:

      Na ja, aber dass jeder Mensch selbstverständlich (ausschließlich) eine subjektive Wahrnehmung hat, ist nochmal ein ziemlicher Unterschied zu bewusstem politisch genutzten Framing bestimmter Sachverhalte. Oder?
      Liebe Grüße

      Gefällt 1 Person

      • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

        Mir scheint, Maren, Gerhard meinte nicht die subjektive Wahrnehmung, sondern das mehr oder weniger bewusste framing. Als Instrument der politischen Indoktrination und Propaganda ist es ein Spezialfall, da wird es sehr bewusst eingesetzt für quasi-wissenschaftliche Ableitungen. Ein gutes Beispiel ist der „Klimawandel“. Am einfachsten ist das zeitliche framing: man setzt ein Datum als Beginn der Entwicklung und blendet das, was vorher war, einfach aus. Etwas komplizierter ist die Ausblendung von Geschehnissen, die innerhalb des gesetzten Zeitrahmens vorkommen, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. – Im Grunde werden alle Tatsachenbehauptungen durch geschicktes framing glaubwürdig gemacht.

        Gefällt 1 Person

      • Haben das Anthropozän sich auch irgendwelche Schlaumeier ausgedacht?!

        Like

      • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

        Das Anthropozän rechnen manche vom ersten Auftreten des Menschen an, andere vom Beginn der Landwirtschaft, wieder andere beginnen im 19. Jahrhundert mit der Industrialisierung (so las ich grad in einem Fachartikel). Also ist der Zeitrahmen sehr variabel. Welchen Zeitrahmen du wählst, ist zB hinsichtlichder Frage des „Klimawandels“ von größster Bedeutung. Auch der gewählte geografische Bezugsraum ist natürlich entscheidend. Wähle ich zB die Mittelmeeranrainer oder Europa oder die gesamte Erde für den Vergleich mit meinen Daten? Und welche Daten sind in diesen Bezugsräumen und Zeiten überhaupt verfügbar? Sind die, die man finden kann, mit unseren Messergebnissen vergleichbar? Naja, undsoweiter.

        Gefällt 1 Person

      • Das alles ist richtig, aber in meinen Augen hat sich der Mensch zu viel erlaubt. Andere sagen aber, dass die Erde niemals durch den knirps Mensch ins Wanken geraten kann.
        Wem glaubt man nun? Nun, der Kohorte, der man sich schon länger zugehörig fühlte.

        Like

      • Avatar von Die Rückkehr der Liebesgöttin lachmitmaren sagt:

        Ich würde den Menschen zwar nicht als „Knirps“ bezeichnen; aber dass sich etliche Menschen in vielen Bereichen sehr schädlich für Natur und auch die Menschheit selbst verhalten, ist leider so. Die Frage, WAS besonders schädlich ist, würde ich allerdings möglicherweise sehr anders beantworten, als du. Und irgendwelchen „Kohorten zu glauben“ ist ohnehin nicht mein Ding … .

        Like

      • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

        „Der Mensch“, ja, er neigt zur Hybris, er erlaubt sich zu viel, er respektiert die Gesetze der Nemesis nicht, die bestehen im Ausgleich von Geben und Nehmen. Nimmt eine Art zu viel, schlägt das Pendel zurück, denn ihr Lebensraum wird zerstört. Dann muss sie geben, um das Gleichgewicht wieder herzustellen.

        Gefällt 1 Person

    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Ja, Gerhard, das stimmt. Bei Diskussionen über Geschehnisse ist das Framing von großer Bedeutung, denn davon hängt ab, was man als Ursache einer Wirkung heranzieht. ZB die Frage, ob es heute eine ungewöhnliche Erderwärmung gibt. Die einen fangen im Mesozen an, andere 1850 oder „als ich jung war“ – Jedesmal ist ein anderer Zeitabschnitt relevant und sind die Ergebnisse anders. Da kann man sich dann trefflich streiten.

      Gefällt 2 Personen

Hinterlasse eine Antwort zu piri Antwort abbrechen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..