Tagebuch der Lustbarkeiten: Sommerwind.

Gestern noch sahen Himmel und Meer aus wie einbalsamiert. Nichts regte sich. Dichter Dunst lag über allem. Am Abend erschienen ein paar schmutzige Schlierenwolken. Gegen elf  Uhr nachts legten wir uns, erschöpft von der Hitze, unter unser Moskitonetz auf der Turmterrasse. Und schliefen ein.

Gegen zwei Uhr wachte der Wind auf und zerrte am Moskitonetz, blies es auf zu einem Segel. An Schlaf war erstmal nicht zu denken, aber das war schon ok. Denn nun war es besser aufzustehen und den erwachten Wind auf der Haut zu spüren.  Die Küstenlichter blinkten hell und zeichneten die Linie der weiten Bucht von Kalamata nach. Die Sterne hatten ihre Leuchtkraft, die ihnen im Dunst der heißen Nächte abhanden gekommen war, wieder erlangt.

Der Wind wurde immer stärker, und so holte ich das Netz ein. Mein Mann verzog sich ins Hausinnere, aber ich mochte mich nicht von dem freien Atem der Nacht trennen. Und tatsächlich schlief ich, nachdem ich die Laken festgezurrt hatte, in meinem windigen Bett wie ein glückliches Kind. Die Jungkatzen turnten über meinem Kopfe herum, aber auch das störte mich nicht.

Als ich am Morgen die Augen aufmachte, blickte ich in einen blauen Himmel und hinunter zu einem dunkelblauen Meer mit kleinen Schaumkronen. Es ist weiterhin heiß, aber das Leben ist zurück. Auch die großen Feuer auf Korfu, Rhodos und Euböa scheinen vorerst gelöscht zu sein.  

Ein früheres Wind-Legebild, leicht bearbeitet. 

 

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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25 Responses to Tagebuch der Lustbarkeiten: Sommerwind.

  1. Avatar von Myriade Myriade sagt:

    Das sind gute Nachrichten. Leider brennt es jetzt in Italien

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Herrje, ja, da brennt es auch schon die ganze Zeit und jedes Jahr erneut. Auch in Spanien, in Portugal, in der Türkei, in der Subsahara, in Kanada …. Es ist traurig, es ist schaurig, es ist grausam, aber es ist nicht neu. Und dass es mit „Klimawandel“ zu tun hat, will mir nicht einleuchten. Eher mit der Art, wie heute Wälder im „Naturzustand“ erhalten werden, so dass irgendwo gelegtes Feuer schwer zu löschen ist, dazu auch die Zersiedelung, die Vermüllung, die Leitungen überall….. Und immer noch gibt es Hirten, die Wälder anzünden, damit ihre Tiere im nächsten Frühjahr mehr zu fressen haben.

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      • Avatar von Myriade Myriade sagt:

        Klimawandel ist ein statistisch wahrnehmbares Phänomen. Die Durchschnittstemperaturen steigen deutlich, als Folge davon auch die extremen Wetterphänomene (wann gab es zB in D Orkane? Es schmelzen die Gletscher. der Meeresspiegel steigt, ein paar INseln im Pazifik mussten deswegen schon verlassen werden .Es lässt sich nicht wegdiskutieren. Das Argument, dass sich das KLima der Erde im Lauf der Jahrmillionen immer wieder verändert hat ohne menschliches Zutun. Ja, aber mit menschlicher „Unterstützung“ geht e einfach um vieles schneller

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Mir geht es darum zu betonen, dass der Klimawandel als Erklärung und Alibi für Umweltkatastrophen herangezogen wird, die ganz andere Ursachen haben und entsprechend angegangen werden müssten. Es wird hier kein bisschen weniger brennen, wenn die Welt CO2-neutral funktionieren würde ( was sie eh nicht tun wird). Nur wenn es eine vernünftige und durchsetzbare Raumordnung und Waldbewirtschaftung gäbe, wäre das der Fall. Das ist freilich ebenfalls eine leere Hoffnung.

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      • Avatar von Myriade Myriade sagt:

        Ja, wobei der Klimawandel Eine w seltsame Ausrede für mangelnden politischen Gestaltungswillen ist. Eher sollte diese Perspektive noch weiter dazu motivieren zu versuchen weitere Brände zu vermeiden. Ja.,leere Hoffnungen in alle Richtungen…

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Übrigens, vielleicht magst du mal dies hier vom Blogkollegen Hintermbusch lesen: https://hintermbusch.wordpress.com/2023/07/28/pseudowissenschaft-mit-john-flori/

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      • Avatar von Myriade Myriade sagt:

        Danke! Habe ich gelesen. Die Sache mit dem Chatbot, der immer schlechter wird ohne dass seine Erzeuger wüssten warum, habe ich schon aus anderen Quellen gehört. Ich muss gestehen, dass es mich etwas belustigt.
        John Clauser ist ein renommierter Quantenphysiker aber kein Klimatologe. Dass er eine ganze wissenschaftliche Disziplin als schlechte Wissenschaftler bezeichnet, finde ich nicht glaubwürdig. Sein Aufruf zu exakter Wissenschaft ist ja gut und schön, aber dass nur er selbst diesen Anspruch erfüllt noch dazu in einem fremden Fachgebiet leuchtet mir nicht ein. Sollte er gegen alle Wahrscheinlichkeit doch recht haben, würde es mich aber natürlich. freuen.

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Recht hat er, so meine ich, in Bezug auf die Fragwürdigkeit der Datenerhebung und der Modellierung, sowie in Bezug auf die Korrumpierbarkeit von Wissenschaft und Politik durch wirtschaftliche Interessen. Recht hat er auch hinsichtlich der Gefahren, die für die Wissenschaft entstehen, wenn Gegenmeinungen nicht geprüft, sondern tabuisiert werden. Was die Fragen anbetrifft, ob und wie weit, aufgrund welcher Faktoren sich die klimatischen Verhältnisse auf der Erde insgesamt oder partiell verändern – das herauszufinden ist eine dauernde Aufgabe der beobachtenden Wissenschaftler und der vernunftbegabten Menschen insgesamt. Und natürlich ist es gut und notwendig, schädliche Verhaltensweisen einzugrenzen und die Erde zu schützen.

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      • Avatar von Myriade Myriade sagt:

        Prinzipiell ja, aber mit den Meinungen in der Wissenschaft ist es halt so eine Sache. Wie er selbst sagt, braucht es keine Meinungen sondern mit Fakten untermauerte Tatsachen.. Mich überzeugt es halt nicht, wenn ein fachfremder Wissenschaftler alle anderen für unseriös und unfähig erklärt. Prinzipielle Betrachtungen sind eine Sache seit Jahrzehnten laufend erhobene Daten und die auf dieser Basis geschaffenen Modelle eine andere.

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Dann sehen wir es gleich: Klimawandel als Generalalibi, um
      nichts an den Brandgründen zu ändern und weiter -diesmal mit den „besten Absichten“ – aus Profitgründen die Natur zu zerstören. (Beispiele: Windparks zu Wasser und zu Lande, Abholzungen, um Platz für Photovoltaik zu bekommen, Zerstörung der Landwirtschaft (insbesondere durch Vergiftung des Wassers) in bodenschatzreichen Regionen …, Ersetzung von Erdgas durch verflüssigtes Gas, das per Tankern über die Weltmeere geschafft wird, vorzeitiges Ausrangieren und Ersetzen von funktionierenden Anlagen, Maschinen und Geräten durch neue angeblich sauberere etc pp). Gigantische Wirtschaftsinteressen habennsich an dies Klimadings gehängt, was auch der Grund ist, weshalb Skeptiker diffamiert werden. Sonst könnte man ja ruhig drüber sprechen, abwägen und die vernünftigsten Lösungen suchen. Dasselbe Phänomen hatten wir bereits bei den Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung und haben wir wieder beim kriegerischen Konflikt um die Ukraine. Immer, wenn große Interessen im Spiel sind, leidet die offene Debatte.

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      • Avatar von Myriade Myriade sagt:

        Tja, bezüglich der Pandemie mit allem Drumherum und auch bezüglich der „Spezialoperation“ sind wir nun einmal nicht derselben Meinung, aber wir müssen ja nicht darauf herumreiten 😉

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  2. Wie froh und erleichtert kommt das zu mir herüber. Gerda!!!
    Möglicherweise fühltest Du Dich in Deinem festgezurrten luftigen Bett wie auf einem Segelschiff auf offenem weiten Meer, – stimmt’s?

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  3. Dein leicht bearbeitetes Legebild scheint dies auch zum Ausdruck zu bringen.

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  4. Liebe Gerda, ich habe mir diesmal einfach das Recht herausgenommen, es bei mir zu zeigen, – und zwar zum Ausgleich für die Schreckensmeldungen über die Feuer auf einigen griechischen Inseln. Und auch zu Euch kam das Feuer ziemlich nahe.
    Aber nun bin ich erleichtert.😊💐

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Anscheinend wurdet ihr diesmal in Deutschland mit Schreckensnachrichten über griechische Wildfeuer geradezu bombardiert. Dabei haben wir sie ja jedes Jahr, auch auf Rhodos vergeht kein Jahr ohne Brände, und es gab schon weit schlimmere Jahre, auch heißere und trockenere, in den 70er und 80er des vorigen Jahrhunderts. Ich finde die Feuer grässlich, ich mag auch die übergroße Hitze nicht, aber sie haben nichts mit „Erderhitzung“ zu tun. Es ist halt Sommer am Mittelmeer.
      Bei uns in der Nähe gabs dieses Jahr noch keine Brände, toi toi toi. Die Großbrände hier waren im Jahr 2007. Damals und auch später gab es viele Tote, diesmal nicht, nur sind zwei Piloten leider mit der Maschine abgestürzt und ein Hirte ist umgekommen. Die Evakuierung hat ausgezeichnet geklappt. Jedenfalls da hat die Regierung zugelernt.

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  5. Avatar von Verwandlerin Verwandlerin sagt:

    Ach herrlich, liebe Gerda, im Freien geschlafen habe ich zuletzt mit 19 nach dem Abi auf einem Bauernhof in Norddeutschland, weil die Hornissen unseren Schlafplatz erobert hatten…

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Wir schlafen, wann immer möglich, von Mai bis Oktober draußen. Ist ein ganz anderes Schlafgefühl.Man wacht zwar öfter mal auf, aber auch das ist schön, wenn man dann die Sterne oder den Himmel vor Sonnenaufgang oder auch das mondbeschienene Meer anschaut.

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  6. Klingt nach einer guten Nacht, liebe Gerda.
    Die Luft wurde freigepustet und Deine Lunge atmete auf (ich vermute, nicht nur die Lunge 🙂 )
    Dein Wind-Legebild gefällt mir gut!

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  7. Das klingt gut, dein kleines schlussendliches Schlafabenteuer 🙂

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  8. Manchmal muss man sich den Naturgewalten (ein wenig) aussetzen, um sich leben zu spüren. Ich habe das oft mit Starkregen oder Sturm auf dem Deich zu gehalten.

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Ja, so mache ich es auch. In meiner Kindheit liebte ich es schon sehr, mich schräg gegen den Wind zu stellen, um seine Kraft zu fühlen, und als Jugendliche trieb es mich mit meinem Schäferhund raus in Schneestürme. Sturm ist wundervoll belebend!

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