Was zuletzt geschah: Alle haben sich zur Ruhe gebettet. Abud und Jenny können gegen Mitarbeit beim Hirten bleiben, die anderen sollten am nächsten Tag weiterziehen. Die blinde Dichterin ist allein hinausgegangen.
Sie geht vorbei an den Kindern Clara und Hawi, die bei den Schafen in Danais Schoß schlafen.
Domna singt Brentanos Wiegenlied:
Singet leise, leise, leise,
singt ein flüsternd Wiegenlied;
von dem Monde lernt die Weise,
der so still am Himmel zieht.
Singt ein Lied so süß gelinde,
wie die Quellen auf den Kieseln,
wie die Bienen um die Linde
summen, murmeln, flüstern, rieseln.
Sie geht weiter und weiter, tastet sich voran.
Müssen wir immer weiterfliehen
woher, wohin treibt es uns fort?
Wir lagen flehend auf den Knien
entrannen bösem Brand und Mord.
Das Meer verschlang uns und die Berge
sie warfen uns in ihre Klüfte
In Höhlen fanden wir Herberge
und wankten traumlos durch die Grüfte.
Wir teilten Speise mit den Toten
und nährten uns von Milch und Kraut
Das Leben wollten wir ausloten
Die Sonn verbrannte uns die Haut.
Der Himmel über uns erbleichte
es wurde Licht, es wurde Nacht
Wir nahmen das, was man uns reichte
wir schliefen und sind aufgewacht.
Da war ein Mensch, er stand bescheiden
mit seinem Hund und sprach uns an.
Wollt ihr mit mir die Schafe weiden?
Denn Hilfe brauch ich, sprach der Mann.
Wenn ihr mir helft, habt ihr zu essen
und habt ein Dach, das euch beschützt
hier könnt ihr eure Flucht vergessen
und tun, was euch und andern nützt.
Doch fort, o fort die Wogen rollen
wir müssen immer weiter fliehn
in uns ist Flucht, in uns ein Wollen
ein Jagen, Stoßen, Vorwärtsziehn.
Wär ich ein Baum, ich könnte wurzeln
im tiefen Grund und stark und still
die Äste breiten, statt zu purzeln
und stolpern zwischen Soll und Will.
Da erscheinen die Spirits und flüstern, zischeln, lachen:
Ho:
Hoho, ei do! was soll denn das Klagen?
Ro:
Du wirst doch nicht mitten im Stücke verzagen?
Lu:
Der Himmel ist weit,
die Erde ist breit
Wa:
Die Welle treibt fort,
von hier gehts nach dort!
Lu-Wa
Das Leben ist Wechsel, es steht niemals still
Mal sehen auch Blinde, nach Mai kommt April!
Ho-Ro
Die Toten erwachen,
die Lebenden ruhn
die Traurigen lachen,
die Faulen wolln tun
Lu-Ho-Wa-Ro
Das Oben sinkt runter,
was kraftvoll wird matt
was grün war wird bunter,
die Knospe wird Blatt
was jung ist, will werden,
was stillsteht verdirbt
und fällt auf die Erden,
was reif ist, das stirbt.
Domna
Ihr freundlichen Geister, ich höre euch raunen und lachen
mein Herz wird mir leichter, das eben noch schwer in der Brust.
Auch mein Gesang schweig, ich mag nun länger nicht wachen
und grübeln nicht über: du sollst, du willst und du musst.
Wieder so dichterisch, poetisch, stimmungsvoll: wechselnd nach Situation oder Temperament, einfühlsam in andere Menschen…
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Und Dein Experiment mit Überblendungen von Gezeichnetem und Foto hast Du hier auch eingesetzt, wie mir scheint.
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