Welttheater, 4. Akt, 30. Szene: Mütterliches, Träumerisches

Was zuletzt geschah: der kleine Hawi aus Afrika (vermutlich Äthiopien) hat in Danai eine mütterliche Freundin und in Domna eine Auslegerin seines Schicksals gefunden. Nun kann er ruhig an Danais Brust liegen und träumen.

Wenden wir uns nun kurz Clara und Trud zu. Was sich bereits andeutete, als Trud sich für Clara zum Pferdchen machte, wird nun offenbar. Ihr fehlte das Kind. Truds vom vielen Fragen gekrümmter Leib ist Wiege, in der Clara ruht und träumt.

Trud mit Clara                                                                 Danai mit Hawi

Zwischen Danai und Trud ertönt im Wechselgesang, auf deutsch und auf Oromo, der Muttersprache Hawis, das Liedchen „Wer hat die schönsten Schäfchen“ (Hoffmann von Fallersleben)

Trud

Wer hat die schönsten Schäfchen?
Die hat der goldne Mond,
Der hinter unsern Bäumen
Am Himmel drüben wohnt.

Danai

Hoolota bareedduu eenyutu qaba?

Ji’i warqee isaan qaba

Kan muka keenya duuba jiru

achi samii keessa jiraata.*

Trud

Er kommt am späten Abend,
Wenn alles schlafen will,
Hervor aus seinem Hause
Zum Himmel leis’ und still.

Danai

Galgala galgala dhufa

Yeroo namni hundi rafuu barbaadu

mana isaa keessaa bahee

Callisee fi ammas gara samiitti.*

Trud

Dann weidet er die Schäfchen
Auf seiner blauen Flur;
Denn all die weißen Sterne
Sind seine Schäfchen nur.

Danai

Sana booda hoolota dheedisa

Koridoorii isaa isa bifa diimaa qabu irratti;

Sababni isaas urjiileen adiin hundi

Hoolota isaa qofa.*

Trud

Nun schläfst du, mein Kindchen, ich wiege dich sacht

und wünsch dir viel Träume und friedliche Nacht.

Die Fragen sie schlafen nun friedlich auch ein

Die Alte und΄s Kindlein könn“n fraglos mal sein.

 

Wir fragen nicht mehr nach wohin und wozu

Die ewigen Fragen sie kommen zur Ruh.

 

Es mögen jetzt kommen die Männlein vom Mond

und Fraun von den Sternen, die alle bewohnt,

uns wundert es nicht, wir sind froh und beglückt

wenn der Traum unsre Welt so anmutig bestückt.

 

Wir fragen nicht mehr nach warum und wieso

denn wir wissen die Antworten sowieso.

 

Am Tage da fragst du, weil du gar nichts weißt

Willst wissen, wie das Blümlein wohl heißt

Im Traum spricht das Blümlein und sagt seinen Namen

und woher die Blumen und Bienen herkamen.

 

Da fragen wir nicht mehr, da ist alles klar

es gibt keine Täuschung, denn alles ist wahr.

Danai

Schlaf ruhig, mein Kind, das das Meer mir genommen

ein anderes Kind ist jetzt zu mir gekommen

So wein ich nicht mehr und nicht klag ich mein Leid

die Liebe für dich sie steht nun bereit

 

zu trösten, zu lehren den Sohn, der mich fand

auch wenn uns nicht bindet der Nabelschnur Band

Ich werd ihn bewahren bis hin zu der Zeit

wenn die Heimat zu finden er wieder bereit.

 

Vielleicht lebt die Mutter, vielleicht ist sie tot

vielleicht hat sie bestiegen ein Füchtlingsboot

Ich weiß es nicht, es ist mir verborgen

doch für ihren Sohn werd ich immerfort sorgen

 

Das verstehen all die, die ihr Kindlein verloren,

das sie unter Schmerzen und Freuden geboren.

Die Mütter, sie fühlens, sie kennen den Schmerz,

der Mütter Schicksal greift ihnen ans Herz.

Hawi (im Schlaf)

Die Schafe, Mama, sind so sanft und warm

und ich lieg so gemütlich nun in deinem Arm

Ich fürcht auch gar nicht mehr den Hund, der knurrt

der ist grad wie die Katze, wenn sie schnurrt

Danai

So schlaf und träume süß, denn morgen schon

weißt du nicht, was dir welkt und blüht, mein Sohn.


*Google translator Deutsch – Oromo

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

.

 

 

 

 
 

 

 

 

 

 

Derweil bleibt uns das Schicksal von Jenny mit Wilhelm und das von Abud, dem älteren Afrikaner, noch verborgen. Wenden wir uns jetzt Abud zu,der sich den verdienten, aber nicht ausgezahlten Lohn dafür, dass er Wilhelm geschleppt hat, nun selbst in Wilhelms Lager holen will.

 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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3 Antworten zu Welttheater, 4. Akt, 30. Szene: Mütterliches, Träumerisches

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Allerliebst🙏💓💗🐦🕊️⭐🌳🌛

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  2. Random Randomsen schreibt:

    Und sogar Dora hat den Weg ins Traumland gefunden. 😀

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