Welttheater, 4. Akt, 12. Szene: Wilhelms Abstieg (Wald und Sumpf)

Was zuletzt geschah: Danai verhalf dem verletzten Wilhelm durch ein Heilkraut zu einer erotischen Wiederbegegnung mit Isolde. Er will sie nun unbedingt finden und bittet Danai sowie die beiden Afrikaner Hawi und Abud um Hilfe.

Wilhelm:

Mein rechtes Bein ist zwar kaputt

Doch wenn ihr zwei, Hawi Abud

Mich stützt, dann wird es gehen.

Das Licht reicht noch zum Sehen.

 

Wir müssen nur den Abstieg zwingen

und durch den Spinnwebwald vordringen,

dann kommt ein Sumpf und wenig drauf

gehts einen kleinen Hügel rauf

 

von dort sieht man dann schon das Meer.

Nun kommt schon her

was wollt ihr mehr

Zum Abschluss gibt’s ein gut Salair.

Sie gelangen in den Spinnwebwald.

Hawi:

Ich mag nicht mehr

der Mann ist schwer.

Abud:

Es ist ein Schlauch

Mir langt es auch.

Wilhelm

Nur noch ein kleines Stück,

ich kann nicht mehr zurück

Ich biete euch ein guts Entgelt

bin sicher, dass es euch gefällt.

Abud:

Was willst du uns denn geben, Boss?

Hawi:

Ich will ein Huhn, gebraten kross.

Abud:

Du spinnst, Hawi, ich will viel Geld

dann kauf ich mir, was mir gefällt.

Nun sag schon, Boss, was wir so kriegen

ansonsten lassen wir dich liegen.

Danai:

Ich bitt euch beiden, seid nicht gierig

der Abtransport ist so schon schwierig.

Kommt, hebt ihn an,

voran, voran!

Sie gehen weiter und geraten in den Sumpf.

Hawi und Abud weigern sich weiterzugehen. Danai stützt Wilhelm, der ohnmächtig ist, mit ihrer Schulter.

Hawi

Ich mag nicht mehr, der Sumpf ist zu gefährlich

ich glaub, ich bin hier sowieso entbehrlich.

Abud

Alleine kann ich ihn nicht tragen

wir sollten ihn noch einmal fragen

was er uns als Salair verspricht

ne Perlenkette reicht mir nicht.

 

Von solchen edelen Geschenken

Hab ich vom Opa ein Andenken.

Sie schleppten damals weiße Damen

Da gings Hühott und kein Erlahmen

 

Wer schlapp macht, kriegt ein dutzend Hiebe

Wollen sie Lohn, nennt man sie Diebe.

Danai:

Helft mir, den armen Mann zu betten

wenn ihr zu feig seid, ihn zu retten.

Dann könnt ihr gehn, denn eure Gier

gefällt mir nicht. Ich bleibe hier.

 

Abud:

Wir sind nicht gierig, gute Frau,

doch kennen wir die Welt genau.

Wenn dieser Mann uns brauchen tut

dann sind wir plötzlich brav und gut.

 

Ansonsten hält er uns für Pack

und haut uns kräftig in den Sack.

Hawi:

Komm Abud, wir legen ihn nieder

betten die zerbrochenen Glieder.

Die Frau kanns nicht alleine tun.

Dann können wir uns auch ausruhn.

 

Die drei betten Wilhelm vorsichtig auf dem Boden.

Danai:

Ich danke euch, ihr zwei, dass euer Herz

gesprochen hat,  und ihr den Schmerz

des Mannes fühltet, und nicht euren Groll,

von dem auch dieses Herz ist übervoll (sie zeigt auf ihre Brust)

 

Doch dieser Mann ist ja nicht selber schuld

am Unglück unsrer Ahnen, habt daher Geduld

wie er, wenn er erwacht, wird unsren Dienst begleichen.

Das soll für uns dann sein ein glaubhaft Zeichen

 

wie er uns sieht und ob er würdig ist

der Freundschaft, oder ob er leicht vergisst

was er in großer Not von uns erhalten.

Ob er vielleicht noch fühlt so wie die Alten

 

die uns, weil wir mit dunkler Haut geboren,

für Tiere hielten oder auch für Toren.

(wird fortgesetzt)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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