Was zuletzt geschah:
Das Biest Kairos (Gott der günstigen Gelegenheit) hat Clara überredet, seinen Schwanz zu packen, um zum „Taschengeld“ zu gelangen. Als Mittel der Verführung benutzte er Claras Stolz auf ihren Mut. Nun spielt sie versunken mit den fünf „Talern“, draußen dunkelt es bereits.
Am Fenster erscheint Jenny.
Jenny
Was machst du da, wir suchen dich!
Lässt du uns einfach so im Stich?
Die Domna weint, die Trud stellt Fragen
der Tschinn ist frech. Zu allen Plagen
haust du noch ab und machst uns Kummer!
Du bist mir eine schöne Nummer!
Clara:
Schau was ich hab! Die Taler hier
Sind die nicht hübsch? Ich schenk sie dir.
Jenny
Die sind gestohlen, nehm ich an
Du bist ein Kindskopf, Mannomann!
Weißt du nicht, wer der Kairos ist?
Der ist ein raffiniertes Biest!
Er lobt dir die Gelegenheit,
verlockt dich zu Verwegenheit
Ich weiß das, hab es selbst erfahren
als ich noch ziemlich jung an Jahren.
Kairos ist schlau und ausgebufft
hat mich verführt, der üble Schuft.
Merk dir, Gelegenheit macht Diebe,
doch klaust du, setzt es später Hiebe.
Clara (weinend)
Ich habe gar nix gestohlen.
Wirst du mich jetzt versohlen?
Jenny
Schon gut, komm mit, und lass die Finger
von fremden Sachen. Diese Dinger
die bringen dich sehr schnell ins Kittchen
und nachhermal wirst du zum Flittchen.
Ich weiß das leider nur zu sehr,
Herauszukommen ist dann schwer.
Los, komm, die andern warten schon.
und sag nur ja nichts, keinen Ton!
Liebe Gerda,
Kairos ist ein verführerischer Gott, vielleicht auch eine Göttin? Oder Androgyn?
Hast du Jenny Erpenbecks Buch mit dem gleichnamigen Titel gelesen? Ich fand es besonders als Berliner sehr gut konzipiert.
Haben dich die Schnipsel schon erreicht? Bei uns streikt die Post aber ich hoffe, dass der Brief noch vorab zu dir auf den Weg gebracht wurde.
Ganz doll liebe Grüße von Susanne
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Danke, Susanne. Ich hab eben nach dem Buch gegoogelt, ich kenne es nicht. Die Schnipsel sind noch nicht da, glaube ich. Morgen gehe ich bei der Taverne vorbei und frage. Nach meiner Erfahrung ist noch immer alles angekommen, manches zwar verspätet, aber verloren ging nichts. So hoffe ich. Seid ihr nun umgezogen? Ganz liebe Grüße von hier! Gerda
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Ja, Gerda, privat sind wir nun umgezogen. Das macht es mir viel einfacher, in meinem Atelier zu arbeiten.
Heute sitze ich in meinem „Büro“ mit kunsthistorischen Büchern und will an meiner Dissertation schreiben. Ich freue mich darauf.
Neben mir lieben zwei Collagen. Kleine Dinge arbeite ich in meinem privaten Bereich.
Liebe Grüße sendet dir Susanne
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Da wünsche ich euch Gutes Einleben! Deine Collagen, die du hier manchmal zeigst, finde ich große Klasse!
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Danke, Gerda, die Collagen haben schon einige Jahre auf dem Buckel und ich habe sie alle schon einmal um 2012 Herum gebloggt. Aber ich mag sie so sehr, dass ich sie gerne nochmals zeige.
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Manchmal ist Re-bloggen angezeigt. Die zuletzt gezeigten Collagen haben mich sehr beeindruckt, und ich nehme an, dass du sie auch für deine jetzige Arbeit wieder herausgesucht hast.
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Wie gut, daß Jenny als Retterin in größter Not hier jetzt auftaucht!
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Clara hat gar nicht verstanden, dass sie „in Not“ ist. „In Not“ sind eher die anderen, die das Kind vermissen.
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Aber natürlich war die Situation gefährlich. War das vielleicht der gute „Kairos“, der Jenny so mutig handeln ließ?
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„ausgebufft“ und „nachhermai“ sind das Deine Wortschöpfungen, Gerda? Paßt aber gut.
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„ausgebufft“ bedeutet erfahren und trickreich, mit Raffinesse vorgehend, clever
„ein ausgebuffter Profi, Geschäftsmann“. „Nachhermal“ (nicht „nachhermai“)gibt es als „nachher mal“.
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😊
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Daß Kairos ein Biest ist, das ist Deine Interpretation. Für mich hat „Kairos“ einen anderen Klang. Aber das nur „am Rande“.
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Stimmt schon, Kairos ist eigentlich der „günstige“ oder auch „glückliche Moment“, den es zu erhaschen gilt. Und man packt ihn nicht am Schwanz, sondern am Schopf, der dem griechischen Gott auf dem sonst kahlen Schädel wächst. Das sind so meine künstlerischen Freiheiten.
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Ja, Gerda, so empfinde ich „Kairos“. Danke.
Sicher hast Du das vorher gewußt und Dich dann so entschieden, warum auch immer. Wohl wegen der Spannung der Handlung.
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Du hast Recht: ich wusste es, kenne die Bedeutung des griechischen Gottes Kairos schon lange. Ich würde sagen, die „Gelegenheit“ ist ein zweischneidiges Schwert. Manchmal denkt man: ergreife sie! und schneidet sich. Manchmal denkt man: Lass die Finger davon! und bereut es hinterher. Das stimmt besonders bei Finanztransaktionen, Investitionen usw., aber auch für angeblich oder tatsächlich günstige Konsumangebote („Schnäppchen“), und es gilt eben auch für illegale Handlungen (Gelegenheit macht Diebe)
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Gerda, auf dem Gebiet kenne ich mich nicht aus. Ich dachte es eher im idealistischen Sinne.
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Alles hat viele Seiten, drum nenne ich Kairos auch zwielichtig. Außer dem Idealen gibt es immer auch das Reale und das Banale.:)
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Das ist mir natürlich bekannt.
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Nun bin ich gespannt, ob oder wann die verlorene Latüchte wiedergefunden wird bzw. wie es eine Zeitlang ohne dies Licht zugeht…
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Tja, da bin ich auch gespannt, Gisela. 🙂
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💛
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