Auftritt Domna, die blinde Poetin:
„Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.“
O wenn ichs wüsste, dieses Wort,
dass hier an diesem trüben Ort
die Welt erneut in Frohgesang
in Flötenton und Geigenklang
erklänge wie in Kindertagen
noch unbewusst der Altersplagen
und nichts wär als ein Lobgesang ….
Wie ist das Herze mir so bang….
Auftritt Trud, die Fragende
Was jammerst du, Alte, dem Singen der Dinge nach?
Es wird dir nichts bringen
das Gerümpel hier, der vertrocknete Bach
sie werden nicht singen.
Ich befrage die Dinge, solange ich lebe
ich drehe sie um, ich beiße hinein
doch was ich auch tu und wieviel ich drum gäbe
das erlösende Wort, das fand ich wohl? Nein!
Hinter einer zerbrochenen Mauer scheint der Kopf von Danai, der Hilfesuchenden
Vernahm ich menschliche Stimmen? Oder war’s nur der Wind?
Ich meinte, ich hörte ein Jammern fast wie von einem Kind.
Mein Kindlein, das weint nicht, das ist schön geborgen
im Schoße der Engel, da bläst ihm kein Wind
Ich wollt ich wär bei ihm, bei ihm, meinem Kind.
Danai taucht ab. Jenny TheKid tritt auf.
Hallo, liebe Leute,
was hat euch denn heute
an diesen Ort verschlagen?
Ich bin schon seit Tagen
keinem Menschen mehr begegnet
hat ja auch verdammt geregnet.
Nur sone Frau, von woandersher
lebt hier herum, ich sah sie nicht mehr.
Wo ihr schon bei mir gelandet seid
und nicht nur eine, sogar zu zweit,
habt ihr sicher ein Picknick dabei?
gebt mir ein bissel, es sei was es sei.
Domna, ekstatisch:
Das Wort, das Wort, ich habs gefunden!
es ist das Geben, geben, gib!
Wer gibt, tut wohl, wer gibt, gibt Leben
und alles, was dem Leben lieb.
Komm her, du Frau von anderswo,
komm her, du Kind mit leerem Magen
Wir setzen uns im Kreise, so,
Ich habe Brot, die Trud hat Fragen.
Und was hast du? Und was gibst du?
Jenny, Trud, Domna und Danai im Wechselgesang
Ich erzähl euch eine Geschichte Und ich stelle Fragen
Ich rezitier euch Gedichte Ich weiß alte Sagen
Ich weiß was von Witzen Und ich, ich kann lachen
Komm her, bei uns sitzen Bring mit deine Sachen
Komm her, dich zu wärmen Bring mit deinen Kummer
Wer wird sich denn härmen? Ich sing dich in Schlummer.
Ich gebe, so gib schon, er gibt und sie gibt Ich lebe, ich liebe, du liebst und sie liebt.
Als sich die vier freundschaftlich um die Platte gruppieren, die zum Tisch wurde, verändert sich die Kulisse. Ein heller Strand mit schattenden Bäumen und einem blauen Meer werden sichtbar, sanft beleuchtet. Man hört Möwen kreischen und das leise Plätschern der Wellen.
Aus dem Off höre ich Doras Krähstimmchen: „Na also, geht doch!“
Wünschelrute
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.
Liebe Gerda!
An diesen Zeilen bin ich hängengeblieben: „
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.“
Kannst Du hier im Kommentar etwas zur Autorenschaft schreiben?
Liebe Grüße, Jürgen
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Guten Morgen, Jürgen. Das Gedicht ist von Eichendorff. Ich hatte unten den Link zu Christiane gesetzt, wo es zuletzt zitiert wurde
(Joseph von Eichendorff, Wünschelrute, erschienen 1838 im Deutschen Musenalmanach, aus: Gesammelte Werke. Band 1: Gedichte, Nachlese, Die Feier, 1962, Artikel Wikipedia, Online-Quelle)
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Danke Dir!
Habe mir dazu folgende Notizen heute morgen am Frühstückstisch gemacht, daher die Frage nach der Autorenschaft:
“Zum Wesen der Dinge:
Für die Fotografie, aber nicht nur die:
Wenn man betrachtend und denkend das Wesen des Gegenstandes, der Situation erfasst und diese festzuhalten versucht, dann begreift man. Und das Bild wird zu einem guten Bild.”
Vielleicht steht das Zauberwort stellvertretend für das Wesen der Dinge- so mein Gedanke!
Liebe Grüße
Jürgen
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Ich weiß nicht, Jürgen. Mir scheint, „Wort“ ist etwas anderes als „Wesen“. Es ist außer klanglich gestaltetem Ausatmen auch Sinnträger, seelisch-geistiger Resonnanzraum und kommunikatives Mittel. Und ein Zauberwort, was ist ein Zauberwort? Es schließt auf, es offenbart, es bewirkt …
Im Eichendorff-Gedicht bewirkt es, dass der Gesang der Dinge für uns hörbar wird. Ob alle Dinge ein und dasselbe Lied offenbaren oder ob jedes sein eigenes Lied hat, sagt es uns nicht. Auf jeden Fall handelt es sich um Klang, um Ton, also um eine hörbare Frequenz. Und diese Frequenz kann sich dann in der Kehle des davon Berührten zu einem Ohh oder Ahh oder auch zu einem Jubel formen… Nicht aber zu einem Bild.
Das sind so meineGedanken, ausgelöst durch deine.
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Liebe Gerda! Danke für die Antwort- ich lasse wirken, Liebe Grüße!
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🙂
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Wow, liebe Gerda, dein Welttheater, das ist kein kleines Projekt! Ich bin sehr gespannt, wie es sich entwickelt und was du damit vorhast. Gerne setze ich mich dazu, wenn ich kein Grippewerfer mehr bin 😉
Morgenkaffeegrüße 🤒🤕🤧🛋️☕🌧️
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Mein Lieblingslied. Als der gute Geist des Miteinanderteilens in den Anwesenden einkehrt, verwandelt sich das düstere Bild und wird so licht und schön, so einladend. Und natürlich spielt da Dora heimlich mit. Das Gedicht von Möricke baute eine Art Friedensbrücke.
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Danke, Gisela, ja,so war es gemeint. Das „Geben“ (miteinander Teilen) ist das Zauberwort. Das Gedicht ist von Eichendorff, nicht von Möricke.
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Ja, ich war mir unsicher, dachte auch schon, daß es von Eichendorff sein könnte.
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Das Lied oder Gedicht spricht vor allem die Seele an, ist wie Musik, und es bleibt auch offen, damit wir weiter offen bleiben und nichts irdisch festlegen.
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Eine tolle Fortsetzung des Welttheaters, liebe Gerda.
Für mich besonders ansprechend
*Das Wort, das Wort, ich habs gefunden!
es ist das Geben, geben, gib! *
und das letzte Deiner Bilder ist so wunderfein . Die Schnipselfiguren in einem Deiner tollen Aquarelle?
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Danke, Bruni. Ja, die Kulissen sind alle aus meinem Werk-Archiv, auch dies Aquarell.
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Wunderschön ❣️
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🙂
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