„Hast du Lust auf eine Runde Bröckchenspiel, Dora?“ – Sie hat. Und so scrolle ich die Fotos im Album runter und sie schreit HALT!
„Noch ein Spiel?“ fragt Dora aufgeregt, als sie das Foto sieht. „Hm, ja, wenn du so willst.“ – „Und wie geht es?“ – „Wie es geht? Ehrlich gesagt bin ich kein Experte. Du gibst mir, sagen wir mal, eine Münze in Gold mit dem Kopf vom Kaiser Franz Joseph und ich gebe dir im Gegenzug Schuldscheine im Wert von 233 Millionen Lira, oder, wenn du meinen Schuldscheinen nicht traust, nimmst du 25 Münzen in Silber und soundsoviele in Kupfer. Wie du verstehst, ist es ein ziemlich verwickeltes Spiel, du brauchst einen Haufen verschiedener Münzen und musst die Metalle gut kennen, damit man dich nicht reinlegt und dir Versilbertes für echt verkauft, du brauchst Waagen und vor allem brauchst du einen guten Ruf, damit man dir vertraut…. Aber was rede ich. Das alles ist heute gar nicht mehr notwendig.“
Dora schaut verwirrt auf mich und auf das Kästchen auf dem Bild. Ich entschuldige mich auch gleich: „Siehst du, Dora, so geht es, wenn man über Dinge redet, von denen man nichts versteht. Es geht um Geldwechsel. Das Kästchen steht im Collegio del Cambio in Perugia, dort war seit Mitte des 15. Jahrhunderts die Geldwechslergilde ansässig. Und noch früher stand es auf einer Bank zusammen mit einem Haufen verschiedener Münzen. Darum nennt man die Geldhäuser später auch Bank. Mit diesen Gewichten konnte man den Feingehalt der Münzen auswiegen. “ – „Und du warst da drinnen, um dein Geld auszuwiegen?“ – Ich lache. „Nee, nee, Dora. Die Zeiten sind vorbei. Hier läuft jetzt alles über SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication). Aber frag mich nicht nach deren Spielregeln. In das Wechslerbüro von Perugia bin ich nur wegen der Kunst reingegangen. Die Räume sind nämlich von oben bis unten mit den tollsten Bildern ausgemalt. Schau mal hier!“
„Da siehst du alles, was Rang und Namen hatte – die Verklärung Christi, die antiken Götter Saturn, Venus und Mars, Engel, Grazien, Bürger, das Jesuskind…. Wie sagte doch Gretchen in Goethes Faust, bevor sie ihn nach seinem Glauben befragte? Na? Weißt du natürlich nicht. Woher auch.
Nach Golde drängt,
Am Golde hängt
Doch alles!
Das sagte Gretchen und ließ sich verführen, und das zeigt auch dies prächtige Wechselbüro von Perugia, genauso wie es heute die Großbanken zeigen, die sich auch gern mit frommen Sprüchen und kostbaren Bildern schmücken. Jesus vertrieb die Geldwechsler aus dem Tempel seines Vaters, aber die Geldwechsler holten Jesus in ihren Tempel herein und hängten ihn sich an die Wand, um seinen guten Ruf für sich zu verbuchen. Es hängt eben alles mit allem zusammen, wie auf diesem Bilde gezeigt wird.“
Dora versucht meinen etwas dunklen Reden zu folgen, das muss ich ihr zugutehalten. Gretchen, Faust, Religion, Gold, Saturn, Venus und Mars, Verklärung und Anbetung, Tempel… Das Heilige und das Profane. Bäumchen Bäumchen wechsel dich.
„Die spiegeln sich ja!“ kräht sie vergnügt. „Aber den komischen Vogel seh ich nur einmal, den hast du abgeschnitten.“
Und warum hast Du „den komischen Vogel“ abgeschnitten, Gerda?
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ein Fehler beim Fotografieren.
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Schade.
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Macht doch nichts. Es ist derselbe wie links.
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Links unten? Ich dachte, er war in der Spitze.
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Macht doch nichts, ist derselbe wie links im Bild.
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Was hast Du bloß alles in Rom gesehen und das in der kurzen Zeit, liebe Gerda!
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Ja, unendlich viel in drei Tagen. Ich habe nur einen wunzigen Bruchtei gezeigt.
Vorhin habe ich leider meinen Eintrag über die „Phrygische Mütze“ kaputtgemacht. Ich dachte, ich könnte den gespeicherten Entwurf nehmen und ihn überschreiben. Zu schade, der gepostete Eintrag ist nun auch weg.
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Oh, das ist ja schrecklich, liebe Gerda. Es war so ein beonderer Eintrag
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ach, sowas ist immer ärgerlich, ja …
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