Perugia – Hauptstadt von Umbrien – liegt mit schweren Stadtmauern befestigt hoch über dem teils ebenen, teis hügelig-bewaldeten Land. Seit dem 4. vorchristlichen Jahrhundert ist hier die Existenz einer etruskischen Siedlung belegt. Von den Römern wurde sie Perusia genannt. Sie hat seither nie aufgehört zu existieren und sich zu behaupten: wehrhaft, mit einer selbstbewussten bürgerlichen Kultur, die auch durch das Papsttum, das hier lange herrschte, nicht gebrochen wurde.
Heiß ist es, doch ein kleiner Wind macht die Hitze erträglich. An der Befestigungsmauer stehend, träume ich mich hinaus und hinüber: „Hinter den Hügeln liegt das Meer“. Das Meer – oder meinetwegen auch ein Fluss, ein See – ist das einzige, was dieser eindrucksvollen Festungsstadt fehlt.
Zeichnerisch lockt mich vor allem die Architektur. Ich nehme einen etwas größeren Zeichenblock mit gutem Canson-Papier. Ich will diesmal nicht kritzeln. Sorgfältiges Zeichnen braucht jedoch Zeit, die ich nur selten habe, denn es gibt so viel zu schauen und zu erwandern, und so bleiben manche Skizzen, kaum begonnen oder auf halbem Weg stecken.
Die Stadt liebt und ehrt ihre Maler, allen voran den Meister der „Umbrischen Schule“ Pietro Vanucci (1445-1523), bekannt als Perugino, Raffaels Lehrer.
Leider wird die Nationalgalerie Umbriens, in der sein Hauptwerk zu sehen ist, renoviert und erst am 1. Juli wiedereröffnet – zu spät für uns.
Aber es gibt ein ihm zu Ehren gebautes Denkmal, schön platziert auf einer zum Park erweiterten Aussichtsplatform der Befestigungsmauer.
In meiner Skizze habe ich nur die kompakte Figur des Perugino erfasst, dazu die obere Etage des großen Renaissanzgebäudes, das den Platz abschließt. Das nämlich konnte ich von der Parkbank im Schatten der Bäume sitzend sehen. Um den malenden Engel zu zeichnen, hätte ich in der Sonne stehen müssen …
Während meine Leute Eis löffeln, versuche ich mich noch an einer anderen Ecke des architektonischen Komplexes, der diesen Teil der Stadt abschließt.
Dann reicht es gerade noch zu einer schnellen Cafe-Skizze. Am nächsten Tag werden wir nach Assisi fahren …
Tolle Skizzen und schöne Schilderungen.
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Liebe Gerda, du weckst Erinnerungen… Anfang der 80er habe ich in Perugia einen fünfwöchigen Sprachkurs an der Università per Stranieri gemacht und es hat mir dort und in Umbrien überhaupt so gut gefallen, dass ich später noch ein paarmal dort Urlaub gemacht habe. Tatsächlich ist Umbrien die einzige Region Italiens ohne Küste, was etwas schade ist, aber schön ist es trotzdem und immerhin gibt es ein paar große Seen. Von Perugia nach Assisi bin ich mal zu Fuß gegangen an einem sehr heißen Septembertag vor etwa 40 Jahren, mit Gewitter und allem Drumunddran, ich beteiligte mich damals am Marcia per la Pace, dem Friedensmarsch. Tja…
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Ha, den Friedensmarsch machte ich in den 50er Jahren im Ruhrgebiet – eine Woche lang gingen wir, es war Ruhrkrise, die Kohlenhalden häuften sich, die Schornsteine rauchten nicht mehr… Die Università per Stranieri sahen wir bei einem Spaziergang in Perugia, als wir durchs Etruskische Tor gingen – und ich dachte an mein Studienhalbjahr in Aix-en-Provence am dortigen Institut für Ausländer, Anfang der 60er Jahre – lang lang ists her, aber die Erinnerung ist da.
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Beinahe hätte ich gesagt „Das waren noch Zeiten“. Tja, aber das waren wirklich noch Zeiten, da gab es noch größere Bewegungen und überhaupt.
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Ich kenne die Stadt nicht – umso schöner ein paar Einblicke zu erhalten 🙂
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Ich werde noch einen Eintrag zur Stadt machen / mit Fotos.
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ÎÏοÏεί να Ïε ενδιαÏÎÏει. ΠάνοÏ
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