Feigenblätter (kleine Beobachtungen)

Als ich die Feigenblätter vom feuchten Gras aufhob, hatten sie trotz der Verfärbungen noch fast ihre ursprüngliche Form. Ich nahm zwei Blätter mit, um sie zu Hause zu zeichnen.

Daraus wurdd aber nichts. Denn schon ein paar Stunden später waren sie nicht mehr wiederzuerkennen. Sie hatten sich arg verbogen. Dabei ging die Hauptbewegung wie bei unserer menschlichen Hand nach Innen: sie rollten sich ein, als wollten sie sich zur Faust schließen.

Nun, macht nichts – dachte ich. Auch so kann ich euch zeichnen. Morgen. Doch am nächsten Tag hatten sie sich ein weiteres Mal stark verändert.

Die Geschwindigkeit, mit der die Blätter hart und brüchig wurden, hat mich beeindruckt. Eben noch ein weiches schmiegsames Blatt mit nur geringen Entfärbungen haben sie in 24 Stunden sämtliche Feuchtigkeit verloren. Klar, wir heizen, aber nicht übermäßig. Die Raumtemperatur dürfte höchstens 19 Grad betragen haben, und die Tür zum Garten geht auf und zu, es wird auch gekocht, so dass auch eine gewisse Luftfeuchtigkeit zu erwarten ist. Dennoch. Eine physikalische Erklärung des Phänomens wäre mir willkommen.

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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18 Antworten zu Feigenblätter (kleine Beobachtungen)

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Reicht die Luftfeuchtigkeit vielleicht nicht aus?

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  2. Random Randomsen schreibt:

    Bis morgen sind sie zu Staub zerfallen. Vielleicht gibt es also eine psychologische Erklärung: die feigen Blätter wollen sich verkrümeln… 😉

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    • gkazakou schreibt:

      Vieles hat man den Feigenblättern schon angedichtet, lieber Random, zB dass sie die Blöße von Menschen und ihren kümmerlichen Lügen decken, aber dass sie feige sind, halte ich glatt für fake news.

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      • Random Randomsen schreibt:

        Bemerkenswert ist ja, dass das althochdeutsche Wort „feigi“ auch die Bedeutung „todgeweiht, dem Tode nahe“ hatte. Insofern passt es ja sogar zu diesen Blättern. 😉
        Dass im heutigen Deutsch „feigi“ zu feige und die Frucht „fīga“ zur Feige wurde, lässt allerhand Sprachspielereien zu. Beispielsweise: „Isst der Feige eine Feige, isst er Feige und er ist und bleibt feige, während die Feige weder Feige isst noch feige ist und auch nicht Feige bleibt.“ 😀

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    • gkazakou schreibt:

      Herzlichen Dank für deine poetisch-etymologischen Aufklärungen, lieber Random. Ich kann noch eine griechische Abzweigung hinzufügen. Feige heißt auf griechisch σύκα (syka) und die Leber heißt συκότι (sykoti). Leber und Leben sind nicht nur wurzelverwandt, Die Leber ist das Lebensorgan per se. Und die Feige? Sie wuchs an einem Baum im Paradies. Vielleicht war es der Baum des Lebens, von dem die Menschen nicht essen sollten, damit sie nicht „würden wie Gott“? Anstatt das zu begreifen, griffen sie sich die Blätter, um ihre Blöße damit zu bedecken, die sie plötzlich nicht nur wahrnahmen, sondern derer sie sich nun schämten. Welch ein Irrweg! 😉 Mit fröhlichen Adventsgrüßen! Gerda

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      • Random Randomsen schreibt:

        Wie schön, dass hier nun noch einige weitere „kleine Beobachtungen“ hinzugekommen sind. 🙂 „Sich bloß keine Blöße geben“ ist ja in verschiedener Hinsicht fast so etwas wie ein Leitmotiv geworden. Den künstlichen „schönen“ Schein wahren und das authentische eigene Licht unter einen Scheffel stellen. Von der Symbolkraft her wäre die Sonnenwende ein prima Zeitpunkt, es dort wieder hervorzuholen. 🙂
        Mit einem lichtvollen Adventssonntagabendgruß 🐻

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    • gkazakou schreibt:

      welch ein schöner Kommentar, Random! Danke!

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  3. Johanna schreibt:

    Diese grossen, saftigen Blätter… und dann das. Mir fiel auch schon auf, wie spontan Feigenblätter vergilben, abfallen und garnicht lange als goldenes Herbstlaub herumliegen… (und das im nassen London)… dagegen sind die Stämme und Feigen so frisch und prall, als wären die Blätter nur im Weg gewesen 😅

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  4. Die relative Luftfeuchte ist in geheizten Räumen extrem gering, sodass alles auch nur halbwegs Feuchte in Wasserdampf übergeht. Das gilt nicht nur für die Blätter, sondern auch für die Schleimhäute der Menschen, die daher dafür sorgen sollten, dass in geheizten Räumen Wasser verdunsten kann. Warum das so ist, ist eine etwas längere Geschichte. Dazu schicke ich dir einen (hoffentlich verständlichen) Aufsatz. Ich muss nur noch eben deine Emailadresse heraussuchen.

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  5. Deine Fotos von der Verwandlung gefallen mir sehr, Gerda!

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