Bei Beate (Blog Linienspiel) sah ich ein paar eindrucksvolle „automatische“ Zeichnungen, die sie „Zentangles“ nennt. Dort findest du auch ihre Erklärung des Begriffs: *Zentangles: (…) „Das Höchste im Zen-Buddhismus ist das Erleben des gegenwärtigen Augenblicks.“ tangle “verwickeln, verwirren, Wirrwarr, Durcheinander, Auseinandersetzung“.
Viele von uns (und natürlich auch ich) kennen das automatische Kritzeln, wenn wir am Telefon zuhören oder uns bei einer Sitzung langweilen. Was Beate macht, geht freilich weit darüber hinaus, denn sie folgt einem dem gelebten Moment innewohnenden Impuls und lässt ihn sich in reiner Linie entwickeln.
Was ich im Deutsch-Unterricht oder im beratenden Gespräch mit dem Stift tue, könnte man dem automatischen Zeichnen zuordnen, wenn … , ja wenn es nicht etwas ganz anderes wäre. Ich greife nämlich zum Stift, wenn ich etwas, was ich sage, anschaulich machen möchte. Das Zeichnen ist nicht automatisch, sondern die Rede unterstützend, verdeutlichend.
Diese „Gesprächsprotokolle“, die mir beim Sprechen helfen, einen verworrenen Sachverhalt aufzudröseln (zu „enttangeln“), sind unabhängig vom gelebten Moment kaum verständlich. Sie ähneln ein wenig den Spuren, die die Schnecke im Vorbeiziehen auf der Gartenbank hinterlässt. Es sind Relikte eines „Hier und Jetzt“, die keinen Anspruch auf Dauer haben.
Es gibt da freilich Unterschiede: die beim Deutschunterricht erstellten „Protokolle“ sind entspannt, manchmal auch kindlich-komisch. Viel energiegeladener und für Außenstehende gar nicht mehr lesbar sind die „Protokolle“ von Sitzungen, wo es um persönliche Problemlagen ging.
„Protokolle“ des Deutschunterrichts.
„Protokolle“ von Beratungsgesprächen.
Auf jeden Fall hilfreich, denke ich! Auch noch so scheinbar Wirres bringt einen weiter…
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für mich ist es nicht wirr, liebe Sonja, sondern mit Bedeutung geladen.
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ich finde dich mutig, weil du dich traust so Wirres zu Papier zu bringen und zu zeigen… wobei, so wirr ist es gar nicht, aber so gar nicht perfekt…
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🙂 😉
Perfekt ist die Zeitform für die vollendete (abgeschlossene) Gegenwart. Meine Kritzeleien gehören zur stets in Bewegung und Veränderung befindlichen Gegenwart, zum Hier-und-Jetzt.des gelebten Moments.
Perfektion bedeutet Verlust der Seele:
„Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!“
(Goethe, Faust I, Teufelspakt)
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Ich habe eine Zeit lang Zentangles „gemacht“. Es war irgendwie spannend, was dabei entstehen kann, es war für mich dann doch… ich versuche die richtigen Worte zu finden, es war mehr ein Gefühl… zu reglementiert und ohne Bedeutung… das trifft es nicht genau und ist überhaupt nicht wertend gemeint, da mich die Muster immer wieder anziehen.
Deine Skizzen mag ich sehr.
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Danke, Sandra, auch für deine persönliche Erfahung
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Vielen Dank, Gerda, dass du hier einen Einblick in deine spannenden Kritzelprotokolle zeigst! Aus dem konkreten Kontext gelöst, der dir bekannt ist, dem Betrachter nicht, sind diese Bilder tolle „Phantasie-Anwerfer“❣️
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Danke dir für deine Anregung, Beate. Die meisten der im Beratungs-Prozess entstehenden Blätter hatte ich bereits entsorgt, erwischte glücklicherweise gerade noch ein paar.
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Ja, glücklicherweise! Mein Kopfkino freut(e) sich …
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Ich mag das Spontane und Lebendige hier. Bei den „Beratungsbildern“ frage ich mich natürlich, was du geraten hast 🙂
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🙂 😉
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Viel gekritzelt habe ich eigentlich nie.
Zwei, drei Figürchen immer wieder, aber sonst kaum etwas.
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Bei Beratungsgesprächen kritzelst Du? 🙂
Ich kenne welche, die schlafen sogar ein. 🙂
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