„Wenn du jetzt schon so weit gereist bist, viel weiter, als ich jemals kommen werde, kleiner Will.i, dann findest du es sicher öde, mit mir an den Strand zu gehen?“ fragte ich heute ein bisschen beklommen. – „I wo“, kam seine Antwort, „da komme ich gern mit. Glaub bloß nicht, dass es so spannend ist, da oben im Weltraum rumzusitzen und die Erde sich drehen zu sehen. Klar, es macht ne Weile Spaß, aber dann wird es eben auch wieder langweilig. Zum Glück kommen ab und zu ein paar andere Fluggeräte vorbeit, man muss manövrieren, man hat was zu tun. Besser hat es mir aber doch auf der Erde gefallen, bei der African Lady und bei Shin’nen im Land der aufgehenden Sonne. Am besten gefällt es mir hier bei dir, ehrlich!“ und er sah mich so lieb an, dass ich ihm einfach glauben musste.
Also wanderten wir durch die Felder zum Meer, beguckten uns die Wellen und die Steine, den Himmel und die Wolken, einen kleinen weißen Hund, der ein rotes Tuch um den Hals hatte, und das Licht der Sonne, die selbst nur kurz zum Vorschein kam, grad lange genug, um einen Regenbogen an den Himmel zu malen. Wir plauderten über dies und das, auch darüber, wie der Regenbogen zustande kommt und wie die Farben angeordnet sind, und wie ich es einst lernte, und wie die Wellen in meiner ersten Heimat aussehen und wer da jetzt noch wohnt und noch mehr von diesem und jenem. Und weil es besser ist, nicht nur zu schwätzen, sondern auch was zu tun, legten wir zwei „Personages“. Zuerst entstand eine Frau auf einem gelben Bruchstein, mit dem Zeug, das da herumlag: Steine, ein Dachziegelscherben und eine marode Schilfwurzel.
Zum Glück lag gleich daneben eine Eisenplatte im Sand, und so konnten wir Madame einen Mann zur Seite legen. Steine gabs ja genug, und ein Stück abgesplittertes weißes Plastik und verwelkte Blätter gabs auch.
„Alles ist ja irgendwie brauchbar“, stellte Will.i fest. Und ich freute mich, dass mein kleiner Weltreisender seinen Sinn für das Kleine Nützliche nicht verloren hatte. Vielleicht hat ihm sein kurzer Aufenthalt in Afrika sogar genützt, weniger großspurig mit den Materialien dieser Welt umzugehen.
Schließlich setzten wir uns, zufrieden mit uns und dem stillen Abend, auf ein Treppchen und schauten aufs Meer, und Will.i meinte verträumt: „Im Land der aufgehende Sonne ist jetzt schon bald Morgen, und auch morgen, und ich bin schon wieder einen Tag älter und Shin’nen auch und bald können wir heiraten. Und dann kriegen wir auch bald ein Kind und sind glückliche Leute.“
„Ja, sicher“, sagte ich lächelnd, und ich hoffe, dass ich überzeugend klang.

Einfach wunderschön!
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Danke, Werner!
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Schön😊
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Danke, Lore!
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Da hätt ich gern mitgemacht!
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Herzlich willkommen!
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Lächel … herrlich, ihr zwei 🤗
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Zurücklächel 🙂
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☀️🌻☀️
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So schön es sein muss die Welt von oben zu sehen….auch hier unten gibt es im kleinen ganz besondere Tage. Der von dir geschilderte klingt danach.
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Ja, Mitzi. Hinauf zu den Sternen – Zurück zu den Steinen. Die Kluft zwischen dem Fantastisch-Globalen (WWW) und dem Irdisch-Handgreiflichen versuche ich oft zu überbrücken.
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Es gelingt dir schreibend sehr gut.
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Schade, daß ich jetzt nur den Anfang lesen kann. Nun brauche ich Geduld, bis es wieder geht.
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Du brauchst doch nicht zu kommentieren, Gisela, wenn du noch nicht alles sehen kannst. 😉 Liebe Grüße!
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Ja, stimmt. Ich wollte nur schon mein Sternchen machen. Später muß ich alles erneut suchen.
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Sehr gelungen, Madame und ihr Mann und das ganze Drumherum! Feine philosophische Lebens-Betrachtungen, die mit Will.i einhergehen.
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Danke für deinen schönen Kommentar, Beate.
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Wunderbar und liebevoll 💛
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🙂
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Er mag Dich sehr, seine Erschafferin, Gerda!
Toll, Eure Steinelegebilder. Darin liegt so viel spielerische Fantasie, daß man sich gerne bei Dir und Will.i umsieht und Eure Ausflüge belauscht
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