Die Faszination der Oberfläche hat mich nicht mehr losgelassen. Sie war für lange Zeit mein Hauptimpuls zu malen. Oberflächen schaffen. Meine Malmittel waren und sind nicht besonders reichhaltig, wenn ich sie mit denen vergleiche, die in der Malerei heutzutage verwendet werden – von Steinstaub bis zu Asphalt. All das habe ich nicht im Sortiment. Sehr selten benutzte ich Naturmaterialien wie Erde, Halme, Blätter. Meistens beschränke ich mich auf eine Leinwand und Papiere jeder Art, wobei mir besonders Wellpappe und Japanpapier gefallen. Auch Klebebänder liebe ich. Ich malte und male hauptsächlich mit Akryllpigmenten, das ist billig. Als Bindemittel kann man Öl oder Kleister verwenden. Ich bevorzuge den Tischlerleim, der weiß ist und weiß bleibt, also nicht vergilbt wie das Öl. Außerdem trocknet er schneller, und ich kann ihn verwenden, wenn ich Papiere auf die Leinwand kleben will. Außer den Pigmenten verwende ich auch banale Plastikfarben, Kohle, Ölkreiden, Buntstifte, Tuschen. Manchmal mache ich Abdrucke, manchmal lasse ich Farben tropfen, fließen, spritzen. 

Aus der Masse von Oberflächen-Fotos habe ich recht willkürlich ein paar herausgegriffen. Bei besserer Fotoqualität ließen sich die Details noch einmal aufsplittern – und neue Oberflächen-Wunder kämen zum Vorschein. Das ist wie in der Makro-Fotografie der Natur, mit dem Unterschied, dass hier die – ja, was? – die menschliche Energie spürbar wird, die im Material tätig ist, die sich dem Material mitgeteilt hat. Diese Energie ist bei jedem Menschen verschieden. Wenn du ein Original in dein Zimmer hängst, wirkt diese spezielle Energie auf dich ein, ob du dir dessen nun bewusst bist oder nicht.
Ich meine, dass diese Energie, und nicht das Thema, die eigentliche „Wirkung“ des Bildes ausmacht. Walter Benjamin spricht in seinem sehr wichtigen, 1935 verfassten Werk „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ von der Aura des Originals. Die verschwindet bei der Reproduktion. Was du hier siehst, sind leider nur Reproduktionen ….






Du und Benjamin, ihr habt natürlich recht.
Ein Bild -und wie du schön sagst – die Energie desSchaffenden, erschließt sich erst im Original, ich habe inzwischen alle Reproduktion von den Wänden verbannt. Lieber eine kleine Original-Zeichnung als der Abklatsch eines teuren Bildes als Tapete an der Wand. Leisten kann ich mir teure Kunst eh nicht. Also bleibt nur das Selbermachen.
Dafür ist Deine Serie eine gute Quelle der Inspiration.
Leider wirken 3-dimensionalen Bilder (und welche sind das nicht) auf Photos wirklich nicht so gut. Ich kenne einige (leider nicht von Dir), diese zu photographieren und die Wirkung zu transformieren ist ein Ding der Unmöglichkeit.
LG Erich
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Lieber Erich, danke für deine Rückmeldung. Ich habe tatsächlich noch nie Reproduktionen an meinen Wänden hängen gehabt – Ausnahme sind Ausstellungsplakate. Ich habe einige wenige Originale von KollenInnen gekauft, sonst Eigenes hängen. Die in Großstädten leider notwendige Verglasung der Bilder ist auch ein Problem, es ist, als sähe man die Welt durch eine Fensterscheibe, anstatt das Fenster aufzureißen und Licht und Luft hereinzulassen.
Dennoch: wir leben im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit, und sogar der technischen Produktion von Kunst (Elektronik, Videoinstallationen etc), sie nimmt ständig zu und deckt uns zu, trennt uns voneinander. Ich komme noch darauf zu sprechen, wie ich versucht habe, damit klar zu kommen und diese technische Dimension doch irgendwie zu integrieren. LB Gerda
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„Ich meine, dass diese Energie, und nicht das Thema, die eigentliche “Wirkung” des Bildes ausmacht.“…darum sollte man – ob privat oder im öffentlichen Raum – immer genau bedenken, was man anbringt…leider geschieht das zu selten…
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Ja! Auch im privaten Raum sollte man da nicht nachlässig sein.
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und dennoch schätze ich jeweils deinem fokusierten, erklärenden nahblick in die blog-reproduktion geführt zu werden und in detail / deine überlegungen / deine erklärungen was ja eher erzählungen sind, eintauchen zu können.
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Danke herzlich, Barbara (und Madame Filigran), dass ihr auch dem reproduzierten Kunstwerk und dem „erklärenden Nahblick“ (mag ich, den Ausruck!) etwas abgewinnen könnt. Denn wie sonst könnte man sich über die Grenzen des Ateliers hinaus austauschen? Im übrigen: über die Integration von Produktion und reproduktiven Techniken in mein künstlerisches Nachdenken will ich später noch ein bisschen erzählen.
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