Zeitlupe: man erhöht die Bildfrequenz bei der Aufnahme ———————– und spielt die Aufnahmen mit normaler Geschwindigkeit ab ——–
Zeitraffer: man vermindert die Bildfrequenz bei der Aufnahme — und spielt die Aufnahmen mit normaler Geschwindigkeit ab ———
Je höher die Bildfrequenz, desto langsamer scheint die Zeit zu schleichen
Je geringer die Bildfrequenz, desto schneller scheint die Zeit zu rasen.
Seit vier – oder fünf? – Monaten sehen wir in Griechenland dieselben Bilder. Jeden Tag, jede Stunde flimmern sie über die Bildschirme. Die Bildfrequenz ist sehr hoch, die darin abgebildeten Abläufe daher quälend langsam. Der Inhalt ist immer der gleiche: Es geht um einen Vertrag, den die Regierung mit den „Gläubigern“ Griechenlands auszuhandeln versucht.
Man verliert das Zeitgefühl. Zugleich verstärkt sich das Gefühl, dass sich eine Schlinge zuzieht. Morgen – übermorgen – in einem Monat oder in zweien, in drei, vier Monaten? – wird der Vertrag unterzeichnet (oder auch nicht), wird das ausgepowerte Land zu Kräften kommen (oder auch nicht), wird der Grexit eintreten (oder auch nicht) …
Gleichzeitig das Gefühl, dass die Zeit rast. Sie drängt, sie drängt. Ihr habt die Zeit vertan, schreien die Gläubiger. Hektische Aktivität entfaltet sich: Telefonkonferenzen, Gipfeltreffen, bilaterale Treffen, Expertentreffen, die Termine türmen sich himmelhoch. Und wieder von vorn. Und wieder von vorn. Und wieder von vorn.
Die Uhr tickt, sie frisst die Zeit, die verdaut die Stunden und Minuten, sie scheidet sie aus. Und die ungenutzte Zeit strömt zurück in den Kreislauf, wird erneut gefressen, verdaut….und so immer fort. Dolce far niente.
