moderne Argonauten

Flüchtlinge. Aus aktuellem Anlass.

Das Drama der Flüchtlinge aus Kriegsgebieten hat mich immer wieder beschäftigt. Auf diesem Bild treibt sie ein zürnender Engel vor sich her. Finster ist das Gewölk.  Das Kreuz zeigt an, dass sie in christliches Gebiet gekommen sind. Ihr Schiff prallt auf eine Küste, das eine Haus wirkt derangiert, das andere darüber verzieht sein Gesicht.

Ein alter griechischer Mythos erzählt von den Argonauten. Die kamen aus dem Westen (von der griechischen Küste) und fuhren gen Osten, um das „Goldene Vlies“ „heimzuholen“. Jason war der Anführer der Heroen. Mithilfe der Medea, Tochter des Helios,  raubten sie das Vlies. Ihr wisst wohl, was aus ihr und ihren Kindern wurde….

Jason und seine Helden waren keine Flüchtlinge. Sie waren Eroberer. Nun kommen Flüchtende von Osten und landen an der griechischen Küste, auch sie auf der Suche nach einem goldenen Vlies. Moderne Argonauten.

Refugees

moderne Argonauten (c) Gerda Kazakou

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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8 Antworten zu moderne Argonauten

  1. gkazakou schreibt:

    Hat dies auf GERDA KAZAKOU rebloggt und kommentierte:

    Das Drama der Flüchtlinge. Sie scheitern an Europas Küsten.

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  2. kwirsch schreibt:

    Auch dieses Mal mag ich das Bild. Ich finde nur, dass das symbolische Bild der Argonauten nicht zur Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer vor Griechenlands Küsten passt. Es geht ja nicht um Ruhm und Ehre oder Bereicherung, wie bei Iason, sondern vielmehr ums nackte überleben. Es ist doch nicht das wohlhabende Europa, das lockt, sondern der Wunsch in Sicherheit zu leben. Ob das goldene Vlies dafür das richtige Bild ist bezweifle ich. Die Argonauten als Helden Griechenlands scheinen mir auch nicht als Flüchtlingsmetapher zu taugen. Wie gesagt, schönes Bild, aber den Link zum Flüchtlingsdrama bekomme ich nicht.

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    • gkazakou schreibt:

      Du hast ganz recht, kwirsch. Ich arbeite oft mit „Dissonanzen“ und ironischen Anspielungen, um das Nachdenken zu befördern.
      Wie du wohl weißt, glauben viele, die Flüchtlinge kämen nach Europa, weil sie dort reich werden oder einfach absahnen wollen. Man unterstellt ihnen, dass sie klauen, rauben, betrügen, vergewaltigen, kurzum: dass sie sich verhalten wie „moderne Argonauten“.

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      • Ulli schreibt:

        Das ist gut, dass du es in deiner Antwort an Kwirsch erläuterst, denn auch ich stolperte über den Zusammenhang, der sich nicht richtig einstellen wollte – zwar denke ich, dass manche der Geflüchteten naiv sind, dass sie glauben, dass Europa etwas mit goldenen Kälbern zu tun hat oder mit einer Art Schlaraffenland, was ja so weither auch nicht wieder geholt ist, wenn man mal hier den Lebensstandard und das Angebot in den Geschäften anschaut, was aber nun einmal definitiv nicht für alle erschwinglich, noch Normalität ist, aber ich denke eben auch nicht an Eroberungen, an Diebstahl etc., wenn ich an Menschen denke, die an den mittelmeerischen Stränden landen…
        Was aber für mich passt, ist das Bild von dem dunklen Engel, der die Menschen treibt und manchmal auch in den Tod…
        Danke, dass ich diesen Beitrag jetzt verlinken darf, den ich vorher auch gar nicht kannte!
        Herzlichst, Ulli

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      • Michael Kleu schreibt:

        Ich wollte gerade auch anmerken, dass das Bild der Argonauten nicht so ganz passt, aber Du hast hier ja schon erklärt, wie Du das meintest 😉

        Allerdings könnte man die Situation ggf. mit der griechischen Kolonisation des 8. Jh. v.Chr. vergleichen. Damals strömten die Griechen ja wegen diverser Faktoren (Überbevölkerung, Nahrungsmittelmangel etc.) über das Mittelmeer, um an sämtlichen Küsten Kolonien zu gründen.

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      • gkazakou schreibt:

        ja, könnte man vielleicht damit vergleichen.

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    • gkazakou schreibt:

      Liebe Ulli, wie du siehst, ist dies eine meiner ersten Veröffentlichungen im Blog (ich gaube, die vierte) und sehr wenige haben sie gesehen. Ich halte sie aber für eine meiner stärksten Legearbeiten und freue mich, sie wieder zu zeigen. Gemacht habe ich sie, als die Flüchtlingskatastrophe noch kaum ins Bewusstsein der Menschen in Zentraleuropa gedrungen war. Jetzt haben sich die Menschen dort wohl auch schon wieder abgewendet. Hier hingegen kommen täglich sehr viele neue Flüchtlinge an – oder ertrinken, wie jetzt grad wieder zwei Großfamilien aus Afganistan und dem Irak. Sie wollten zu ihren Verwandten nach Deutschland, England und den USA – Frauen, Schwestern, Kinder, Onkel, Neffen und Nichten früher schon irgendwo Aufgenommener. aber selbst wenn sie ankommen – auf Samos, Lesbos, Chios oder einer der kleinen Inseln -, so kommen sie nicht weiter, und ihr Leben ist wirklich kaum auszuhalten.

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