In der letzten Raunacht, am 6. Januar dieses Jahres, zog ich die Tarotkarte für den Dezember. Und was war es? Die Mäßigkeit! Eine schöne Karte, die den Kreis der Monatskarten wunderbar schließt, dachte ich und schrieb:
Hin und her schwingt die Bewegung, ein ewiges Geben und Nehmen im Ausgleich. Eingebunden in dieses strömende Gleichgewicht sind alle Elemente: das Wasser und das Feste, die Luft und das feurige Rot seiner Flügel. Harmonie und Fülle herrschen, wenn das Hauptgesetz der Natur von allen Lebensformen beachtet wird: Mäßige dich! Nimm nur so viel, wie du brauchst, und gib soviel, wie du genommen hast, damit auch die anderen Lebensformen nehmen können, was sie brauchen. Nimmt eine Lebensform zu viel und gibt zu wenig, entsteht Mangel. Dann bricht das lebendige Gleichgewicht zusammen, Chaos und Zerstörung herrschen.
Besonders freute ich mich, als ich erfuhr, dass diese Karte im Rowley-Tarot Kunst heißt.
Ich machte eine neurografische Zeichnung und überlegte, welche besondere Aufgabe diese Karte mir für den Dezember stellte.

Es würde wohl darum gehen, Nehmen und Geben im Gefühl, aber auch im Materiellen und Geistigen in einen Ausgleich zu bringen. Und wie könnte das geschehen? Nun, durch Kunst!
Besonders freute mich, dass diese Karte das Hauptthema meines „Kleinen Welttheaters“, das das Jahr zuvor begleitet hatte, aufnimmt. Vielleicht erinnert sich noch jemand von euch, liebe Mitlesende, dass es da eine blinde Dichterin namens Domna gab, die eben dieses Prinzip besonders hervorhob?
Diaphania (Transparenz) fordert Domna zum Reden auf:
Nenn das Gesetz, auf das du dich berufst.
Domna (die blinde Dichterin):
Nicht ich wars, auch nicht du, die es erschufst
Es ist das Recht, das immer schon gegeben
und ohne das es gar nicht gäb das Leben:
Wer nimmt, muss geben und der gibt, der nimmt.
Es wacht die Nemesis, dass diese Rechnung stimmt.
Tschinn (der Macher) will dies Gesetz nicht gelten lassen, und schreit:
Was redst du da? wer ist schon Nemesis?
Die ist passee, auf die geb ich kein Schiss.
Inzwischen ist doch längst geklärt:
Nur ein Gesetz hat sich bisher bewährt.
Der Fitteste ist Herr, die anderen sind Knechte
Wer sich durchsetzt, der ist dann auch im Rechte.
In diesem Dezember also werde ich noch einmal dem „Gesetz der Nemesis“ – der Mäßigung, der goldenen Mitte. πάν μέτρον άριστον (pān métron áriston) – nachspüren und sehen, wie ich es in meinem eigenen Leben damit halte. Wenn eines der Elemente überschießt – zu viel Materielles, zu viel Gefühlsschwelgerei, zu viel Herumdenken -, so will ich versuchen, es in eine gute Balance zu bringen, in der Kunst und überhaupt.

Sehr inspirierend und ein wunderschönes Legebild.
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Mäßigung, Balance und trotzdem oder gerade deswegen sehr zufrieden mit sich selbst sein…
Ein tolles Legebild, das ist wahr!
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