In den Raunächten des letzten Dezember-Januar zog ich jede Nacht eine Karte, die mir einen Impuls für den entsprechenden Monat des Jahres geben sollte. Es war die Silvester-Raunacht, als ich die Tarotkarte „Bube der Kelche“ für den Monat Juni zog. Am 1. Januar notierte ich: „Dem Gerücht nach wird er mir im Juni des nun gerade begonnenen Jahres seine Weisheiten zuflüstern und mich auffordern, mich dem Wasser, der Kreativität und Sinnlichkeit sanft und widerstandlos hinzugeben.“
Ich machte damals gleich auch eine neurografische Zeichnung, um eine innere Beziehung zu der Karte herzustellen. Meine Zeichnung las ich so:
„Blaues Wasser und feurige Sonnenkraft halten sich die Waage. Die Beine stehen fest im Wasser, der Kopf ist klar und leer von Grübeleien. Was sich zwischen Fuß und Kopf abspielt, ist fast schon ein bisschen zu viel. Genau das wird meine Aufgabe sein: wieviel freies Spiel, wieviel anstrengende Kreativität tun mir gut. So jedenfalls lese ich die Karte. Und wenn der Juni kommt, hole ich sie hervor und finde das rechte Gleichgewicht heraus.“

Junikarte, neurografisch: Bube der Kelche (1.1.2025)
Am ersten Juni meinte ich, dass ich nach einer Zeit der Renovierung, Organisation und des Rückzugs auf die Familie wieder vermehrt kreativ werden würde. Vor allem aber ist der Sommer da, schrieb ich, und das Meer ruft, um drin zu schwimmen und die schönen hellen Nächte zu genießen.
Was ist nun daraus geworden? Habe ich herausgefunden, wieviel freies Spiel, wieviel anstrengende Kreativität mir gut tun?
Sicher ist eins: besonders kreativ war ich nicht. Gezeichnet und gemalt habe ich fast gar nicht, fotografiert wenig, dafür aber ungewöhnlich viel gelesen (vor allem Tolstois große Romane und Erzählungen). Auch habe ich mich im Rahmen des Blog-Challenge von Grinsekatz (Holsteiner Treppe) auf eine Art Autobiografie-Reise begeben. Dabei versuchte ich nachzuspüren, welche literarisch-politischen Einflüsse in den frühen Jahren meines Lebens auf mich gewirkt haben. Diese Rekonstruktion war und ist durchaus spannend für mich.
Der anderer Teil – das pure Genießen des schon warmen, aber noch nicht überlaufenen Meeres, die in der Sommerhitze sich entfaltenden Düfte der Kräuter, die grillen-durchzirpten Nächte auf der Turmterrasse, die Gesellschaft der Katzen, die Sonnenauf- und -untergänge, der Wechsel des Mondes, der jetzt beim Untergehen als schmale feurige Sichel über dem Meer erscheint, der kühlende Nachtwind, das Paneurhythmietanzen mit den Freundinnen, das Speisen in Gaststätten am Meer oder am Hafen, die kleinen Ausflüge und Besuche …- all das hat sich höchst erfreulich entfaltet.
Also alles gut? Nun, fast. Gegen Ende des Monats packte mich Entsetzen über meine „Faulheit“ und „Antriebslosigkeit“, und ich fragte mich besorgt, ob meine Kreativität endgültig erschöpft sei. Diese Frage arbeitete ich neurographisch durch und bin mit dem Ergebnis zufrieden: Ich darf durchaus darauf vertrauen, dass meine Kreativität nicht verschwunden ist, sondern ich einfach nur eine Phase der Sammlung und Ruhe brauchte.
Und so machte ich eben voller Zuversicht meine neurografische Abschlusszeichnung für den Juni und den Buben der Kelche. (Eine Erklärung erspare ich euch und mir).
Adieu, schöner Juni! Sei mir willkommen, Juli!

Sehr interessant! Neurographisches Zeichnen, muss ich mir näher anschauen!
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Bei Cynthia („Querfühlerin“) findest du mehr dazu, sie ist Trainerin. Ich habe es von ihr.
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Deine neurografische Abschlusszeichnung ist wunderschön geworden und ich erkenne Deine Kreativität, Deine Lieblingsbeschäftigungen und ahne, wem oder was Dein Herz gehört.
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Deine neurografischen Zeichnungen finde ich interessant und vor allem auch sehr schön. Heißen wir den Juli willkommen 🙂
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Danke! Ja, möge er uns nur Gutes bescheren!
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