„Welcher Lebendige, Sinnbegabte, liebt nicht vor allen Wundererscheinungen des verbreiteten Raums um ihn, das allerfreuliche Licht – mit seinen Farben, seinen Stralen und Wogen; seiner milden Allgegenwart, als weckender Tag“.
So beginnt eine der großartigsten Dichtungen in deutscher Sprache. Und man würde denken, es folgte nun ein Hymnus auf die Wunder der lichtdurchfluteten Welt des Tages. Zunächst geschieht das auch. Aber schon im zweiten Vers wendet sich der Blick:
„Abwärts wend ich mich zu der heiligen, unaussprechlichen, geheimnißvollen Nacht. Fernab liegt die Welt – in eine tiefe Gruft versenkt – wüst und einsam ist ihre Stelle…. Fernen der Erinnerung, Wünsche der Jugend, der Kindheit Träume, des ganzen langen Lebens kurze Freuden und vergebliche Hoffnungen kommen in grauen Kleidern, wie Abendnebel nach der Sonne Untergang. In andern Räumen schlug die lustigen Gezelte das Licht auf. „
Zur Tag- und Nachtgleiche fielen mir die „Hymnen an die Nacht“ von Novalis ein. Rühmen nicht alle jetzt das Wiederkommen des Lichts und das Schwinden der Nacht? Und doch schwingt mein Herz ebenso gern im Rhythmus der nächtlichen Welt (Hast auch du ein Gefallen an uns, dunkle Nacht? Was hältst du unter deinem Mantel, das mir unsichtbar kräftig an die Seele geht?) Das Bild, das ich heute aus dem Archiv zog (siehe hier) zeigt, dass mir auch malerisch das Nächtliche durchaus nicht fremd ist.
Wenn Tag und Nacht wie jetzt im Ausgleich sind und die Waage fast unmerklich in die eine oder andere Richtung zu kippen beginnt – auf der nördlichen Hälfte des Globus dem Tag, auf der südlichen der Nacht zu – , dann scheint einen Moment lang die perfekte Harmonie auf der Erde erreicht zu sein. Und alles scheint den Atem anzuhalten.
Doch nichts bleibt wie es war. Und so nehme ich, hoffnungsvoller Narr, Elpis in meine beiden Hände und trage sie dem wachsenden Licht entgegen.

Der Narr mit Elpis, Zwillingsschwester der Apelpis
Elpis = Hoffnung, Apelpis = Hoffnungslosigkeit. Es sind Zwillingsschwestern, die der Begleiter/ die Begleiterin des Jahres 2022, Willi(e), mir als Säuglinge zurückließ.
Seither sind beide kräftig gewachsen.
Liebe Gerda, ich halte mich an die Hoffnung. Hoffnungsloskeit ist mir gottseidank fremd bisher (möge es so bleiben) ! Ohne Hoffnung ist nicht gut leben…
Manchmal steht es auf der Kippe, die Waage ist verwirrt und ich hoffe, sie wird meine Hoffnung letztendlich teilen.
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Ohne Hoffnung geht gar nichts. Aber die Zwillingsschwester ist eben auch da und will manchmal gewiegt sein.
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Die Hoffnungslosigkeit macht mir Kummer…
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