Gerhard von KopfundGestalt fragte mich gestern, worauf ich hinauswolle mit meinem Eintrag über „konkrete Kunst“. Er schrieb dann einen längeren lesenswerten Kommentar zum Thema. Genau darauf wollte ich hinaus! Dass sich Leser und Leserinnen angeregt fühlen, etwas zu dem Thema zu äußern. Ich freue mich, wenn weitgehend unbekannte oder inhaltlich schlecht gefüllte Begriffe der Kunst auf diese Weise besser verstanden werden.
Meine Fotos von geometrisch interessanten Gegenständen (Planken) oder Erscheinuungen (Horizontlinie) wollen einen visuellen Zugang zu dem anbieten, was den konkreten Künstlern im Sinne liegt.
Und heute?
Ich machte meinen gewohnten Abendspaziergang und sah den jungen Sichelmond am noch recht hellen Himmel stehen. Eine einfache, präzise Form in Silber, die weiter nichts braucht, um mich mit großer Freude zu erfüllen. Dann erschien unter der Sichel ein waagrechter goldener Strich – ich zückte das Handy, und fertig war das minimalistische Kunstwerk.
„Der Minimalismus oder englisch Minimal Art ist eine in den frühen 1960er Jahren in den USA als Gegenbewegung zur gestischen Malerei des Abstrakten Expressionismus entstandene Kunstströmung“, weiß Wikipedia. Und weiter: „Minimalismus strebt nach Objektivität, schematischer Klarheit und Logik. Die eigene Persönlichkeit soll keinen Eingang finden in das Kunstwerk. Typisch … (ist) das Reduzieren auf einfache und übersichtliche, meist geometrische Grundstrukturen…“.
Trennscharf zu dem, was die „konkrete Kunst“ anstrebt und ausmacht, ist diese Begriffsbestimmung nicht. Vielleicht kommt es ja auch gar nicht darauf an. Ich denke und seufze mit Ulli „ach ja all diese Konzepte … “ (Kommentarstrang zum gestrigen Eintrag). Denn wo ist der Unterschied? „Der Minimalismus wurde als eine speziell amerikanische Kunstbewegung verstanden, die sich von europäischen Traditionen (etwa dem Konstruktivismus, der Konkreten Kunst, der Malerei am Bauhaus) abzugrenzen suchte,“ so Wikipedia. Man will sich abgrenzen, unterscheiden, etwas Besonderes sein, eine Marke generieren, wie Nike und Adidas, die beide Sportschuhe produzieren und jede für sich eine treue Kundschaft an sich zu binden sucht. Möge sich damit plagen, wer will.
Aber du verstehst schon, nicht wahr? Der Sichelmond am Himmel wird zum Kunstwerk erst dadurch, dass ich ihn dazu mache, indem ich ihn mitsamt dem waagrechten Strich fotografiere. Nun kannst du das Bild betrachten und dir deine Gedanken darüber machen.
Wie verschieden wirken Mondsichel und Kondensstreifen auf mich, die Betrachterin! Was macht es mit mir, dass die silberne Sichel links oben schwebt und dem Bild den gerundeten Rücken zuwendet, während das unsichtbare Flugzeug nach rechts rast und einen von der untegehenden Sonne golden gefärbten und schnell vergehenden Strich ins Taubenblau zeichnet…..

ein wunderschönes bild!
LikeGefällt 2 Personen
danke dir, Diana!
LikeGefällt 1 Person
Oh, da habe ich eine Kunstdebatte versäumt. Muss ich gleich nachlesen
LikeLike
Da gibt es eine deutliche Überschneidungsmenge zwischen Konkreter Kunst und Minimalismus. Man kann im Minimal „konkret“ sein ohne ein Bild zu überfrachten.
Gerade bei der von mir besprochenen Ausstellung über die marokkanische Kunst ab Mitte 60 bis etwa 85 gibt es Bilder, die voll sind von Formen, ähnlich voll wie bei einst Kandinsky. Da gibt es Bänder, Formen, die sich versetzt fortsetzen oder in anderer Farbe, ein höchst vergnügliches Miteinander, das man gerne studieren will, weil da auch soviel Geist und Intelligenz drin steckt.
Minimal art hat da eine andere Stoßrichtung, sie will mit ganz wenigen wohlgesetzten „Zeichen“ ein eher meditatives Schauen anregen.
Minimal kenne ich primär von der Musik her, Da gibt es diverse Unterströmunge wie minimal techno, minimal trance usw.
Ich lernte minimal vor allem im Jazz kennen, durch die Band Ronin. Der Begriff hat sich in der Musik keineswegs abgenutzt. Wie das in der Malerei ist, kann ich nicht sagen.
LikeLike
danke Gerhard, für deinen weiterführenden sehr hilfreichen Kommentar!
LikeGefällt 1 Person
Ich bin’s! Gerda
LikeGefällt 1 Person
Schubladen, nicht als Schubladen. Es geht doch nichts über eine vermeintliche Ordnung. Liebe Grüße!
LikeLike
Ich mag alles das, in dem ich Reizvolles finde (so wie im Himmelbild von Gerda),
wenige Reize können voller Wunder sein.
Ich versuche, hinter die Beweggründe des Künstlers zu kommen und kann ich sie mir erklären, hat das Gezeigte für mich schon sehr gewonnen.
Auch in *Überfrachtung* kann Schönheit liegen, ebenso wie in minimalistischer Kunst. Das Auge des jeweiligen Künstlers schafft es!
(und manchmal in meinen Augen nicht, es ist halt Geschmacksache)
LikeLike
Dieses Bild macht etwas mit mir: und zwar sehe ich daran die Zeitlosigkeit und Ruhe der Natur , während Das Flugzeug die Hektik der Menschen und des zivilisierten Lebens symbolisiert. Da ist klar, dass der ruhige Mond dem Flugzeug den Rücken kehrt! 😉
LikeLike