
Knoten. Kugelschreiber-Zeichnung
Als sie sich begegneten, war es wie ein leiser Windhauch nur. Dann fielen untereinander die ersten Worte, und die Stimmen umschlangen sich, verbanden sich locker. Dann fanden sich auch die Leiber und vereinigten sich. Sie blieben zusammen. Schlinge um Schlinge legten sie um ihr gemeinsames Sein. Ein Lebensfaden sollten ihre Lebensfäden werden, untrennbar verknotet. So geschah es, dass sie nicht mehr unterschieden, was zu ihnen selbst, was zum anderen gehörte. Ihr Vorderteil war sein Rücken, sein Kopf ihr Herz, ihre Hand sein Fuß, seine Zunge ihr Ohr.
Dann zerschnitt die Todessichel das Band und sie blieb mit dem Knoten zurück.
Dies ist mein zweites Dienstagsdrabble, das Heide vom Puzzleblumen-Blog organisiert, diesmal mit den Wörtern: Knoten, untereinander und Vorderteil.

Den Knoten empfinde ich als die wie in einem Seil ineinandergedrehten Fasern von Erinnerungen, Gefühlen, Trauer, die keinem Verlauf mehr folgen können. Deine Worte sind fast körperlich nachvollziehbar. Eindrucksvoll.
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Vielen Dank, Heide. Ich denke, Menschen, die sehr lange mit einem anderen zusammenleben, verstehen die Parabel.
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Dieser „Knoten“ scheint unlösbar zu sein. Aber dies „Drabble“ zu schreiben, ist vielleicht der Anfang? Ich hätte die Geschichte gleich anders begonnen.
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warum schreibst du nicht deine eigene Geschichte, Gisela?
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Deine Zeichnung spricht mich aber an.
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Nur noch einen Knoten zurückzubehalten, nicht mehr zu wissen, was zu einem selbst, was zum Anderen gehörte, scheint mir wie ein Verbrechen am eigenen Ich…
Lieber Gruß und Glückwunsch zu diesem raffiniert gekonnt verknoteten Drabble, liebe Gerda
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Ich weiß nicht, ob das Zusammenwachsen von zwei Menschen ein Verbrechen ist. Sicher ist es schwer bis unmöglich für den Zurückbleibenden, ein eigenes Leben zu beginnen.
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Das zusammenwachsen von zwei Menschen ist sicherlich kein Verbrechen, Gerda. Es ist im Gegenteil eine Bereicherung.
Wenn aber am Ende ein fester dicker Knoten, schier unlösbar, zurückbleibt, dann klingt es so, als würde ein Teil deines Ichs von Dir selbst losgelöst, darin stecken, also einfach verschwinden…
Vielleicht hab ich Dich auch falsch verstanden
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du hast mich schon richtig verstanden, liebe Bruni. Wenn zwei so sehr zusammengewachsen sind, dann passiert es eben, dass der Überlebende mit dem „Knoten“ in der Hand und im Herzen zurückbleibt, meine ich. Ich kann das nicht „Verbrechen“ nennen. Es ist eben so.
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