Tagebuch der Lustbarkeiten: paneurythmisches Tanzen lernen

Orpheus unter den Tieren, frühchristlich, Byzantischisches Museum Athen

Seit gestern lerne ich die Anfänge paneurythmischen Tanzes. Eine Frau unserer Gruppe brachte einen Lehrer aus Athen zu uns, um uns diese Musik- und Tanzform zu zeigen. Sie stammt von Petar Danow, der in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Bulgarien lebte, wanderte beim Aufkommen des Kommunismus nach Frankreich aus, um schließlich zurück auf den Balkan und zu uns zu gelangen. Die Musik und tänzerischen Schritte sollen mitsamt der zugehörigen Philosophie ihren Ursprung bei Orpheus haben, der ja in diesem Raum zwischen dem heutigen Bulgarien und Griechenland (Thrazien) beheimatet ist.

Wie dem auch sei: es macht Spaß. Wir lernen Schritt um Schritt, tanzen dann paarweise und im Kreis. Im Zentrum des Kreises ertönt die Musik, und wir bewegen uns nach der erlernten Abfolge von Bewegungen um dieses Zentrum herum. Vielfältig sind diese Bewegungen, aber leicht zu erlernen, wenn man ihren Sinn versteht. Ziel des Tanzes ist, sich mit dem Kosmos und mit seinen Mittanzenden zu verbinden und zugleich bei sich selbst zu bleiben.

Gestern trafen wir uns in einem geschlossenen Raum, heute an einem Strand, was natürlich viel schöner war. Noch ist recht stümperhaft, was wir zustandebringen, aber was soll’s: morgen üben wir weiter. Es macht großen Spaß und transportiert tatsächlich eine uralte Weisheit, so scheint mir: wie der Mensch im Kosmos, in der Natur und in der Gesellschaft stehen soll oder vielmehr, sofern er sich auf sich selbst besinnt, tatsächlich steht.

Der Strand unterhalb unseres Tanzplatzes, mittags

Im frühen Christentum bis hin zur Renaissance wurde Orpheus übrigens als Vorprägung des Christus angesehen (der „gute Hirte“, wie in der obigen Skulptur), der den Weg in die Unterwelt antrat, und für die Unsterblichkeit der Seele steht. Und so ist unser Tanz zugleich eine Verbindung zu eurem Osterfest. (Wir feiern in diesem Jahr erst am 5. Mai).

Euch, lieben hier Mitlesenden,  ein Frohes Osterfest!

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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2 Responses to Tagebuch der Lustbarkeiten: paneurythmisches Tanzen lernen

  1. Wie schön, daß Ihr diese schönen Tanze nun lernt. Nein, diesen habe ich sicher noch nicht mitgetanzt, Gerda.😊

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  2. Ein Tanz, der verbindet und Euch Freude bereitet.
    An einem schönen Strandteil habt Ihr getanzt, Gerda.

    Ich kann mir gut vorstellen, daß es Euch allen Freude gemacht hat.

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