Steinzeit-Menschenkunde (Impulswerkstatt)

Als ich heute beim Umgraben meines Gartens Feldsteine aus der Erde klaubte, dachte ich: warum nicht ein paar Steinzeitmenschen legen? Das wäre doch eine nette Ergänzung zu meinem vorigen Beitrag zur Impulswerkstatt (hier).

Gedacht, getan. Ich trug einige der Steine zum Gartentisch und legte sie als steinzeitliche Menschen aus.

Ich duschte sie auch und umgab sie mit einem verwilderten Garten, um ihrer steinernen Seele ein wenig Feuchte und Pflanzenkraft mitzugeben.

Wie immer ich die Steine lege, es werden Menschlein draus. Und wenn es Menschlein sind, haben sie einen Charakter, drücken eine seelische Befindlichkeit aus. Sofort lassen sich Geschichten erfinden, etwa von dem mürrischen harten Alten im Strickpulli, an den sich eine verführerisch bittende nackte Frau schmiegt und ihm ins Ohr säuselt, dass ein Rubin ihr glänzend stünde. Wird er sie erhören? Ich fürchte, seine eckige Schulter zeigt unüberwindbare Abwehr.

Die einzelnen Steine verlieren, wenn sie zu Bildern zusammengestellt werden, viel von ihrer Eigentümlichkeit. Sie werden dem Ganzen ein- und untergeordnet. Da geht es ihnen wie den Menschen, deren interessante Eigenheiten in der organisierten Masse verloren gehen. Und doch lebt das Gesamtbild von diesen kaum bemerkten Eigentümlichkeiten.

Jeder Stein kann alles sein: Kopf, Bein, Arm, Bauch… Und ja, auch jeder Mensch kann – und ist meistens auch – alles, je nachdem: Mag er auch nicht der Kopf des Staates sein, so doch vielleicht der am Stammtisch oder in der Familie, und ist er nicht Kopf, so ist er vielleicht Arm und greift zu und unterstützt, oder er ist Bauch und verzehrt mehr als er schafft, oder er ist Bein und marschiert im gleichen Schritt und Tritt…. Es gibt unzählige Möglichkeiten sogar für den Steinzeitmenschen. Für sich allein genommen aber dünkt er sich meistens das Ein und Alles.

Dies ist ein Beitrag zu Myriades Impulswerkstatt.

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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9 Responses to Steinzeit-Menschenkunde (Impulswerkstatt)

  1. „Im Acker liegt ein Schatz…Grabt nur darnach!“ Nur ein wenig umgegraben, und schon bewegt sich vieles…Die Mühe lohnt sich, wie man sieht.😊👍

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  2. Avatar von Myriade Myriade sagt:

    Da bist du ja auch schon fast am Erschaffen eines steinernen Menschengeschlechts 😉 Erstaunlich was unser Hirn sich aus Steinen alles zusammendenken kann, eine Stirn, eine Nase, einen Fuß. Auf Bild Nr. 4 sieht man ein eindeutiges Gesicht mit Augen, Nase, Mund, Ohren. So viele verschiedenartige Steine in deinem Gemüsebeet, besonders gut gefällt mir der letzte mit dem Blaustich. Nachdem du so viele Steine entfernt hast, bestehen ja gute Aussichten auf eine gute Ernte oder gar mehrere …

    Danke dir für den Beitrag !

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Ich schwöre dir, dass ich unschuldig daran bin, dass deine Kommentare so oft im Spam landen! Herzlichen Dank für deine guten Gartenwünsche!

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      • Avatar von Myriade Myriade sagt:

        Aber nein, ich verdächtige dich in keiner Weise, meine Kommentare irgendwie hinterlistig in den spam zu schieben 🙂 🙂 Ich kenne das Problem auch mit zwei anderen Blogs und bevor ich mich in lange Nachforschungen vertiefe, woran das liegen könnte, nehme ich es einfach zur Kenntnis. Meistens kommt es von selbst wieder in Ordnung bzw durch Aktivitäten von WP im Hintergrund.

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  3. Avatar von anneeulia anneeulia sagt:

    Steine sind egal wie was ganz faszinierendes.
    Ich hab als Kind in Heiligenhafen an der Steilküste im Sand gesessen und geschaufelt und Steine auf Kleinigkeiten untersucht.
    Je kleiner der Stein desto interessanter die Dunge die man sehen kann.
    Muscheln aber genauso.
    Mich kann man da morgens hin setzen und Abends abholen.
    Ich vermute es ist immer noch so.
    Ich vergesse dann die Welt um mich rum.

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  4. Das sind sozusagen versteinerte Schnipsel.

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  5. Wie schön, daß Du die Steinzeitmenschen entdeckt hast, liebe Gerda. Sie kommen mir sehr menschlich vor, wenn ich Deine Zeilen lese 🙂

    Ganz herzlich, Bruni

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