Wenn du denkst, du hast’n …
Kennst du das alberne Liedchen: „Wenn du denkst du hastn,/ springt er aus dem Kasten! / Wenn du denkst, es ist dein Schatz,/ isses nur ein Hampelmatz!“*? Das kam mir in den Sinn, als ich mir das heute erneut entstandene Chaos und die Staubschicht besah, die alles in meinem Atelier überdeckte.
Und das kam so: Wir hatten heute einen Handwerker im Haus, der an unseren Außentüren und einigen Fenstern „sites“ (bewegliche Fliegengitter) anbrachte. Die sind übrigens so durchsichtig, dass ich, um mich zu vergewissern, dagegenfasste. Also alles gut. Die Katzen sind freilich entsetzt: sie können nun nicht mehr auf der Fensterbank Platz nehmen, durch die Fenster schauen, zur Balkontür hereinspazieren, sobald man sie ein wenig offen lässt, oder gar, wie Fritzi, am frühen Morgen durchs Schlafzimmerfenster einsteigen. Fritzis Morgenbesuch wird mir fehlen, der Massenaufmarsch der Katzen weniger. Es ist doch schön, mal eine Tür oder ein Fenster zu öffnen, ohne eine Katzeninvasion befürchten zu müssen. Andererseits: Solche Bilder gehören nun leider der Vergangenheit an….
Da wir also einen Handwerker im Haus hatten, bat ich ihn, im Atelier ein paar Löcher zu bohren für Halterungen von Stangen, an die ich im Falle von Ausstellungen Bilder hängen kann. Dann brauche ich nicht ständig neue Nägel in die Wand zu hauen, sondern kann mit Fäden die Höhe der Bilder regulieren. Um die Halterungen anzubringen, musste ich freilich erst mal Platz für die Leiter schaffen und die nah der Wand verstauten Bilder woanders ablegen.
Die Hängevorrichtung ist nun dran, der dickste Staub ist entfernt, die Bilder aber hängen noch nicht richtig. Das ist eine ziemlich komplizierte zeitraubende Aktion. Heute habe ich erstmal die vorhandenen Nägel benutzt, um sie aus dem Weg zu haben. Und die großen Bilder sind hinter einer weißen Holzplatte verstaut. Ideal ist was anderes, und so bleibt mir die Arbeit erhalten…
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*Bei diesem „Gassenhauer“ handelt sich um eine 1887 entstandene Berliner Kreuzpolka von Rudolf Daase. Den Text schrieb Alfred Schmasow. Ich fand diese Angaben und den ganzen Text bei https://www.berliner-zeitung.de/autoren/torsten-harmsen–li.37.
„Siehste wohl, da kimmt er,/ lange Schritte nimmt er,/ siehste wohl, da kimmt er schon,/ der versoffne Schwiegersohn./ Siehste nicht, da steht er,/ seinen Schnurrbart dreht er./ Ja, oh ja, er muss ihn drehn,/ denn er muss zur Hochzeit gehn./ Wenn du denkst, du hast’n,/ springt er aus’m Kasten./ Wenn du denkst, es ist dein Schatz,/ isses nur ein Hampelmatz!/ Siehste, jetzt verschwindt er,/ eine andre nimmt er./ Oder auch er hat se schon,/ dieser blöde Schwiegersohn.“
Das war eine tolle Idee, die Katzen beim Einsteigen zu hindern und sich nicht den Blick auf die Aussenwelt zu versperren. Bravo!
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Danke, Peter. Es war tatsächlich notwendig. Die Katzen sind allzu zudringlich, wir mussten uns regelrecht verbarrikadieren. Jetzt können wir wieder Türen und Fenster offenhalten und haben unsere Ruhe.
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Das mit dem Schnurrbart erlebte ich mal im D’al Ciro in Neapel, in dem der Eigentümer sich selbstverliebt mehrnals im Spiegel betrachtete.An dem kam er des öfteren vorbei
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Gerhard, nehme ich an?
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Ach die süßen Katzen! Ihr Anblick am Fenster ist doch goldig. passe‘.
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Dein Atelier … gerade alles hübsch und dann Zack, geht es wieder von vorne los! Aber nun hast du weder Fliegen, noch Katzen dort und das ist bestimmt gut.
Frohes Schaffen dir.
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Wir haben da einen anderen Text der so beginnt: „wenn du denkst, du hast ihn schon, den goldnen Morgenstern, dann kriegst du ein` vorn Latz gehaun. Das ist der Dank des Herrn!“ Die Bedeutung ist nicht richtig klar, aber hat uns als Kinder nicht gestört!!!
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Der ist ziemlich rüde, für meinen Geschmack. Einen versoffenen Schwiegersohn nicht zu bekommen, ist ja nicht weiter schlimm, aber dass einem der Morgenstern weggenommen wird, den man schon zum Greifen nah vor sich sah, finde ich gemein. 😉
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