Heute habe ich mir gestattet, alles zu vergessen, was ich über Malerei weiß. Nach langem Pausieren war mir danach, einfach drauflos zu pinseln und zu sehen, was draus wird. Entsprechend rudimentär waren meine Vorbereitungen: Ich probierte gleich auf der Leinwand aus, welche Farben noch brauchbar waren, ersetzte das nicht vorhandene Bindemittel Kleister durch Öl, nahm als Malgrund eine große Leinwand mit Kohle und aufgeklebten Papieren, die seit langem unfertig herumstand (die große weiße in der Mitte). Und los gings mit dickem Pinsel.
In diesem Fall ging der Malimpuls von zwei aufgeklebten Schnipseln aus (oben, in der Mitte), die mich wie gelbe Augen anstarrten.
und so baute ich die Schnipsel in rötliche Farbe ein. Ein unangenehmes wütendes Wesen sprach nun daraus.
Ich bekam Angst vor der eigenen Courage und änderte das Drumherum:
Man könnte die beiden Schnipsel jetzt für die Köpfe von verliebten Goldfischen halten. Doch war der Anfangsimpuls nicht mehr zu stoppen…
und so entstand das Portrait eines insektenartigen Zwitterwesens, das sich in seiner ganzen Hässlichkeit zeigt, nachdem es seine weiße Maske abgelegt hat.
Schade eigentlich, denn die angefangene Leinwand war vielversprechend und hätte mit Bedacht zu einem guten Ende geführt werden können. Aber so bin ich bisweilen: draufgängerisch und bedenkenlos. 🙂
Zum Glück gibt es noch viele andere Leinwände, die ich mit mehr Bedacht übermalen kann.





Du kannst die Leinwand mit Gesso überstreichen und könntest sie weiter verwenden! Oder erst mit Strukturpaste und dann Gesso drauf! Wäre sonst schade um die Leinwand!
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Kein Problem, ich kann auch einfach drübermalen oder drüber kleben.
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Das Bild ist mir unheimlich!😂
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Dann ist es gut! 😉 Ich werde es in den Eingang hängen, wenn ich Leute abschrecken will. 🙂
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😂😂😂😂👌🏻👍🏻Suuuper Idee!
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Aber solche Anwandlungen kenne ich!
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Frisch und froh drauf los gemalt! Das ist die Devise. Es ist in diesem Falle die Freude des Malers und NICHT das Endprodukt, was mir was bedeutet.
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danke, Peter! Genau darum ging’s mir. Wenn man zu sehr aufs Ergebnis fixiert ist, kommt man nicht in Fluss.
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Wirkt, als ob sich Schwelendes, Aufgestautes entladen konnte.
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Ich möchte in die Leichtigkeit kommen, doch um dahin zu kommen, muss ich erst tiefer graben, muss die Schwere wirklich überwinden, anstatt sie zu verleugnen oder zu verdrängen. Die in dieser Phase entstehenden Bilder dürften wenig erfreulich sein. Ich überlege, ob ich sie überhaupt zeige.
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Bei mir wäre das die erste oder zweite von vielleicht fünf bis sechs Versionen 🙂
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Bei mir auch. Ich werde das Bild noch x mal übermalen.
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Da bin ich gespannt, was dann herauskommt. Hoffentlich zeigst du es
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Danke für dein Interesse, Myriade. Bei diesem Bild habe ich die Pigmente mit Öl gebunden, ich weiß gar nicht, ob und wann ich da drübermalen kann. Kann sein, ich stelle es erst mal weg.
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Das dauert ewig bis es trocknet. Andererseits kannst du die Farben sehr gut mischen und immer wieder etwas verändern
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Ich habe die nasse Farbe heute einfach mit dem Pinsel neu verteilt und dann Papiere drübergeklebt. Die hielten leider nicht sehr gut.
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Zur Ermunterung: ich habe schon von Ölbildern gehört, die viele Monate zum Trocknen gebraucht haben …
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Tja. Nun habe ich diese große Leinwand, die nicht so bald trocknen wird, und zudem riecht es jetzt im Atelier. Warum? Weil ich keinen Kleister hatte, mit dem ich sonst die Pigmente vermale. Heute habe ich welchen gekauft – aber für diese Leinwand ist es zu spät.
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Aber der Geruch nach Ölfarbe ist zwar für die Nase nicht so angenehm, aber für die Psyche ganz großartig 🙂
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Nö, nicht für meine Psyche. Ich male ja fast nie mit Öl,und mag eher den Geruch von Holz, Leinwand, Kleister.
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Malst du auch auf Holz ? Das muss man wahrscheinlich recht aufwendig grundieren, nehme ich an ?
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Nein, ich male nicht auf Holz, aber es gibt im Atelier allerlei rohe Hölzer, die ihren Duft verbreiten und sich mit den anderen Düften vermischen. Als Bindemittel benutze ich Holzleim.
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Welche Vorzüge hat Holzleim verglichen mit dem, was als „Binder“ verkauft wird?
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Der Preis.
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Ah… 🙂 🙂
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Für dich waren es Augen, für mich ein Bikinioberteil … und schwupps wäre es wohl etwas ganz anderes geworden 😉
Sich wieder einmalen, dem Innen den freien Lauf lassen und auch das ausdrücken, was nicht einfach nur schön und harmonisch ist, was Schmerz heißt, was Hässlichkeit heißt und Leiden. Das Leben ist bunt, die Formen vielfältig, alles darf raus. Ob du es dann zeigst oder nicht, deine Seele durfte sprechen, das ist das was für mich zählt.
Meine „kritischen“ Bilder, die auch die hässlichen Seiten des Lebens zeigen, bekommen natürlich niemals so viele Herzchen oder Sternchen, wie die zarten, unschuldigen Blümchen …
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Bikini – ha! Ja, freilich, das wär ein andere Bild geworden. Heute habe ich alles übermalt, es ist noch finsterer geworden, aber die Augen sind weg.
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Es braut sich was zusammen …
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Ja, Ulli.Ein Gewitter baut sich auf.
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Ein Bild, das die Zerrissenheit der Welt zeigt, Gerda!
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Danke, ja. Oder vielmehr: meine innere Qual angesichts der Zerrissenheit der Welt.
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