Dimitsana ist am Tage eine lebhafte Ortschaft mit vielen Pensionen, einigen Cafes und Tavernen, einer beträchtlichen Anzahl hübscher Andenkengeschäfte und vielen Touristen – meist einheimische, aber auch ausländische Wanderer. Das Leben findet an einer zentralen Straße statt, die sich mitten durch den Ort zieht. Von der Hauptstaße zweigen grob gepflasterte Gassen, Treppen und Durchgänge ab, die den restlichen Ort erschließen. Hier ist alles steil. Man muss auf seine Füße achten, um nicht in Abgründe zu stürzen, und zugleich den Kopf nach oben recken, um die aufragenden Gebäude zu bewundern.
Mit Eintritt der Dunkelheit ist der Ort wie ausgestorben. In den Lokalen hocken noch ein paar Menschen, aber die meisten beziehen früh ihr Schlafquartier, denn die ungewohnte frische Luft und das Wandern machen müde. Die steilen Gassen – viele sind Sackgassen – sind spärlich beleuchtet. Man nimmt besser seine eigene Latüchte mit.
Wir drehen noch eine letzte Runde.
Das sechste Foto zeigt ein Stück der zyklopischen Mauern einer Vorgängersiedlung, die schon bei Homer erwähnt wurde: Teuthis. Das höchste Wohnhaus (drittletztes Foto) wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von den berühmten Steinmetzen des Nachbarortes erbaut, hat Grundmauern von anderthalb Metern Dicke und fünf Stockwerke. An der oberen Gasse sind es nur zwei, die anderen drei braucht es, um die untere Gasse zu erreichen.
Heute hat der Ort etwa 400 Einwohner, und die sind teilweise nur auf dem Papier vorhanden, leben aber tatsächlich in Athen oder Tripoli. Ohne die Anhänglichkeit seiner ehemaligen Bewohner wäre die traditionsreiche Stadt sicher zugrunde gegangen. Als ich sie 1979 das erste Mal besuchte, gab es nur ein trübseliges Kellerlokal, in das mein damals 10jähriger Sohn nicht gehen wollte, da es „nach Armut roch“. Zu essen gab es Bohnensuppe, sonst nichts. Bei meinem Herumstreifen traf ich auf eine Frau, die zwei Ziegen hütete und mir versicherte, dass dieser Ort nichts für Frauen sei. Sie sei die letzte. Doch dann kamen die EU-Gelder, kamen auch die albanischen Steinmetze, die alte zerfallende Struktur wieder aufzubauen. Und so kam langsam das Leben in den Ort zurück. Heute ist er ein florierendes Zentrum für den naturbewussten und historisch interessierten Binnentouristen.

Traumhaft!
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Stimmt!
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😊
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stimmt. 🙂
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Schön, daß sich das gewandelt hat seit damals.
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Ja.
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Wieder eine schöne Zeichnung von Dir.
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🙂
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Wow, was für ein magischer Ort!😍
Das ist ja wundervoll, daß er dank der albanischen Steinmetze erhalten blieb und ihm neues Leben in alten Gemäuern eingehaucht wurde❣️Ja, die EU hat auch gute Seiten!
Solche historischen Orte müssen unbedingt erhalten bleiben!
Wie versorgt sich das Dorf im
Winter?
Und Gerda, sind die Türken auch bis da hoch gekommen! Wie hat sich das Dorf dann verteidigen können?
Liebe Grüße Babsi
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Früher waren die Bewohner des Nachbardorfes für ihre Steinmetze berühmt. Die haben all diese großartigen Häuser und Kirchen erbaut (und auch das Haus meiner Schwiegereltern in einem anderen Dorf). Aber seither sind die meisten Menschen weggezogen, denn das Leben war allzu hart dort oben. Die Wiedergeburt kam durch den Tourismus. Es sind vor allem Naturfreunde, Wanderer, die kommen. Und die kommen auch im Winter. Jetzt, mitten in der Woche Anfang November, war der Ort gut besucht, und an den Wochenenden ist er ausgebucht.
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Ich habe Infos auf Wikipedia nach gelesen!
Sehr interessant ist daß!!!👌🏻👍🏻
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Stimmt. Die deutsche Wiki weiß freilich nicht sehr viel. 😉
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Könntest Du da nicht ergänzen? Es wäre eine feine Aufgabe und eine sehr wichtige.
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Also wirklich nicht, Bruni! Ich weiß so schon nicht, wo mir der Kopf steht vor lauter Sachen, die ich noch machen will, und die Zeit rennt mir davon…
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Informativ und heftig schön alt!
Binnentouristen, ein neues Wort für mich!
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🙂 Sonja die Wortfischerin!
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Genau!
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Was für ein wunderbarer Ort und wie steil der ist. Das hast du super eingefangen mit deinen Bildern Gerda. Ist ja irre. Ich bin froh, daß es den Ort heute noch gibt. Auch deine Zeichnung ist wieder einmal toll!
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Danke dir, und volle Zustimmung: der Ort und die gesamte Gegend sind gut für starke Erlebnisse. Fast hätten wir uns dort angesiedelt, doch von da sieht man das Meer nicht, und also legte ich mein Veto ein.
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🙂
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Besser als halbes Museumsdorf gut erhalten bleiben, als vor sich hin zerbröseln. Da muss man pragmatisch sein. Und die Touristen und die Nachfahren freut’s!
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Da stimme ich dir voll zu! Viele Städte und Dörfer haben ja heute vor allem musealen Wert, und der Tourismus machts möglich, dass sie bewahrt werden. In diesem Fall kommen die zum Wandern herausfordernde Natur und die vielen Klöster hinzu.
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