Impulswerkstatt, Bild 4: Der Traum vom Seegrundstück

Dies ist ein Beitrag zu Bild 4 und einem Mosaikstein in Myriades Impulswerkswtatt.

 

Der Traum vom Seegrundstück

Ähnlich, doch nicht gleich sind die bunten Enten, die sich zu einer Flottille zusammengefunden haben. So manche von ihnen träumt schon lange, aber recht diffus von einem Seegrundstück, denn immer nur im vorgeschriebenen Kreis zu schwimmen, ist auf Dauer ermüdend und weckt Träume nach Besserem und Höherem. Wer wüsste das nicht!

Der Traum vom Seegrundstück ergreift die Entengemeinschaft immer heftiger, und sie beschließt aufzubrechen, um es zu finden. Eine orange Ente setzt sich flott an die Spitze und nimmt wie selbstverständlich das Recht auf Führerschaft in Anspruch. Wir kennen das: Es gibt immer solche orangen Enten, die angeblich die richtige Richtung kennen und sich an die Spitze der zögerlichen Schar setzen

Ein blaues Entchen hat keine Einwände und segelt still und harmlos hinter der Orangen her, doch eine Weiße mischt sich ein, möchte das kleine naive Blaue beschützen, möchte ihm klarmachen, welchen Gefahren es sich womöglich aussetzt. Ja ja, auch solche Helfer kennen wir, sie sind immer zur Stelle, wenn es Enten gibt, die wenig eigene Entschlusskraft zeigen und blind irgendwelchen selbsternannten Führern folgen.

Eine schwärzliche Ente drängelt in Gegenrichtung und quakt aufgeregt: „Die Orange  führt euch ins Verderben! Der Rosaroten müsst ihr folgen! Sie weiß, wo wir das Paradies finden!“ Wo aber ist die Rosarote? Ach, da hinten! Die Grüne fühlt das Dilemma: hinter der Orangen her oder in die Gegenichtung segeln? Nach rechts oder nach links? Oder vielleicht doch lieber gradeaus?

Bei der Hellrosa, der Roten und der Gelben ist die Message der Schwärzlichen noch nicht angekommen. Sie schwimmen treuherzig mit in dem, was man gelegentlich den Mainstream nennt und den sie selbst durch ihre Fahrtrichtung bilden. So sind sie es gewohnt, so muss es sein.

Die Rosarote rudert indessen entschlossen in die Gegenrichtung. Der kleinen Roten, die das Schlusslicht bildet, quakt sie beschwörend ins Ohr: „Lass dir nichts vormachen! Schwimm nicht mit im Strom! Komm mit mir, dann wirst auch du einmal die Führerschaft übernehmen.“

Keine von ihnen ahnt, dass gleich jemand Größeres kommen und den Stöpsel ziehen wird. Dann sitzen sie alle auf dem Trockenen, und aus ist der Traum vom Seegrundstück.  Merke: Wo kein Wasser, ist auch ein Seegrundstück wertlos.

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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25 Responses to Impulswerkstatt, Bild 4: Der Traum vom Seegrundstück

  1. Gerda, damit deutet Du wahrscheinlich etwas Aktuelles an….

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  2. Avatar von Lyrifant Lyrifant sagt:

    Think pink! – kann ich da nur sagen!

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  3. Avatar von Myriade Myriade sagt:

    Ja, so geht es zu auf der Welt *lach* Man kann nur mit Humor durchkommen, ob als Mensch, ob als Entchen. In deiner netten Entchensaga kann man ja nun auch nicht wissen, wer in die richtige Richtung schwimmt, offenbar sind aber ohnehin alle Richtungen falsch außer die nach unten in die Trockenheit. Herzlichen Dank für diesen humorvoll-nachdenklichen Beitrag aus dem Reich der Plastikenten.

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Tja, wer hat schon das Wissen von der „richtigen Richtung“! Genau diese Unsicherheit führt dann dazu, dass sich das ganze psychologische und politische Spiel entfalten kann.

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    • Avatar von Gerda Gerda sagt:

      Ja, monokausale Herangehensweisen haben mehr Führungspotential, weil sie den Menschen das komplizierte Abwägen ersparen. Wird unisono verkündet: Dies ist die Ursache des Übels – dies die Remedy … wird sich die Mehrheit dem anschließen. Wir sahen das bei der Lockdown- und Impf-Strategie gegen den deklarierten Feind „Virus“, wir sehen es bei CO2 ist schuld am Klimawandel, weg mit CO2 und die Welt ist gerettet, wir sehen es bei den Waffenlieferungen und endlosen Embargopaketen zwecks Friedensherstellung …, um nur drei aktuelle Themen zu nennen.

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      • Avatar von Myriade Myriade sagt:

        Ich dachte vor allem an das ungeheure Verdummungspotential von You-Tube- Welterklärern, telegram-Gurus und diversen esoterischen Sekten

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      • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

        Ja, ich weiß, woran du dachtest, liebe Myriade. 🙂 Ich aber dachte an die Verdummungsstrategien der uns Regierenden und Meinungsbildenden. 😉 Welcher Ente ähnele ich? Welcher du?

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      • Avatar von Myriade Myriade sagt:

        Ich fürchte, wir werden uns auch nicht darüber einigen können, wer welche Ente darstellt 🙂

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      • Verdummungsstrategien nutzen doch viele, nicht nur Regierungen.

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      • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

        selbstverständlich! Doch Regierungen sollten es nicht tun. Sie sollten den Bürgern dienen und sie nicht an der Nase rumführen.

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      • CO2 ist nicht alleine schuld, das ist trivial.

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      • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

        Genau. Dennoch wird die Umweltpolitik so gestaltet, als hinge alles von einer Reduzierung von CO2 ab – egal, was es kostet.

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      • Es hängt AUCH von CO2 ab.
        Und keine Angst: Sehr viel wird nicht an den Schrauben gedreht werden, denn unser Wohlstand, den schätzen wir doch sehr.

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      • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

        Das ist ja grad das Problem. Wenn die Energie im üblichen Umfang durch Erneuerbare bereitgestellt werden soll, ohne das Wohlstandsmodell zu gefährden, musst du das Land mit Windmühlen und Solarplatten pflastern und zerstörst die Natur vollends. Die diskutierte und vielfach angepriesene Alternative ist die Atomkraft. Bravo!
        Ich bin gegen die forcierte „Energiewende“ und würde lieber ein entschlossenes Eintreten für die Natur sehen: mit Bewaldung, Begrünung, Stopp der Zersiedlung, Renaturalisierung, Vermeidung von gefährlichem Gütertransport auf den Weltmeeren, Verzicht auf Bohrungen in den Weltmeeren und großflächige Schürfungen in Entwicklungsländern, Abschaffung von umweltzerstörenden Aktivitäten wie Manöver und Kriege … Vieles fällt mir ein, was möglich ist, um das Leben auf der Erde angenehm zu gestalten und die Natur nicht vollends zu zerstören. CO2-Reduktionspolitik (samt CO2-Handel) gehört als solche nicht dazu.

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      • Mir fällt auch vieles ein und was Du an Schädlichem anführst, trägt dazu bei. Doch die Erwärmung lässt sich nun mal nicht wegdiskutieren, auch durch Bäumchen hier und da. So ein einzelnes Bäumchen steht ganz alleine gegen ein Viel-Vielfaches, was in die Luft geblasen wird.
        Schon vor knapp 200 Jahren wusste man das.
        Aber die Menschheit ist träge, sie wird nicht anpacken, was anzupacken wäre. Da gibt es eine kognitive Dissonanz – man weiß um Vieles, ist sehr für Umweltschutz, doch bitte nicht diese oder jene Maßnahme.

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  4. Solche Systeme sind „sensitiv“. Kleinste Einflüsse können zu völlig anderen Richtungen führen.

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Danke für diesen wichtigen Hinweis, lieber Joachim. So ist es leider: was eben noch nach einem „normalen“ Hin- und Hergewoge von Meinungen, Positionen, Unschlüssigkeiten aussah, kann sich in Windeseile in einer bedrohlichen Richtung manifestieren. Manchmal braucht es dazu nur einen scheinbar unbedeutenden Anstoß.

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  5. Du hast es wundervoll beschrieben, das Entchen- bzw. Menschenspiel, liebe Gerda
    Deine und Myriades Kommentare habe ich mit Interesse und einem klitzekleinen Lächeln in den Augenwinkeln gelesen.
    Ich bin nicht sehr gut im Argumentieren und wenn sich bei beiden Seiten Kluges mit Menschlichem mischt, dann lerne ich nur vom Verfolgen der Worte schon eine ganze Menge.
    Vor großen Problemen steht die Menschenwelt und sie sind nicht einfach zu lösen, wenn überhaupt…
    Vor einigen Tagen verfolgte ich eine Debatte und einzig Frau Wagenknecht war gegen jegliche Art von Gewalt. Alle anderen wußten es besser… aber ich habe nur einen Teil der Debatte verfolgt. Es reichte schon…

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  6. Avatar von Unbekannt Anonymous sagt:

    Super geschrieben. Humorvoll und doch aus dem Leben gegriffen.
    Liebe Grüße Mou

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