Krieg und Coronoia (reblogged von G. Mersmann, plus Heym-Gedicht)

Was sich hinter der Nebelwand der Corona-Diskussion noch verbirgt und langsam hervortritt: der Krieg. Danke, Gerhard Mersmann, für deine eindringlichen Worte.

Georg Heym schrieb sein Gedicht „Der Krieg I“ im September 1911.

Der Krieg I

Aufgestanden ist er, welcher lange schlief,
Aufgestanden unten aus Gewölben tief.
In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt,
Und den Mond zerdrückt er in der schwarzen Hand.

In den Abendlärm der Städte fällt es weit,
Frost und Schatten einer fremden Dunkelheit,
Und der Märkte runder Wirbel stockt zu Eis.
Es wird still. Sie sehn sich um. Und keiner weiß.

In den Gassen faßt es ihre Schulter leicht.
Eine Frage. Keine Antwort. Ein Gesicht erbleicht.
In der Ferne wimmert ein Geläute dünn
Und die Bärte zittern um ihr spitzes Kinn.

Auf den Bergen hebt er schon zu tanzen an
Und er schreit: Ihr Krieger alle, auf und an.
Und es schallet, wenn das schwarze Haupt er schwenkt,
Drum von tausend Schädeln laute Kette hängt.

Einem Turm gleich tritt er aus die letzte Glut,
Wo der Tag flieht, sind die Ströme schon voll Blut.
Zahllos sind die Leichen schon im Schilf gestreckt,
Von des Todes starken Vögeln weiß bedeckt.

Über runder Mauern blauem Flammenschwall
Steht er, über schwarzer Gassen Waffenschall.
Über Toren, wo die Wächter liegen quer,
Über Brücken, die von Bergen Toter schwer.

In die Nacht er jagt das Feuer querfeldein
Einen roten Hund mit wilder Mäuler Schrein.
Aus dem Dunkel springt der Nächte schwarze Welt,
Von Vulkanen furchtbar ist ihr Rand erhellt.

Und mit tausend roten Zipfelmützen weit
Sind die finstren Ebnen flackend überstreut,
Und was unten auf den Straßen wimmelt hin und her,
Fegt er in die Feuerhaufen, daß die Flamme brenne mehr.

Und die Flammen fressen brennend Wald um Wald,
Gelbe Fledermäuse zackig in das Laub gekrallt.
Seine Stange haut er wie ein Köhlerknecht
In die Bäume, daß das Feuer brause recht.

Eine große Stadt versank in gelbem Rauch,
Warf sich lautlos in des Abgrunds Bauch.
Aber riesig über glühnden Trümmern steht
Der in wilde Himmel dreimal seine Fackel dreht,

Über sturmzerfetzter Wolken Widerschein,
In des toten Dunkels kalten Wüstenein,
Daß er mit dem Brande weit die Nacht verdorr,
Pech und Feuer träufet unten auf Gomorrh.

form7

Was für ein Debakel! Nun formuliert der Präsident der Ukraine, Selenski, den Wunsch seines Landes nach NATO-Mitgliedschaft. Es mutet an wie ein grausiges Déjà-vu. So als hätte es den vergeblichen Versuch 2014 nicht gegeben, mit der Ukraine das letzte Glied in die Kette mit aufzunehmen, die die Einkreisung Russlands schließt. Ein Blick in die jüngere Geschichte genügt, um die ganze Perfidie und Verlogenheit ins Gedächtnis zu rufen, mit der das Entgegenkommen Russlands bei der Beendigung des Kalten Krieges und der Wiedervereinigung Deutschlands seitens der USA und ihrer sich als Mündel benehmenden Staaten beantwortet wurde. Keine Osterweiterung der NATO, hieß es da. Man sehe sich die Landkarte heute an. Vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer stehen die Truppen der NATO bereit, jeweils an der russischen Grenze.

Man stelle sich ein ähnliches Szenario einmal jenseits des Atlantiks vor. Russische Truppen in Kanada, in Mexiko, in der Karibik. Es ist kaum zu glauben…

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Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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12 Antworten zu Krieg und Coronoia (reblogged von G. Mersmann, plus Heym-Gedicht)

  1. Werner Kastens schreibt:

    Wo große Mächte sinnlos streiten ….

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    • gkazakou schreibt:

      Eigentlich heißt es ja: „wo rohe Kräfte sinnlos walten/ da kann sich kein Gebild gestalten….“ und bezieht sich kritisch auf die französische Revolution, denn es geht fort mit: „Wenn sich die Völker selbst befrein, / Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn“ (Schiller, Die Glocke)

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      • Werner Kastens schreibt:

        Ja, danke, Gerda. In der Schule musste ich die Glocke auswendig lernen und kann einiges davon noch hersagen.
        Ich wollte durch den gleichen Tonfall meiner Worte darauf hinführen. Hat geklappt, wie ich sehe. Aber da wir fast ein Jahrgang sind, wundert es mich nicht.

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  2. lachmitmaren schreibt:

    Das eigene Weltbild zum allumfassenden Maßstab zu machen, ist wahrscheinlich in gewisser Weise „normal“. Es allen anderen mit staatlicher Gewalt aufdrängen und aufzwingen zu wollen, sollte der Vergangenheit angehören. Es scheint mir aber leider aktuell wie eh und je. Ich sehe da Corona auch gar nicht so sehr als „Nebelwand“, als vielmehr als Symptom. Auch da geht es viel um Weltbilder. Und letztlich um genau das Weltbild, das Staaten wie die USA für das „richtige“ halten (impfen z.B. weltweit: „so lange nicht jeder Mensch auf der Welt geimpft ist, ist Amerika nicht sicher …“, hörte ich letztens ein Zitat von Biden…). Weltbilder und wirtschaftlicher Einfluss, das sind wohl die bestimmenden Faktoren der amerikanischen Außenpolitik. Menschenleben oder gar die Umwelt waren leider noch nie der Maßstab.. …

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    • gkazakou schreibt:

      Ich stimme dir zu, Maren, dass sich auch in der Corona-Debatte Weltbilder gegenüberstehen. Ich würde aber behaupten, dass das Weltbild, aus dem heraus die offiziellen Impfbefürworter argumentieren, nicht nur in den USA, sondern weltweit – also auch in Russland und China – dominant ist. Darin unterscheiden sich die drei Mächte gar nicht. Es ist das moderne „wissenschaftliche“ Weltbild, das von Zahlen (Statistik, Modellen) und Machbarkeiten beherrscht ist und nicht mit dem Geistig-Seelischen des Menschen und schon gar nicht mit dem Göttlichen rechnet. (Typus Homo Faber).

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      • lachmitmaren schreibt:

        Inzwischen ist das so. Aber sowohl China wie Russland haben eine reichhaltige andere Tradition in der Medizin. Die jetzt in westlichen Staaten teilweise populärer ist, als in den Herkunftsstaaten, wo diese alten medizinischen Modelle (bei denen es mehr um Energieflüsse geht, als um Laborwerte) als „rückständig“ propagiert wurden und werden. Das ist teilweise durch die eigenen Machthaber passiert, wird aber offensichtlich auch von außen beeinflusst. Du hast, glaube ich, auch diesen Artikel gelesen, wie viel Geld eine gewisse Stiftung in China investiert in „Öffentlichkeitsarbeit“ dort … . Insofern wird aus meiner Sicht das von bestimmten Kräften für „richtig“ gehaltene Weltbild einfach auf verschiedenen Kanälen „eingespeist“.

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    • nandalya schreibt:

      @Maren: Dein letzter Satz könnte auch so lauten: Weltbilder und wirtschaftlicher Einfluss, das sind wohl die bestimmenden Faktoren jeder Außenpolitik. Menschenleben oder gar die Umwelt waren leider noch nie der Maßstab.. …“

      Die USA, die Menschen dort, werden ebenfalls Opfer dieser Agenda sein. Wirtschaftliche Interessen werden schon jetzt über das Wohl einzelner Länder gestellt. Die Gruppe hinter Trump war dagegen die USA als Staat(enbund) zu zerschlagen. Das war einer, wenn nicht der Hauptgrund für seine „Abwahl.“

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  3. nandalya schreibt:

    Es ist weniger „der Krieg“, als vielmehr (aus ökonomischer Sicht) die maßlose Gier nach immer mehr Macht, Kontrolle, Profit, nach Geld. Die Welt ist fest in der Hand weniger Unternehmen heißt es. Wem gehören die wirklich? Recherchieren hilft. „Der Krieg“ war und ist immer nur Mittel zum Zweck.

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  4. Rußland wird sich um so mehr China zuwenden, was es ja schon länger tut! Rußland ist in der Digitalisierung und Entwicklung schon viel weiter als Deutschland!!!
    Ich sehe es wie Mayumi, es ist ein großangelegter Handelskrieg und das weltweite digitale Machtstreben nach Führungsansprüche mit Überwachungsmechanismen!

    Natürlich werden auch weiterhin Kriege geführt, weil die eine Geldruckmaschine sind!

    Europa stellt sich entweder diesem Machtspiel oder unterwirft sich!
    Beide Varianten versprechen nichts gutes!
    Corona ist das Instrument dazu, mit der wirkungsvollsten Tastatur um die Menschen gefügig zu machen!
    BaSCH

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  5. OIKOS™-Editorial schreibt:

    Danke für die Erinnerung! Ja, wir stehen zumindest wieder einmal vor einer unkontrollierbaren Aufrüstung! Den „Horror“ der ganzen Sache erkennt man daran, dass Deutschland einerseits eine Aufnahme der Ukraine in die NATO will, andererseits aber mit Russland nicht nur besagte Pipline baut, sondern jetzt auch noch Anti-Covid-Impfstoff kauft. LG Michael

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