Der Spiegel des Narziss

ich weiß, ich weiß, rebloggen eigener Beiträge ist nicht fein. Aber was tun bei einem solchen Thema? da habe ich nun schon so viel drüber geschrieben. ZB dies, über Narziss, der zu lange und zu selbstverliebt in den Spiegel des Sees schaute…..

Avatar von gkazakouGERDA KAZAKOU

Spiegel, noch einmal.

Narziss stürzt in sein Spiegelbild (c) Gerda Kazakou

Ihr kennt den griechischen Mythos von Narkissos? Narziss der Schöne schlug die Liebe der anderen aus, denn er liebte nur sich selbst. Unstillbar war seine Selbstliebe. Sie endete tödlich. Narziss ertrank in seinem eigenen Spiegelbild. Das war die Strafe der Nemesis dafür, dass er sich den anderen verweigerte.

Liebte er sich? Oder liebte er nur das Bild, das er im Spiegel des Sees sah? Nachdem er sein Spiegelbild gesehen hatte, konnte er sich nicht mehr von ihm trennen. Eine unstillbare Sehnsucht hielt ihn fest. Er starrte und starrte hinab. Er sah das Wunder seiner eigenen Vollkommenheit. Er wollte es begreifen, anfassen, umarmen. Da verlor er das Gleichgewicht und stürzte in sein eigenes Bild. Die klare Oberfläche des Sees zersprang, und Narziss versank in sich selbst.

IMG_4907aEr versank in sich selbst? Oder nur in dem Bild, das er dort, im…

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Avatar von Unbekannt

About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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11 Responses to Der Spiegel des Narziss

  1. Liebe Gerda, wieder so eine Geschichte wie ich sie mag und die ich immer noch für hochaktuell halte. So etwas kann nicht oft genug rebloggt werden.
    Schönes Wochenende, liebe Grüße, Jürgen

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  2. Avatar von Susanne Haun Susanne Haun sagt:

    Liebe Gerda,
    ich habe mich gerade mit Narziß im Rahmen von Poussins Bild „Das Reich der Flora“ beschäftigt.
    Narziß gilt als der Erfinder der Malerei. Alberti hat in seinem Malerei-Traktat von 1434 die Malerei als die Umarmung des eigenen Spiegelbildes bezeichnet. Ovid beschreibt in seinen Metamorphosen Echos Liebe zu Narziss. Echo verliebt sich in Narziss. Doch Narziss verschmähte grausam ihre Umarmung, und Echo fühlte sich so elend und gedemütigt, dass sie sich in einer Höhle versteckte, keine Nahrung mehr zu sich nahm und schließlich verkümmerte, bis sie nur noch Stimme war. Ihre hageren Gebeine wurden zu den Felsen, die das Echo zurückwerfen, jedoch zugleich das Aussehen einer wunderschönen jungen Frau haben.
    Liebe Grüße aus dem sonnigen Berlin von Susanne

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Liebe Susanne, ich finde es interessant, dass du dich der Seite der Frau zuwendest, die von Narziss verschmäht wurde. denn es ist wahr: ich kenne die Dramen von Frauen, die mit narzisstischen Männern verheiratet sind, aus meiner Praxis. Echo – Frauen, die bereit sind, alles zu geben für den Geliebten, und der bemerkt es nicht einmal.

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      • Avatar von Susanne Haun Susanne Haun sagt:

        Ich denke immer, dass es am besten für diese Frauen wäre, sich zu trennen. Wie heisst es so schön? Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Aber ich weiss, das sagt sich einfach. Ändern jedoch werden sie ihre Männer nicht. Da hast du keine leichte Aufgabe Gerda, diesen Frauen Mut und Kraft zu geben.

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  3. Ich glaube schon, dass Narzissmus irgendwann zur Selbstzerstörung führt, wie auch immer diese dann auch aussehen mag! So deute ich Deine Legearbeit, mal abgesehen von der griechischen mythologischen Geschichte!

    Liebe Samstagabend Grüße Babsi

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  4. Avatar von mmandarin mmandarin sagt:

    So manchem Narzisten würde ich wünschen, er möge für immer in den Fluten versinken…es bliebe uns viel Leid erspart. Seltsamerweise landen diese Wesen aber leider zu oft in Positionen, wo sie Unheil anrichten. Würde mir manchmal wünschen, sie würden von der Presse völlig ignoriert….das wäre wohl das Schlimmste, was ihnen widerfahren könnte. Ich wünsche einen schönen Sonntag. Marie

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Es stimmt, Marie, sie richten viel Unheil an, aber Narzissmus ist leider eine Seelenkrankheit, und ich möchte nicht in der Haut eines davon befallenen Menschen stecken. Ihnen fehlt nicht nur Empathie für andere, sondern auch ein lebendiges Innenleben. Wenn die Umwelt nicht mehr als Spiegel funktionieren mag, brechen sie zusammen. Das innere Nichts überwältigt sie.

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  5. Avatar von Ulli Ulli sagt:

    Liebe Gerda,
    ich bin sehr froh, dass du diesen Artikel rebloggt hast, da ich ihn nicht kannte und er grundlegende Fragen stellt und auch teilweise beantwortet. Wenn ich mich selbst nicht kenne, wie soll ich dann den anderen erkennen? Und wenn ich nicht geliebt werde und mich selbst nicht liebe, wie soll ich dann fähig sein wirklich zu lieben? Bei den letzteren Fragen sehe ich aber durchaus ein Sowohl-als-auch- ich glaube nicht, dass ich das jetzt näher ausführen muss.
    Ja, Narzissmus ist eine Krankheit und doch leben wir in einer sehr narzistischen Zeit oder sehe ich das nur so?
    Ich danke dir für diese Inspiration, liebe Grüsse
    Ulli

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Ja, mir kommt es so vor, als ob unsere Zeit besonders viele narzisstische Menschen hervorbringt. Allzu viel starren wir auf uns selbst, auf die Wirkung, die wir auf andere ausüben, und putzen an dem Spiegel herum. Gleichzeitig fühlt sich das Innere verarmt an. Das ist wohl eine Zeitkrankheit, die einhergeht mit diesem Auf-sich-selbst-Geworfensein, wo es kaum verlässliche Wegzeichen, geschweige denn Weggefährten gibt. Und da tastet man dann herum in seinem Spiegelkabinett, starrt überall in die eigene Fratze und niemand nimmt dich da an die Hand und führt dich heraus.
      Vielleicht ist es aber auch nicht so. 😉

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      • Avatar von Ulli Ulli sagt:

        Ich habe eider oft die Erfahrung machen müssen, dass die Geschichte mit der Selbstliebe auf Kosten der Nächstenliebe geht und bin immer wieder dankbar auf Menschen zu stossen, die anders sind, so gibt es eben immer beides?!

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