Reiner hat ein „Mitmachding“ initiiert. Es geht darum, jeden Tag einen Text zu einem Wort zu posten, das sich auf der Holsteiner Treppe in Wuppertal, verteilt auf 9 Absätze befindet. Es reizt mich, da mitzumachen, allerdings eher nicht mit eigenen Textproduktionen, sondern mit literarischen Assoziationen und Gedichten anderer. Ich bin gespannt, welche Texte, Gedichte, Geschichten jedes dieser Wörter in meiner Erinnerung aufleuchten lässt. All diese Erinnerungen an Gelesenes und im Gedächtnis Aufgehobenes sollen mir einen nachklingenden Teppich weben, den ich über die Stufen lege, um noch einmal hinaufzusteigen.
Und schon gehts auf die erste Stufe des achten Abschnitts, und die heißt „Beschämen“. Beschämen oder Scham?
Schämen sollte sich, wer andere beschämt, indem er deren natürliches Schamgefühl ausnutzt, um sie zu kränken! Aber genau das tut der Beschämer nicht! Er schämt sich nicht, er triumphiert. Er ist der Größte! Und er manipuliert den Beschämten über dessen feines Schamgefühl…
Besonders ekelhaft ist es, Kinder zu beschämen, die ohne Gegenwehr sind. Das üben die bösen Buben auf dem Pausenhof und in der Klasse, man nennt es heute Mobbing.
Natürlich erinnere ich mich, wie wohl jeder, beschämender Momente aus der Kindheit, die sich tief eingebrannt haben und Narben hinterließen, die mich bis heute jucken, so dass ich dran kratze und zu verstehen versuche, was es denn ist, was sich da so tief verletzt in mir krümmt und weint – und warum?
Beschämen – eng verwandt mit entwürdigen und manipulieren – ist so ekelhaft, dass ich mich von dieser Stufe schnell entfernen möchte mit einem Hinweis auf den Roman von Robert Musil: Die Verwirrungen des Zöglings Törleß und den Film von Volker Schlöndorff: Der junge Törless, mit Fotos und einer Besprechung
Der Trailer zum Film ist hier zu sehen.
Schämen sollte sich, wer andere beschämt. Das ist wahr.
Doch die Gefahr ist auch groß, diesen wunden Punkt zu mißbrauchen, z. B um Meinungen zu manipulieren, wie es durch die Medien aller Art ja geschieht..
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