Wieder steige ich, wie Puzzleblume anregte. hinab ins Archiv, um ein Bild an die Oberfläche zu holen, das vor zehn Jahren an einem Tag wie diesem entstand. Genau genommen ist es nicht „ein Bild“, sondern eine ganze Legebild-Erzählung, und die Arbeiten stammen aus dem Januar 2015, doch habe ich sie erst am 22. Juni veröffentlicht, da ich vorher keinen Blog hatte.
Mit der Erzählung „Der Volksgeist und der Ring der Herrschaft – eine unendliche Geschichte“ kommentierte ich die politische Situation in Griechenland, im Januar 2015.
Noch ruht der rostige „Ring der Herrschaft“ im Bötchen, in der kleinen Bucht, beschützt vom großen Baum und beleuchtet vom kleinen Mond. Es ist ein Abbild meiner „Lebens-Idylle“.

Die Linke (Syriza) tanzt derweil Tango mit dem „Volksgeist“.

Mit roten Würmchen wird man das Volk speisen, wie die Vogelmama ihre Kleinen…

Die Linke gewinnt die Wahlen. Welch ein Fest! Der Ring der Herrschaft ist nun in Volkes Hand. Der Volksgeist schwebt hoheitsvoll über der Szene. Doch neben ihm spreizt ein anderer Vogel sein unansehnliches Gefieder. Es ist der Pleitegeier.

Schon hat das Schweizer Taschenmesser seine Klingen ausgefahren! Schneide, schneide, schneide ab, was aus dem Boden sprießt. Das eben noch jubilierende Volk wird böse, bewaffnet sich mit Knüppeln: „Hej“, ruft es, „so haben wir nicht gewettet!“ Der Regierungsvogel mit den kurzen Beinen (Lügen haben kurze Beine) verliert den Ring der Herrschaft aus dem Schnabel und entflieht.

Was nun folgt, sind schwarze Ahnungen von Aufruhr und Wut, von Brandschatzung und Zerstörung. Die unbarmherzige Kouponschneidemaschine der „Finanzmärkte“ hat sich des Rings der Herrschaft bemächtigt. Sie mäht das Haus des armen Mannes nieder. Der Regierungsvogel, nun ohne rote Schwingen, nimmt fliehend einen Batzen Gold mit. Das Volk tobt und zündelt. Der Volksgeist weint, eine große Träne fällt hinab, tropft ins leere Meer. Die Rättchen reichen sich fröhlich die Hände. Sie werden satt.

Eine solche Entwicklung drohte vor zehn Jahren in Griechenland, doch der „EU-Rettungsschirm“ verhinderte sie zunächst. Heute sind alle Länder Europas davon bedroht, und niemand wird einen „Rettungsschirm“ ausspannen können. Die Kriegsgewinnler aber reiben sich die Händchen: die Aktienkurse weisen steil nach oben… Eine unendliche Geschichte.
(Für die, die meine Methode des Legens nicht kennen: Ich benutze Schnipsel aus zerschnittenen Bildern, lege sie zu einem Bild aus, fotografiere das Bild, zerstöre es und lege das nächste Bild mit demselben Material aus. Diese Recycling-Kunstform habe ich damals angesichts der griechischen Finanzkrise entwickelt, um zu zeigen, dass man aus fast nichts eine Welt erschaffen kann.)
Es ist freilich der Volksgeist, der zunächst anscheinend eine Wahl hat, sich begeistern läßt (für unüberlegte Begeisterungsstürme scheint er empfänglich). Dann, zu spät, merkt, wie er hereingelegt wurde – so ja schon lange vorher, als solange getrickst wurde, bis Griechenland (und wer noch?) mit Hilfe diverser sogenannter Investoren, aus denen auch Politiker entwachsen, die von all dem nichts gewußt haben wollen (und umgekehrt, aber in D. haben wir jetzt eben grad den ersten Fall), der Beitritt zum Euro gelingt.
Da die Voraussetzungen schon gefälscht waren konnte es nicht gutgehen. Da nach wie vor jene das Sagen haben, die die imaginäre Herrschergottheit Mammon verwalten und gestalten konnte die neue Regierung nicht reüssieren (ich wage keinen Kommentar dazu, wie erst sie das überhaupt wollten und für möglich hielten).
Nun, die Kollateralschäden, diverse ärmere Leute, die noch ärmer sind, sind schon vergessen, es geht ja aufwärts in Griechenland! Und anderswo. Oder auch grad nicht, aber das ist halt so, harte Zeiten, da müssen die Leute sparen. Also die… nicht die, die ja schließich investieren, die darf man nicht vergraulen, auch wenn sie noch so ein falsches Spiel spielen.
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du wiederholst mir zu treuherzig die deutsche Version hinsichtlich des Beitritts zur EU, zum Euro und der folgenden Schuldenkrise. So na als ob das Versagen allein auf griechischer Seite gelegen hätte.
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Deine Schnippselbilder dazu sind ganz wundervoll, Gerda!
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Danke, Bruni! Ja, das war eine Zeit, wo ich richtige Geschichten mit den Schnipseln erzählt habe. Es fühlte sich wundervoll an.
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Wir Leser haben es genossen, liebe Gerda!
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Danke, Bruni. Merkwürdig, aber auch diese meine Legekunst-Phase scheint nun ausgelaufen und will sich nicht mehr beleben.
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Hast Du ein neues Ziel, Gerda?
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Nein! Es gibt einiges zu sichten. Danach sehe ich vielleicht Neuland.
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ok , muß immer mal wieder sein!
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