Reiner hat ein „Mitmachding“ initiiert. Es geht darum, jeden Tag einen Text zu einem Wort zu posten, das sich auf der Holsteiner Treppe in Wuppertal, verteilt auf 9 Absätze befindet. Es reizt mich, da mitzumachen, allerdings eher nicht mit eigenen Textproduktionen, sondern mit literarischen Assoziationen und Gedichten anderer. Ich bin gespannt, welche Texte, Gedichte, Geschichten jedes dieser Wörter in meiner Erinnerung aufleuchten lässt. All diese Erinnerungen an Gelesenes und im Gedächtnis Aufgehobenes sollen mir einen nachklingenden Teppich weben, den ich über die Stufen lege, um noch einmal hinaufzusteigen.
John Steinbeck: Von Mäusen und Menschen
Kaum las ich das Wort „streicheln“, fiel mir Steinbecks Erzählung „Of Mice and Men“ ein. Ich habe das Buch vor etwa 65 Jahren gelesen und es jetzt nicht vorliegen. Aber ich erinnere mich sehr genau an den ungeschlachten, geistig behinderten und an seinem unerfüllten Bedürfnis nach Zärtlichkeit zugrundgehenden Lennie, der zusammen mit seinem Kumpel und Aufpasser George in der Zeit der Depression durch Kalifornien zieht, sich auf Bauernhöfen verdingt und in seinen Taschen kleine Tiere herumträgt, die er streichelt. Mit seinen gewaltigen Händen streichelt er Mäuse, Kaninchen und später auch einen geschenkten Welpen und bringt sie dabei versehentlich um.
Als er einer Frau, die sich ihm anbietet, zu heftig das Haar streichelt und sie sich zu wehren versucht, bricht er ihr versehentlich das Genick. ….
- Curley’s Wife: [as Lennie strokes Curley’s wife hair] Don’t muss it up. Look out now, you’ll muss it up. Don’t muss it up. Let go.
- [Lennie laughs as he begins to stroke harder]
- Curley’s Wife: I said, let go. You let go! LET GO!
- [Lennie panics and begins to grab Curley’s wife to keep her quiet, Curley’s wife screams violently]
- Lennie: Shh! Shh! Hey! Don’t do none of that, please! Don’t you go yelling! Shh! Don’t–don’t you go yelling!
- [Lennie continues to restrain Curley’s wife until she frees her mouth and bites Lennie’s hand and screams even louder]
- Lennie: [jerks her hard, furiously] DON’T YELL! Don’t do that! George is gonna be mad if you yell!
- [Lennie places Curley’s wife on a pile of hay, she is not moving]
- Lennie: Don’t wanna hurt you, but you’re gonna get me in a lot of trouble.
- [Lennie notices her not moving]
- Lennie: [moves her now lifeless body around] You done a bad thing!
- [Lennie somehow realizes that Curley’s wife is dead for he had broken her neck]
- Lennie: [petrified with fear] I… I done a bad thing. I done a–a really bad thing.
- [Lennie gets spooked by the sound of flapping wings from a pigeon, he slowly gets up runs out of the barn as the men continue their horseshoe tournament]
(Die Zitate habe ich einer Zitatensammlung entnommen, die ich im internet fand.)
Sein Kumpel George erschießt Lennie, damit er nicht gelyncht wird.
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Als ich vorhin die erste Stufe betrat, leuchtete in meinem Gedächtnis auf: das selige Glück der Liebe zwischen Willkomm und Abschied.
Nun betrat ich die zweite, und da leuchtete auf das Bedürfnis nach Nähe und Zärtlichkeit, dessen Erfüllung für jeden Menschen und auch für die meisten warmblütigen Tiere lebensnotwendig ist.
“A guy needs somebody―to be near him. A guy goes nuts if he ain’t got nobody. Don’t make no difference who the guy is, long’s he’s with you. I tell ya, I tell ya a guy gets too lonely an‘ he gets sick.”
― Of Mice and Men
(Jeder braucht jemanden, der ihm nahe ist. Wer niemanden hat, verliert den Verstand. Egal wer der andere ist: Hauptsache, er ist bei dir. Ich sag dir, sag dir: Man wird zu einsam, man wird krank. )

Großartig!
LG vom Lu
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🙂
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