Kühl und verhangen ist der Tag – gut geeignet für einen Besuch des Byzantinischen Museums im Zentrum Athens. Mich zieht es wegen seiner Gärten und des netten Restaurants hin – eine Oase mit leckeren frisch zubereiteten Speisen und einem freien Blick ins Grüne. Und da mein Mann heute mit mir essen gehen wollte, schlug ich diesen Lieblingsort vor.
Die hohe Zypresse auf dem Innenhof ist schon eindrucksvoll genug, aber noch erstaunlicher sind die Orangenbäume. Sieht der Baum nicht aus, als hätten ihn Mönche in fernen byzantinischen Zeiten gepflanzt`?
Die Bäume sind jetzt voll erblüht und duften überirdisch.
Bevor wir uns im Restaurant niederlassen, besuchen wir das vollkommen renovierte Museum. Als erstes suche ich das Relief von Orpheus unter den Tieren auf, das ich bei früheren Besuchen im Museum fotografierte und vorgestern als Archivbild (paneurhythmisches Tanzen) erneut postete (hier)
Heute nun ein neues Foto von Orpheus, wie er im 4. Jh n.Chr. während der frühchristlichen Epoche interpretiert wurde.
Noch hat das Christentum keine eigene Bildsprache entwickelt, sondern benutzt die klassischen Vorbilder und quartiert sich sogar oft in den alten Tempeln umstandslos ein.
Das wird besonders deutlich an den dekorativen Elementen.
Löwen und Sphingen, Zentauren und Greifen bevölkern wie die klassisch-griechische auch die frühchristliche Welt. Doch werden diese alten Bilder nun mit neuem christlichem Symbolgehalt versehen und verflachen.
Die wohlhabenden Familien wissen weiterhin das kunstvolle Fußbodenmosaik, die feinen Glasbehälter, das silberne Geschirr und die goldgeschmückten Pantoffeln der römischen Kultur zu schätzen – und das wird auch so bleiben.
Doch in der Kunst setzt sich langsam eine neue Bildsprache durch, die uns teils als koptisch (Schwerpunkt Alexandria in Ägypten) …
teils als byzantinisch (Schwerpunkt Konstantinopel) überliefert ist. Die koptische Kunst blieb vor allem Volkskunst, während sich die byzantinische Kunst vom 4. bis zum 14. Jahrhundert zur offiziellen Staats- und Kirchenkunst entwickelte. Sie veränderte sich kaum, sondern verbreitete sich als Kopie ikonischer Lösungen, die in Konstantinopel gefunden wurden, über den ganzen byzantinischen Raum, der von Süditalien und Sizilien bis tief nach Vorderasien und Nordafrika reichte.
Nach diesem bilder- und geschichtsreichen Rundgang lassen wir uns in der Gaststätte nieder. Und schon werden Brot und Oliven, Wasser und Wein herbeigetragen. Essen werde ich überbackene Auberginen…











Herzensdank für die kleine Kunst- und Kulturgeschichte.
Die Orangenblüten würde ich gerne beschnuppern und ja, der Orangenbaum ist prächtig!
Liebe Grüße, Ulli 🌺
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sehr gern, liebe Ulli!
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Was für ein besonderes Museum muß das sein. Durch die Ausstellungsstücke, die Du uns zeigst, liebe Gerda, werde ich ganz neugierig darauf, obwohl ich es ja kaum mal sehen werde…, aber einen ganz kleinen Eindruck bekam ich jetzt schon.
Danke schön!
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Es ist schön geworden, ja.
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