Der März und die vier Stäbe: neurografisches Zeichnen.

Der Monat März stand unter dem Zeichen der „Vier Stäbe“. Du erinnerst dich vielleicht: ich zog in den Raunächten jeweils eine Karte für die Monate des kommenden Jahres – und zwar nicht als Prophezeiung, sondern als Lernaufgabe. Was die „Vier der Stäbe“ in meinem März-Leben bedeuten sollten, beschreibe ich hier.

Es galt, ein Fest für meine Freunde zu gestalten. Das hatte ich noch nie getan. Zwar habe ich natürlich ab und zu Freunde zu Besuch, aber nie alle zusammen und nie in einem festlichen Rahmen. Also fürchtete ich mich ein wenig davor. Hatte ich die Kräfte dafür? Wollte ich mir den Stress antun? Was würde es kosten? Würden die Freunde mittun, mithelfen? Würden sie überhaupt kommen wollen?

Während der Zeit der Vorbereitung kamen immer wieder solche Bedenken. Das neu gelernte neurographische Zeichnen half mir über so manche Klippe. Die erste Zeichnung machte ich am 3. März:

Dazu schrieb ich: In die Mitte der Zeichnung setzte ich das „Atelier“, darüber mich. Dann gibt es noch Kreise fürs „Fest“, für „Workshop“, „Malen, Zeichnen, Atelier benutzen“, „Freunde“, „Besucher“, „Garten“. Ins Zentrum des „Atelier“-Kreises habe ich das Dreieck gesetzt, das in der Tarotkarte ein rotes Turmdach ist. Ich habe es in den Farben des Feuers (Freude, Begeisterung) eingefärbt. Die Vier Stäbe habe ich senkrecht als schwarze Schlangenlinien gezeichnet, an denen sich das Grün hochrankt. Sie sollen dem Ganzen als Stützen dienen. Übers Bild versprenkelt sind rote Blüten, ähnlich den jetzt überall im Grünen blühenden roten Anemonen. Es entstand auch ein rotes Herz im Kreis der „Freunde“. Darüber freue ich mich besonders, denn ohne die Freunde wird es nix mit dem Fest.

Am 6. März machte ich dann eine Zeichnung, die von dem Wort ERFOLG ausgeht.

Was bedeutet für mich Erfolg? Welche Stichwörter fallen mir spontan zu den Buchstaben des Wortes „ERFOLG“ ein? Dabei wurde mir deutlich, dass ich ein Problem mit dem „Eigentum“ habe: Darf ich, kann ich überhaupt Eigentum haben und es nutzen? Ist das nicht Raub, und zugleich eine Behinderung meiner Freiheit? Ich befestigte in mir das Gefühl: Ja, Haus und Garten und Atelier sind mein Eigentum, ich darf es in Besitz nehmen, es nutzen, mit anderen teilen, Eigentum behindert nicht Freiheit, sondern ermöglicht sie, wenn man sich nicht drin einschließt und einmauert. „Reichtum“ im Zentrum des Bildes entsteht, wenn freier Austausch gelingt. „frei“ steht denn auch dick hervorgehoben an der Basis des Ovals, das „Reichtum“ umgibt.

Für die Vorbereitung des Festes ergab sich daraus ein Gefühl der Erleichterung: Ich stelle den Rahmen zur Verfügung, die Gäste aber werden den Inhalt bestimmen, jeder nach seinem Wunsch und Dafürhalten. Wir tauschen uns in vollkommener Freiheit aus. So wird Reichtum entstehen.

Eine neue Zeichnung begann ich am 19. 3., diesmal ausgehend von den vier Stäben: Was bedeuten sie für mich? Was soll in diesem Monat sprießen und wachsen und gedeihen? Ich notierte vier Begriffe und zeichnete für jeden einen Stab, daran die Knospen, die aufgehen sollten. Darüber legte ich Linien für die Tage bis zum Fest.

Jeden Tag zeichnete ich ein bisschen weiter, färbte ein, prüfte, inwieweit es mir gelungen war, die Knospen mit Kraft zu füllen. Die erste Knospe „Gelassenheit“ füllte sich am Mittwoch, die zweite „ruhige Freude“ am Donnerstag, die dritte „frohe Erwartung“ am Freitag und die vierte „Großmut wird zu Liebe“ am Samstag. Da war alles erfüllt, und wir feierten ein reiches Fest, zu dem jeder das Seine beitrug.

Am Sonntag danach beschaute ich mir die Zeichnung und fand, dass sie noch ein wenig Atem und Abrundung brauchte, und erweiterte sie nach oben.

So bin ichs zufrieden.

Du findest diese enge Begleitung des Erlebens durchs Zeichnen vielleicht befremdlich? Für mich war es erhellend, es klärte meine Gefühle, befreite mich von Ängsten und machte mich so empfänglicher für das, was sich auf der Lebensbühne vorbereitete. Was sonst nur trübe oder aufgeregt kommt und geht, wurde durch dieses Zeichnen zu bewusstem Erleben. Das Beschauen der Bilder bringt es freilich nicht: man muss sie schon selbst – gemäß eigenem Fühlen, Denken und Wollen – zeichnen, um diesen Prozess wirklich zu verstehen.

 

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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