Als ich heute beim Mittagstisch aus dem Fenster sah, sprang mir ein Stück „konkrete Kunst“ ins Auge. Ich könnte auch sagen: ein vom Licht auf den angestrichenen Betonvorsprung gemaltes Dreieck.
Ich sprang auf und fotografierte es. Mein Mann wunderte sich nur: was siehst du da? Was ist daran so besonders?
Ich weiß es nicht. Als Foto gibt es ja nicht viel her. Viel besser ist das, was ich eben bei Lichtzeichen sah. Meins ist im selben Geist aufgenommen, aber eben nicht so eindrucksvoll.
Es ist die Faszination der Geometrie, die auch die „konkrete Kunst“ auszeichnet. Reine klare Formen, die das Gefühl auf andere Art berühren als die Bilder, die uns durch ihren Inhalt bestürzen. Wie etwa das Foto des Nachbar-Baumes, der gleich hinter dieser Wand steht und nur noch ein gräßlich zusammengesägter himmelhoher Stamm mit ein paar Astfransen ist.
Da tut mir das Herz weh, und ich wende mich dem Lichtdreieck zu. Wäre da nicht der Riss im Anstrich und die etwas verwitterte untere Kante, könnte ich mich ganz von der kruden „Wirklichkeit“ ins Reich des reinen Geistes der Geometrie verabschieden, die mich heiter stimmt. Dieses Dreieck meinte ich:
Nach Tisch legte ich mich aufs Sofa und ließ meinen Blick über ein anderes „konkretes“ Werk wandern:
Es ist ein Stückchen Gardine mit einer geometrischen Musterung, durch die die Außenwelt sanft hindurchschimmert.



Schade, ich liebe Geometrie. Dachte es geht mehr darum. Aber trotzdem sehr schön
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Lieber Reiner, danke! Mir ging es hier nur darum: zu verstehen, warum mir reine geometrische Formen, wenn mir das Leben sehr schmerzhaft und brüchig erscheint, seelisch gut tun. Das war alles. Das Thema ist natürlich viel größer. Ich habe mal ein Bild gemalt, das heißt „Geometrie der Segel“, das findest du unter diesem Stichwort auch hier im Blog. Auch über „heilige Geometrie“ habe ich auf meine Art – also nur andeutend und zum Weiterforschen anregend – etwas geschrieben.
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Ich mag gerade den Riss, weil ich Brüche im eigentlich Perfekten mag.
Dir noch eine gute Zeit in eurem Stadtzuhause.
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Danke dir, liebe Ulli. Es kommt drauf an. Schau mal, was ich Reiner Wende antwortete.
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Dann verstehe ich, wieso dich an dieser Stelle der Riss stört.
🫂
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Rein optisch sind die Linien dieses Baums aber sehr schön. Ein Foto, das ich auch gemacht hätte 🙃
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Danke Myriade. Ja, rein optisch ist er interessant. Er ist eine mächtige Skulptur. Ich habe oft Stämme gezeichnet und die Kronen vernachlässigt, weil die arg kleinteilig sind.
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Sowohl deine Spazierschaugänge als auch deine Überlegungen führen durchaus zu Weiterem bei mir!
Grüße von Sonja
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Das freut mich sehr, liebe Sonja! Danke!
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Ganz tolle Fotos sind das, in denen man auch deinen sehr schönen Blickwinkel auf manche, für andere eher umscheinbare Dinge, erkennt liebe Gerda.
Liebe Grüße, Hanne
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Lieben Dank, Hanne. Es stimmt: die kleinen für andere gar nicht sichtbaren Dinge haben für mich manchmal einen großen Reiz. Ich möchte ihnen dann nachspüren, sie von allen Seiten betrachten…
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ich liebe die geometrien, die überall um uns und in uns sichtbar werden.
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Danke! Das hast du schön gesagt. Die verborgenen Geometrien in uns selbst wahrzunehmen, würde vielleicht ein wenig mehr Ordnung ins Chaos des Lebens bringen.
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das chaos finde ich auch spannend. vielleicht gibt es eine geheime geometrie des chaos.
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bestimmt gibt es die! Wenn ich das mich umgebende Chaos zeichne, ordnet sich alles nach einer geheimen Symmetrie.
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in diesem zusammehang schaue ich auf die fraktale.
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Reine geometrische Formen haben immer mich fasziniert. Vielen Dank, ein wunderbares Foto Essay!
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Dein allererstes Bild – der Fenster selbst – finde ich wunderschön.
Klare Formen, feine Farben, ein wunderfeines schönes Bild bietet der Blick zum Fenster
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