Die Technologie hat schon eine große Verführungskraft. Gestern noch las ich mit ziemlichem Entsetzen von einer bei Moskau geplanten Smart City, wo die Familie nicht nur in vollkommen überwachter Bequemlichkeit lebt, sondern auch, ohne sich von der Stelle zu rühren, in tropischem Klima einen Coctail am Palmenstrand trinken kann, wann immer es ihnen beliebt.
Heute sitze ich selbst, freilich nach einer realen Schwimmrunde im Meer, bequem vor der Mattscheibe und renne virtuell durch das in morgendliche Sommersonne getauchte Paris. Und bin fasziniert. Schön ist Paris aus dieser Perspektive, und der Marathonlauf ist sowieso die Königin aller Disziplinen.
Der Rhythmus der Läufer geht mir ins Blut, ihre Leichtfüßigkeit, fast scheinen sie zu fliegen.
Aber nein, sie fliegen nicht, sie kämpfen, Schritt für Schritt auf der schier endlosen Strecke von über 42 Kilometern kämpfen sie sich voran …
geben nicht auf, laufen hinein in die Schatten, ins Licht der Straßen, tauchen in einen Tunnel ein…
laufen vorbei an rufenden Menschen, die ihnen zuwinken, ergreifen Flaschen wie im Flug, sprühen sich Wasser in den Mund, aufs Haar, laufen.
Zwei Stunden laufen sie in atemberaubendem Tempo, dann erscheint in der Ferne die Ziellinie. Einer wird sie als erster überqueren, da ist er schon, winzig klein auf der blauen Fläche.
Er ist für das Land seiner Geburt gelaufen, für Äthiopien, dessen schöne Fahne er sich nun über die Schultern legt. Tamirat Tola heißt er. Er bewältigte die Strecke in 2:06,26 Stunden und stellte einen neuen olympischen Rekord auf.
Schon überquert der zweite die Ziellinie. Bashir Abdi aus Belgien. Er ist ebenfalls ein großartiger Läufer, ein Kämpfer. Doch er läuft nicht für das Land seiner Vorfahren, sondern für ein anderes, das seine Vorfahren versklavte.
Der Sieger im Marathonlauf der ersten modernen Olympischen Spiele 1896 war übrigens Spyridon Louis aus Maroussi – Schafhirte, Rekrut und Wasserträger unter Oberst Papadiamontopoulos, der ihn bewog, am olympischen Marathonlauf teilzunehmen. Die beiden Nächte vor dem Rennen betete Louis und am Tag vor seinem Start fastete er. Die Strecke von Marathon bis zum neu erbauten Marmor-Stadion Panathinaiko in Athen betrug 40,234 km und war natürlich nicht asphaltiert. „Hitze, staubige Straßen, die hügelige Strecke (…) forderten ihren Tribut“. 17 bis 25 Athleten aus fünf oder mehr Ländern nahmen teil, aber viele gaben vor dem Ende auf. Spyros Louis lief die volle Strecke, die der des Boten entsprach, der den Athenern den Sieg über die Perser im Jahre 490 v. Chr. verkündete, in knapp drei Stunden (2:58:50 h). (zitiert nach Wikipedia)







Ungeklärt die interessante Frage, ob es anatomische oder genetische Gründe hat, dass bei Kurzstrecken und beim Marathon immer die Schwarzen gewinnen, welcher Nationalität sie auch sein mögen. Bei den mittleren Laufstrecken, so höre ich, hat der eine oder die andere weiße Läufer*in vielleicht eine Chance …
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ich weiß es nicht. Ist es so? Unter den Ersten waren übrigens auch ein verhältnismäßig kleiner Japaner und ein sehr langer weißer US-Amerikaner. Die Äthiopier und Keniaten und früher, glaube ich, auch die Tunesier haben sich auf die langen Strecken spezialisiert, bei den kurzen findest du sie eher nicht.
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Ich habe in den letzten Jahren, wenn nicht Jahrzehnten von keinem Marathon gehört, der nicht von einem Schwarzen gewonnen worden wäre. Es ist ohnehin nur eine akademische Frage, warum das so ist.
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Pietro Mennea, ein Italiener, war lange das Aushängeschild über 200 m.
Über 400 m hat der Südafrikaner Van Niekerk einen Weltrekord aufgestellt, der wohl nie gebrochen werden wird.
Das Übergewicht, das stimmt, das liegt bei den Farbigen.
Bei den Mittelstrecken (800 nbis Meile) haben die Engländer über viele Jahre Titel errungen
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Van Niekerk ist allerdings auch dunkelhäutig 🙂
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Nein, ist er nicht.
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Ich habe mir gerade ein Video angesehen
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ihr habt beide recht. 😆
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Mein Vater hatte sich für die Weltmeisterschaften der Studenten über 10.000 m qualifiziert.
Wieso er so zäh war, darüber lässt sich spekulieren. Mein Gedanke war, daß er einen sehr erfolgreichen Bruder hatte, der Maler und Violinist war.
Den Marathon verfolgte ich auch. Die ehemaligen Größen Bekele und Kipchoge konnten wiederum nicht brillieren. Vermutlich sind sie zu alt schon.
Das Alter im Sport zeigt sich eins ums andere Mal. Vor Tagen im Tischtennis, als ein deutscher Altmeister gegen einen weit jüngeren Schweden verlor.
Der Leichtathletik bin ich innerlich verpflichtet, seitdem ich in den späten Siebzigern in Stuttgart bei den Grössen ihrer Zunft zuschauen konnte.
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Schöne Erinnerungen. Der Vater meiner besten Freundin begann mit „Dauerlauf“, als er an die Ostfront musste, und hielt das ein Leben lang bei. Wieviele Kilometer er täglich lief, weiß ich nicht. Ja, das Alter spielt natürlich eine zentrale Rolle beim Leistungssport – und bei vielen anderen Dingen auch.
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Deswegen habe ich mich entschlossen, nicht mehr Mannschaftsschach zu spielen.
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Marathon und Lustbarkeit ist für mich ein Widerspruch in sich 😂🤣😁
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ich musste ja nicht selber laufen 😌
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