Tagebuch der Lustbarkeiten: Kinderkunst anschauen

An Kinderkunst gehe ich nie vorbei. Wenn möglich, betrachte ich sie genau und komme mit den jungen Künstlern ins Gespräch. Letzteres war gestern abend nicht möglich, denn die Bilder der Kinder hingen im Foyer von Kalamatas Großer Musikhalle, die wir angesteuert hatten,  um ein Konzert im Rahmen der 12. Gitarren-Festivals anzuhören. Es war ein schönes Konzert, und ich freute mich sehr über die Musik sowie über die lebhaften Beifallsbekundungen aus den oberen Rängen. Da saßen die Schüler des Musikgymnasiums und applaudierten ihren Lehrern auf der Bühne.

Zuvor hatte ich die Kinderkunst im Foyer betrachtet und fotografiert. Nähere Angaben zu Namen und Alter der Künstler fehlten. Die Arbeiten waren Varianten je eines Themas und wurden nicht einzeln, sondern wie eine Collage präsentiert. Ich zeige mal ein Beispiel.

Hier war das Thema offenbar Pilze und Früchte, und die Kinder waren angehalten. das ganze Blatt auszufüllen. Es scheint noch andere Anweisungen gegeben zu haben, denn es fällt auf, dass die Kinder vielfältige Muster benutzten. Und so haben die Bilder eine gewisse Gleichförmigkeit, die noch durch die Hängung betont wird.  Eine Art Kollektiv-Arbeit, wo jedes der zehn Kinder einen Flicken zu einem gemeinsamen Patchwork-Teppich beigetragen hat.

Aber wird der individuelle Ausdruck so nicht unterbewertet? Der interessiert mich nämlich am allermeisten, und so machte ich mich daran, die Bilder zu vereinzeln und jedes für sich zu betrachten. Und möchte dich auffordern, das ebenfalls zu tun.

Dann wirst du nämlich sehen, dass die Kinder, bei allen vorgegebenen Einschränkungen, sehr unterschiedliche persönliche Lösungen finden.

Man könnte nun versucht sein herauszufinden, welche Bilder von Jungs, welche von Mädchen stammen.

Man könnte auch Charakterbilder der Kinder dazu erfinden.

Man könnte, wie es in der Schule ja üblich ist, die Bilder miteinander vergleichen und sie benoten.

Man könnte auffällige Bildeigenschaften analysieren und deuten

Man könnte sich über den Reifegrad des jeweiligen Kindes Gedanken machen

Man könnte ihm eine künstlerische Zukunft weissagen oder auch nicht

Man könnte nach der Wirkung der jeweils bevorzugten Muster – Kugeln, Streifen, Wellen, Vierecke… – fragen und was sie über den Malenden aussagen

All das könnte man tun, und tut es auch, wenn man Kunsterzieher oder Psychologe oder gar Experte in Kunstpsychologie ist

Im Grund habe ich mir diese vielen „könnte-Sätze“ nur ausgedacht, um zwischen jedes Bild einen Satz zu schieben, damit du dir jedes einzelne dieser Kunstwerke zu Gemüte führst, es einatmest und die Seele jedes dieser malenden Kinder wahrnimmst und dadurch ehrst.

Dies ist nun eine andere Collage, die Kinder sind offenbar kleiner und in ihrem individuellen Ausdruckswillen weniger „gegängelt“. Ich finde den Vergleich zwischen dem obigen und diesem Patchwork sehr interessant. Das Foto ist in hoher Auflösung, und so kannst du, wenn du willst, jedes Einzelbild gut betrachten und dir deine Gedanken machen. Einfach anklicken!

Hier habe ich noch vier Bilder aus einem 8-teiligen Patchwork herausfotografiert, bei denen das Thema offenbar „unsere Stadt“ oder vielleicht auch „Sonntagsausflug“ o.ä. war.

Es gab auch eine Ausstellung von Erwachsenen-Arbeiten eines Kunstkurses, die waren nicht schlecht, doch machen mich die Kinderarbeiten weit mehr an. Als Erwachsener hat man es schwer..,,

 

Avatar von Unbekannt

About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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10 Responses to Tagebuch der Lustbarkeiten: Kinderkunst anschauen

  1. Avatar von brigwords brigwords sagt:

    Das sind ganz tolle Kunstwerke 🥰

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  2. Mich befremdet die Perfektion , SOWOHL in der erstenSchau wie in der 2ten.

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  3. Einzeln gezeigt wirken sie auf mich viel mehr.
    Hier kann ich dann die Individualität erkennen und sehe das, was jedes Kind tatsächlich ausdrücken konnte. Als Gesamtkunstwerk sehe ich nur noch das Gesamte und es ist ganz schön, aber nicht das, was in meinen Augen wirklich interessant ist.

    Bei den einzelnen Bildern sehe ich einige wunderschöne, die ich mir, hätte ich noch freie Wände, sofort aufhängen würde, Gerda.
    Viele Bilder meiner Töchter aus ihrer Kindheit hängen heute immer noch in den Zimmern und ich würde sie nie abhängen. Sie gefallen mir heute noch so wie damals, als die inzwischen erwachsenen *Kinder* noch Grundschülerinnen waren * schmunzel *

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  4. Avatar von pflanzwas pflanzwas sagt:

    Die Kinderbilder wirken sehr lebendig, die der Erwachsenen eher langweilig, auch wenn da sicher tolle Arbeiten dabei sind. Aber bei den Kinder sprüht es einfach 🙂 Da sollte man sich ne Scheibe von abschneiden!!

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