Was zuletzt geschah:
Nach Wiedereröffnung des Welttheaters am 10. Dezember haben sich zuerst die blinde Dichterin Domna und das Kind Clara eingefunden. Die Wichtel zimmerten unter der Leitung von Wichtelboss Hobo ein Gerüst und strichen es leuchtend gelb. Dann rief Hobo „die anderen“ der Truppe, die das laufende Jahr vertreten.Es erschienen
Jenny-the-Kid, Tschinn-der-Macher mit Kairos, Hera und die Spirits, Danai und Trud, Wilhelm und das Traumwesen, das Wilhelm mit der wirklichen Isolde verwechselt. Jenny versucht vergeblich, ihn in die Realität zurückzubringen.
Wilhelm und das Traumwesen verblassen. Hera und die Spirits verschwinden. Auch Tschinn zieht mit Kairos ab. Auf der Bühne sind jetzt noch Clara, Domna, Jenny, Danai, Trud und die Wichtel.
Wieder ruft Hobo, ob noch jemand auftreten will.
Hobo:
Hört ihr den Ruf, so kommet prompt!“
Nun lasst uns sehen, wer noch kommt.
Nanu, das ist ja eine schreckliche Gestalt!
Ich würde fürchten mich, wär ich nicht alt.
Danai Schurigel Trud Jenny / Domna Wichtel / Clara Hobo
Schurigel, der Angstmacher
Ihr sammelt euch jetzt an des Jahres Schwelle?
Das lob ich mir, da bin auch ich zur Stelle.
Denn schlimm war dieses Jahr, das nächste wird noch schlimmer
ich höre schon den Jammerton, das elende Gewimmer
der Menschen, die die Höllenqualen
des Kommenden sehr bunt ausmalen.
Es macht mich lustig, macht mich lachen
wenn überall die Bomben krachen.
Ja, habt nur Angst, recht so, denn ihr habt Grund dazu.
Im nächsten Jahr da findet ihr nicht Fried noch Ruh.
Und ist es nicht der Krieg, so kommt bestimmt ne Seuche
und niemand gibts der schwarzem Tod entfleuche.
Und lebt er doch, so wird er ganz verarmen
und noch den Tod anflehen um Erbarmen
dass er ihn nimmt und ihn erlöst von Pein.
O ja. das neue Jahr wird katastrophisch sein.
Jenny
Ich fürcht dich nicht
du blöder Wicht!
Mag kommen was da will!
und jetzt sei endlich still!
Denkst du, die Clara mag das hören?
Willst du die Lebenslust ihr stören?
Sprich du, Danai, du bist doch klug.
Sag du zu ihm: es ist genug!
Danai
Zu allen Zeiten wurde schwer gelitten
weil immer Menschen gegen Menschen stritten.
Des Menschen Herz ist sehr verletzlich.
Doch ach! der Menschen Taten sind entsetzlich.
Es gibt die, welche Hunde auf uns hetzen
die sich an unserm Schmerz, an unsrer Angst ergötzen.
Der Mensch ist oft des andern Menschen Feind
und durch viel Leid ist manches Herz versteint
Doch lebt gleichfalls so manches edle Herz
das fühlt des anderen Menschen Schmerz
und weint mit ihm und tröstet, wenn er kann.
Die Angst, die vorher war, erlischt sodann.
Und tobt die Unbill noch so arg
Wer hilft, der fürchtet nichts, denn er ist stark.
Schurigel
Mit dir hat man’s nicht leicht, du tapfre Frau
Ich hab’s gesehn, erinner mich genau.
Als man in schwachem Boote in die See einst stach
Als hoch die Wellen gingen und der Mast zerbrach
und als der andre fürchtete die Welle
warst du als erste neben ihm zur Stelle
Die Welle nahm dein Kind, ich hört dich klagen
doch nimmer sah ich dich vor Angst verzagen.
Danai
Sprich nicht von meiner Not, es ist nicht deine.
Ich bitt dich, geh! und lass uns hier alleine.
Schurigel:
Ich geh ja schon, bin schon gegangen.
Mögst unverzagt ins Neue Jahr gelangen.
Auch wenn es mir bereitet Frust:
Ich mache Platz für Lebenslust.
Jenny
Was ist denn das?
Verstehst du was?
Wo eben noch der Schurigel gestanden
ist nun ne andere Figur vorhanden!
Das ist, so scheint mir, die Isolde,
des armen Wilhelm seine Süße Holde!
Clara
Und auch das Paar und die Ich-bin-wie-ihr!
Die sah ich beinah nicht im Spiele hier.
Das Paar
Wenn die Angst die arme Brust nicht verschnürt
das Glück man sogleich in den Adern verspürt.
Es fließt mit dem Blutstrom und macht uns gesund
und freudig findet zum Munde der Mund.
Hedonie (Isolde) singt:
Freude trinken alle Wesen
An den Brüsten der Natur,
Alle Guten, alle Bösen
Folgen ihrer Rosenspur.
Küsse gab sie uns und Reben,
Einen Freund, geprüft im Tod.
Wollust ward dem Wurm gegeben,
Und der Cherub steht vor Gott….
Freude heißt die starke Feder
In der ewigen Natur.
Freude, Freude treibt die Räder
In der großen Weltenuhr.
Blumen lockt sie aus den Keimen,
Sonnen aus dem Firmament,
Sphären rollt sie in den Räumen,
Die des Sehers Rohr nicht kennt….*
So-wie-du (zu Hobo)
Ich versteh nicht viel, doch möchte ich euch gleichen.
Wie kann ich das am einfachsten erreichen?
Hobo
Wem willst du gleichen? Denen oder mir?
So-wie-du
Am liebsten allen, doch zuerst nur dir.
Hobo
Wer allen gleichen will, der wird ganz unerkennbar
ist ohne Namen und ganz unbenennbar.
Du gleichst vielleicht der Laus auf meinem Haupte
doch dort zu wohnen, ich dir nicht erlaubte.
So-wie-du
Du bist nicht nett, ich geh ein bisschen wandern.
und seh mich um, dann gleiche ich den andern.
Die Frau da drüben ist sehr elegant
der möcht ich gleichen, das wär amüsant.
Hobo
Genug! Ihr Wichtel, packt die Sachen ein
Wir lassen diese Menschen jetzt allein.
Ihr Jahr ist um, gleich lösen sie sich auf.
Kommt her und überlasst sie nun des Schicksals Lauf.
Hedonie (singt)
Freude sprudelt in Pokalen,
In der Traube goldnem Blut
Trinken Sanftmut Kannibalen,
Die Verzweiflung Heldenmut – –
Brüder, fliegt von euren Sitzen,
Wenn der volle Römer kreist,
Laßt den Schaum zum Himmel sprützen:
Dieses Glas dem guten Geist.*
………..
*Schiller, Lied an die Freude
schrecklich auch ist, was als Strafen den Taten stets folgte.
Einst, vor viel tausenden Jahren an eben demselben Strande
landeten Frauen, die zuvor am großen Strome wohl lebten
Fünfzig sind es gewesen, so erzählen die alten Geschichten.
Hier am argischen Strand, Schutz vor Verfolgung erflehend.
Dort, woher sie gekommen, sollten sie, ohne die Männer zu lieben
diesen gewaltsam gegeben und untertänig gemacht, sie bedienen.
Grausam das Schicksal, sie flohen und fanden auch endlich hier Zuflucht.
Denn die Götter geboten den Menschen, Asyl zu geben den Armen.
Wenig Zeit nur verstrich, da kamen die verfolgenden Männer
Drohten den Argos-Bewohnern und klirrten mit bronzenen Waffen:
Gebt uns die Frauen heraus, sie sind und bleiben die unsern!
Angst befiel die Bewohner, die Tore öffneten sie, und die Männer
Griffen sich welche der Frauen sie wollten und machten sie hörig.
Doch in der Nacht, noch ehe über dem Meere die Sonne
ihren Rundgang begann, erschlugen die Frauen die Männer.
Eine nur hatte den Mann, der sie nahm, mit Liebe umgeben
Einer wars nur, der dem nächtlichen Schlachten entkommen.
Von diesen beiden entstammen nun all unsere spätern Geschlechter
Danaiden genannt, und die Männer Danaer, Ägypter und Griechen.

Ich lese hier immer gern. Deine Reime lockern meine Gehirnwindungen auf. Stoisch auf den Reim bestehen, hat etwas sehr Lebensfrohes. Danke dafür! Viele Grüße und einen guten Rutsch!
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Stoisch auf den Reim bestehen, mag die Welt auch untergehen, das ist Kunst, ist auch Vergnügen, wenn die Sätz sich trefflich fügen. Tun sie’s nicht, ist’s minder schön, doch auch so mag es mal gehn. Wie in der Kunst so auch im Leben muss man manches sich vergeben!
Einen angenehm unverkrampften Jahresausklang wünsche ich dir, lieber Alexander!
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„Anstatt zu klagen, dass die Rosen Dornen haben,
Freude sollst du haben,
dass der Dornstrauch Rosen trägt.“ Altes Sprichwort.
DANK für Dein gereimtes Welttheater und seine so sprechenden Bilder !!!
Und für deine vielen, immer interessanten Botschaften– Zeichnungen, Bilder, Gedanken, Fotos, Beobachtungen.. und weiter-fragende Gedanken.
Dir-einen guten Anfang 2024 !
Unser hier überall jetzt zu hörendes „Gut`n Rutsch“ sei eine Vermischung aus Jiddisch “ Rosch tow“ mit Rotwelsch. Wie auch immer…Der “ Gute Anfang“ gefällt mir jedenfalls besser als die Rutscherei.
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Liebe Elsbeth, hab Dank für dein Mitgehen, Mitdenken, freundliches Draufeingehen… Deine Kenntnis des Altgriechischen und Hebräischen ist in vieler Hinsicht erweiternd, dein Kommentieren eine große Freude für mich. Beende dieses Jahr auf gute Weise. Möge dein erster Schritt ins Neue Jahr von Zuversicht getragen sein!
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Mit feinen Welttheater Reimen rutsche ich langsam aus dem alten Jahr.
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