Ich erzählte gestern von meinem Malheur, als ein Bücherregal sein Gleichgewicht verlor und seinen Inhalt zwischen Regal und Staffelei entleerte. Später räumte ich die Bücher ordentlich zurück ein und sortierte Überflüssiges aus.
zusammengebrochen leergeräumt neu einsortiert.
Dann machte ich mich an ein Fach des Metallregals heran, in dem ich dicke und dünnere Papierrollen gelagert hatte. Die holte ich heraus, neugierig, was sie enthalten. Denn seit ich das Atelier vor 20 Jahren bezog, hatte ich diese Rollen nicht mehr angerührt.
Die dünneren enthielten Landkarten und Plakate von eigenen und fremden Ausstellungen. Das erste hier abgebildete ist vom „Kurshausatelier 1986-1996“, das wir im Dachgeschoss unseres Fremdspracheninstituts eingerichtet hatten, das zweite von einer Ausstellung in Berlin-Charlottenburg. Um die stark gewellten Plakate zu fixieren, beschwerte ich sie mit Kerzen- und Bücherständern. Die benutzte ich dann auch für die folgenden Blätter.
Dann entrollte ich zwei Rollen mit Zeichnungen. Zum Vorschein kamen vier farbige Blätter und sehr viele Kohlezeichnungen, fast alle im Format 70×100 und auf billigem grauem Papier, das teilweise vergilbt und an den Rändern „abgenagt“ ist. Die Zeichnungen sind aber gut erhalten. Ich freute mich sehr, sie wiederzusehen.
Die vier farbigen Blätter – drei Stillleben in Ölkreide, 70×100 cm groß, und ein Mensch-Skulptur-Bild mixed media, zeige ich schon mal hier.
Die Kohlezeichnungen folgen in einem Extra-Post.








Was für ein Erlebnis: nach zwanzig Jahren erblicken die Blätter wieder das Licht der Welt und Du selbst wirst mit Dir selbst konfrontiert, nach ebenfalls zwanzig Jahren, spannend! Liebe Grüße, Jürgen
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Willst du uns über das Bild mit der Zimmerpflanze etwas erzählen?
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Die Zeichnung ist groß (70×100) und absichtlich nicht zu Ende gebracht. Die leeren Flächen sind notwendig, um die starke Farb-Konzentration im Zentrum auszubalancieren. Da das Papier grau ist, habe ich auch Weiß benutzt, um mehr Helligkeit zu erzeugen. Besondere Erinnerungen verbinde ich nicht mit der Zeichnung.
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Warum absichtlich nicht zu Ende gebracht? Ja, die starken Farben im Zentrum haben eine Kraft.
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Damit Luft bleibt zum Atmen
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Wie meinst du das? ( Bin autistisch, habe Probleme mit Metaphern)
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Ich habe dir geantwortet, aber der Kommentar ist nicht zu sehen. Also schreibe ich ihn gleich nochmal:
Ich meine, ein Bild, in dem alle freien Flächen vollgemalt sind, ist wie ein Saal, der bis zum letzten Platz gefüllt ist. Du magst es nicht so gern, dich in eine Reihe zu quetschen , um vielleicht noch ein kleine Plätzchen zu ergattern. Du hast es lieber, wenn neben dir, vor dir und hinter dir leere Plätze sind, weil dich das Gedränge ängstigt. Du hast sonst das Gefühl, keine Luft zu bekommen.
So ist es auch mit Bildern, auf denen zu viel drauf ist und jedes Fleckchen zugemalt ist. Manche mögen das, genauso wie sie das Menschengedränge mögen, andere brauchen mehr „Luft zum Atmen“. Verstehst du diesen Vergleich?
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Ja, das heißt das Bild ist fertig, zu Ende gebracht, mit vorhergesehen Freiräumen. So verstehe ich das besser. Vielen herzlichen Dank für deine ausführliche geduldige Erklärung.
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„Vorhergesehen“ ist nicht ganz zutreffend, denn ich weiß vorher nicht, wann das Bild fertig ist. Es ist mehr ein Gefühl. Ich höre auf, wenn es mir fertig vorkommt. Manchmal höre ich auch nicht auf und male weiter, dann wird das Bild schlecht. Ich habe es mit zu viel Farbe erstickt.
Mir gefällt es, wie du nachfragst, denn dann muss ich auch genauer drüber nachdenken, was ich eigentlich meine, wenn ich sage „das Bild atmet“.
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Interessante Erklärung, bei Kunst kann man nie alles genau planen.
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Danke, Jürgen. Ja, es war spannend, und ich habe mich echt über die Zeichnungen gefreut. All die Personen, mit denen ich damals freundschaftlich verkehrte und die ich auf den Zeichnungen wiedererkenne – was ist aus ihnen geworden? Nur von sehr wenigen weiß ich es. Aber die damalige Zeit steht mir plötzlich wieder ganz lebendig vor Augen. Und ich erkenne, wie fruchtbar sie war.
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Das sollte so sein, daß dieses Regal zusammen gekracht ist. So leben Deine Erinnerungen wieder auf! Diese schönen Werke gehören zu Deinem Schaffenwerk, Deiner Kunst und es ist sehenswert und spannend!
Liebe Grüße Babsi
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Herzlichen Dank, liebe Babsi. Ja, ich bin grad ganz high, weil mir die Sachen, die ich nun gefunden habe, so gut gefallen und mir so viele Erinnerungen wach werden.
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Die Ausstellung Deiner Bilder in Berlin-Charlottenburg war sicher ein großer 1. Schritt für Dich, Gerda.
Denkbar wäre ja, bald den 2. Schritt folgen zu lassen und dann den 3.
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Ich kann mich beim Wieder-Entdecken von meinen Erinnerungen/alten Sachen auch immer vollkommen verlieren…
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In Dingen sind sie gespeichert. … In Zeichnungen sogar noch mehr.
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Ja…
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Ja, wirklich! Als habe es diesen Chaosumkracher gebraucht!
Gruss von Sonja
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So sieht es aus, liebe Sonja! Ohne diesen Kracher (aber auch ohne das tote Kätzchen im Heizungskeller) hätte ich mich noch lange um die unübersichtlichen Ecken herumgedrückt. Ein paar gibt es immer noch…
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Autsch, dass sieht nacht Arbeit aus… 🙂 Liebe Grüße zu Dir!
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Ja, danke, Petra! Arbeit hält jung!
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Ein echtes Erlebnis, nach 20 Jahren wieder das zu entdecken, was uns damals bewegt hat. Eine Zeitlang wirst Du in den Erinnerungen schwelgen und dann mit frischem Mut weiter Ordnung schaffen und Schätze entdecken, liebe Gerda!
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„Schwelgen“ ist nicht so meins, liebe Bruni. Ich will immer weiter, ein armer „Hungerleider nach dem Unerreichlichen“ (Goethe)
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Ich meinte das Schwelgen auch mehr im übertragenen Sinne, eine ganz kurze Zeit des Nachsinnens…
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Liebe Gerda,
ich bewundere dein stetiges Sortieren und Erfassen deiner Kunst. Was für ein Malheur: ein gekipptes Regal! Ich kenne solche Situationen. Gut, dass du sie gleich genutzt hast, um Bücher auszusortieren.
Was machst du mit deinen alten Ausstellungsplakaten? Ich habe eine ganze Schublade im Grafikschrank mit Plakaten. Ich bin hin und hergerissen, aber ich denke, ich werde sie entsorgen. Vorher frage ich noch meine „Nachlassverwalter:innen“, ob die eine oder der andere etwas davon möchte und dann geht es in die Tonne.
Ein Glück, liebe Gerda, dass wir heutzutage so große Altpapiertonnen haben 🙂
In dem Sinne eine weitere schöne Vorweihnachtszeit von Susanne
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Guten Morgen, gute Woche, liebe Susanne! Die meisten Plakate habe ich schon entsorgt, aber es gibt ein paar. Die ich damals gekauft habe, zBbvon Miro, beste Qualität. Vielleicht will jemand die haben. Liebe Grüße!
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Ja, wenn ich wieder Gesund bin, dann kommen die Plakate auch in die Tonne. 😉
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Du bist erkrankt? Da wünsche ich dir allerschnellste Besserung!
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Danke, liebe Gerda, langsam wird es.
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