Froschkönig und Luigi Galvani (tägliches Zeichnen)

Gestern begab ich mich zu einem Physiatros (Physio-Arzt, ich glaube, früher nannte man sie Orthopäden, nur dass sie jetzt auch Physiotherapeuten mit einem großen Arsenal an Übungsgeräten beschäftigen). Der bestätigte mir, was ich schon ahnte: Mich plagt ein Lumbago, vulgär Hexenschuss. Zum Glück scheint der Scheitelpunkt des Leidens überschritten…

Vor jedem Treffen mit einem Arzt ist geduldiges Warten angesagt. Dafür gibt es sogenannte Wartezimmer, in diesem Fall war es ein zur Straße hin offener und daher angenehm durchlüfteter Raum mit zwei Damen am Empfang, einer gepolsteten Sitzreihe für die Patienten und einer großen TV-Scheibe, auf der ein Luxushotel an einem mexikanischen Sandstrand beworben wurde. Darunter befand sich ein Bord mit zwei Figürchen. Hübsch waren sie, kostbar gearbeitet. Was sie bedeuteten, war sofort klar: Froschkönig mit seiner Bedienung.

Doch was für eine Rolle war ihnen in dieser Praxis zugedacht? Während ich sie zu zeichnen versuchte, dachte ich über mögliche Verbindungen zwischen Physiatro und Fröschen nach. Sind sie mit ihren langen kräftigen Schenkeln, ihrer Sprungkraft ein Vorbild für unsereinen? Dieser Froschkönig hockte allerdings trotz bemühter Dienerschaft recht trostlos und zusammengefaltet auf seiner Unterlage. Über irgendein an ihm begangenes Unrecht schien er mir nachzudenken.

Als Zwischenstopp zwischen diesem angenehmen Warteraum und dem ersehnten Treffen mit dem viel beschäftigtern Arzt wurde ich dann in einen mit allerlei Gerätschaften, Computern, Kaffeemaschine, Lampen … vollgestopften Raum gebeten, saß auf einem Stuhl in der Ecke und sah nichts als Kabel.

Da ging mir ein Licht auf. Den Fröschen war im Warteraum ein Ehrenplatz zugefallen, weil es ihre Schenkel waren, die den Strom zu uns Menschen brachten! Diese (die Froschschenkel, nicht die Menschen) zuckten nämlich, als Luigi Galvani sie im Jahre 1780 mit Nadeln aus Eisen und Kupfer berührte, die ihrerseits durch einen Draht miteinander verbunden waren. Er hatte mithilfe der „tierischen Elektrizität“ den ersten Stromkreislauf gebaut. Dies Wissensbröckchen aus meiner Schulzeit fiel mir ein, und dann kam auch schon die Aufforderung, in den Untersuchungsraum hinüberzuwechseln.alt

Keine Sorge, die Untersuchung blieb harmlos. Keine Kabel und Verdrahtungen wie beim Galvanischen Frosch, nur ein Hämmerchen, das zuckende Reflexe meiner Beine und Füße hervorrief. Zum Glück, möchte ich sagen. Denn dies Zucken sagte mir: alles in Ordnung so weit.

Was es mit dem Galvanismus genau auf sich hat, kannst du bei Spektrum,de nachlesen (hier).

 

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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11 Responses to Froschkönig und Luigi Galvani (tägliches Zeichnen)

  1. Also hast Du das Schlimmste erst einmal überstanden.

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  2. Wieder sehr spannend, wie Du eine Überleitung und Erklärung zu Deinen Beobachtungen findest!
    Hoffe die Therapie hat Dir gutgetan!
    In diesem Sinne einen schönen Abend Dir!
    Liebe Grüße Babsi

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  3. Achso, Deine Zeichnung finde ich auch wieder klasse!👌🏻👍🏻

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  4. Einen Hexenschuß hattest Du, Du Arme?
    Die Wirbelsäule hält im Menschenleben so einiges aus und irgendwann meckert sie ziemlich laut…
    Ich hoffe, Du hast die Hexe schon bald überwunden. Die Fröschlein deuten ja ein bissel darauf hin *lächel* Sie sind Dir gut gelungen.

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