112 Stufen, 20: Bruder Tier (Karl König)

Reiner hat ein „Mitmachding“ initiiert. Es geht darum, jeden Tag einen Text zu einem Wort zu posten, das sich auf der Holsteiner Treppe in Wuppertal, verteilt auf 9 Absätze befindet. Es reizt mich, da mitzumachen, allerdings eher nicht mit eigenen Textproduktionen, sondern mit literarischen Assoziationen und Gedichten anderer. Ich bin gespannt, welche Texte, Gedichte, Geschichten jedes dieser Wörter in meiner Erinnerung aufleuchten lässt. All diese Erinnerungen an Gelesenes und im Gedächtnis Aufgehobenes sollen mir einen nachklingenden Teppich weben, den ich über die Stufen lege, um noch einmal hinaufzusteigen.

Beim Lesen des Wortes „Bruder“ fiel mir als erstes ein Buch von Karl König mit dem Titel „Bruder Tier“ und dem Untertitel „Mensch und Tier in Mythos und Evolution“ ein. Leider habe ich das schöne Buch nicht hier, sondern in Athen, und kann daher nicht draus zitieren. Doch weiß ich, dass es auch schöne Illustrationen enthält. Ersatzweise meine Fotocollage mit einem mythologischen Seepferdchen, das ich im archäologischen Museum von Kalamata sah.

IMG_3667 Collage

„Karl Königs auf Brüderlichkeit begründetes Denken und Sinnen galt neben dem Menschen gleichermaßen den Tieren. Seine Tierbetrachtungen erlauben einen imaginativen Zugang zur Tierwelt und ein vertieftes Verständnis des Evolutionsgeschehens. Letztlich zeigt sich die unzertrennliche Verbundenheit von Mensch und Tier sowie die Notwendigkeit, das gegenwärtige Schicksal der Tiere in den Blick zu nehmen und deren Würde zu wahren. Daneben bieten die naturnahen Zeichnungen dieser Neuausgabe reichlich Stoff und Motive, Bruder Tier zu begegnen.“ – so der Verlangstext (Verlag Freies Geistesleben, Neuauflage 2021).

Wand in Athen, Monastiraki

Zum Autor: Karl König (1902-1962), in Wien gebürtig, jüdischer Kinderarzt und Heilpädagoge, Anthroposoph und Begründer der internationalen Camphill-Bewegung. Durch Österreichs „Anschluss“ 1938 zur Flucht gezwungen, gelangte er mit Frau und vier Kindern sowie einigen Mitstreitern über die Schweiz und Italien 1939 nach Schottland, wo die Männer bei Kriegsbeginn als „feindliche Ausländer“ interniert wurden. Die Frauen siedelten in Camphill bei Aberdeen, wo nach der Freilassung der Männer im Juni 1940 die erste Camphill Community for Children in Need of Special Care als Arbeits- und Lebensgemeinschaft, und, ab 1955, im nordenglischen Yorkshire, die erste Camphill-Dorfgemeinschaft Botton Village für ältere Pflegebedürftige entstanden. 1964 ging Karl König zurück nach Deutschland (Dorfgemeinschaft bei Überlingen).

„Die für ein Camphill village typische, von Karl König beförderte Lebensform basiert auf dem engen Bezug zur Natur über die gemeinsame Arbeit in Landwirtschaft, Garten, Bäckerei und Küche sowie weiteren Werkstätten…. Die erbrachte Arbeit soll so hochwertig sein, dass sie auf dem Markt bestehen kann.“

Die ideale Haltung der heilpädagogisch Tätigen, so Karl König, „kommt erst dort zustande, wo eine neue Demut im Herzen zu wachsen beginnt, die in jedem Menschenantlitz den Bruder sieht.“

Diese und weitere Informationen fand ich hier: AnthroWiki

mythologisches Haartierchen (eigene Produktion)

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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5 Responses to 112 Stufen, 20: Bruder Tier (Karl König)

  1. Das Buch von Karl König „Bruder Tier“ ist mir als etwas Wertvolles in Erinnerung.
    Dein mythologischen Wesen über dem Meer ist ehr beeindruckend, also in dieser Zusammenstellung.
    Dein haariges Seepferdchen zeigt auch Deine Verflochten Zeit mit diesen Meerwesen. 🌊✨

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  2. Deine Verflochtenheit💛

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  3. Menschen wie Karl König müßte es viel, viel mehr geben, liebe Gerda.

    Wie gut, daß sie flüchten könnten!!! Ansonsten wäre ihnen das Gleiche passiert wie ihren Brüdern und Schwestern… Wie konnten die Menschen sich nur so blenden lassen.

    Nein, Gerda, heute ist es etwas anders, aber verblendet sind viele
    Wenn ich überlege, wie es wäre, in die Gehirne hineinsehen zu können, weiß ich nicht, wie es wäre. Gruselig oder überraschend gut?

    Ich kenne das Buch gar nicht, leider

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Es ist ein sehr schönes Buch mit vielen neuen Gedanken über die Tiere und ihr Verhältnis zu den Menschen, auch wie man sie inalten Zeiten und in den Mythen sah.

      Über die Moral von uns Menschen möchte ich mir gar nicht so genaue Gedanken machen, liebe Bruni. Ich fürchte nämlich, dass ich dann auch nicht gut wegkäme, denn auch ich esse immer noch Fleisch.

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