Als ich für die elfte Raunacht zum zweiten oder sogar dritten Mal (ich bin mir da nicht sicher, siehe hier) den Buben der Münzen aus dem neu gemischten Kartenstapel zog, war ich etwas ungehalten. Was soll das? fragte ich. Warum verfolgt mich dieser Bube? Und war versucht, erneut zu ziehen.
Doch entweder ich halte mich an die Regeln oder ich lasse es gleich ganz. Also ist der Bube der Münzen nicht nur für den Juni, sondern auch für den November zuständig und teilt sich das Amt für Juli mit dem Buben der Kelche.
Und so betrachtete ich heute Nacht noch einmal eingehend diese Karte. Was hat es damit auf sich?
Der Jüngling steht auf einer weiten blühenden Ebene. Mit sanfter Gebärde hebt er seinen Schatz ans Licht und betrachtet ihn innig. Was ist der Schatz? Die Ressourcen, sagte ich. Oder auch die Talente, mit denen wir wuchern sollen(*). „Gaben“, sagt man auf deutsch. Jemand ist „begabt“. Es wurde einem etwas mitgegeben. Etwas, auf das man sich nichts einzubilden braucht, denn man hat es nicht durch Fleiß erworben,
Der Jüngling schaut ganz entspannt auf seine Talente, hält sie locker in der Hand wie einen Vogel, der gleich wegfliegen will. Oder der grad gelandet ist? In die Zukunft gerichtet ist der Bube. Aus der Zukunft heranschwebend sein Glück? Wie auch immer: der zugefallene Schatz der Gaben will beachtet und gepflegt und genutzt werden.
Das ist eine Verpflichtung. Tut man es nicht, macht man sich schuldig als Jemand, der seine Anlagen nicht nutzte, seine Talente vergeudete. „Du sollst mit deinen Talenten wuchern! Tust du es nicht, bist du ein fauler Knecht und wirst in die Finsternis verbannt.“ So heißt es im biblischen Gleichnis (*). Das Thema ist also durchaus angstbesetzt. Ich glaube, das ist auf der Junikarte ausgedrückt.
Im November aber, so befand ich heute Nacht beim Zeichnen, will ich unbeschwerter damit umgehen. Gaben fließen uns täglich neu zu. Wir brauchen nur die Hände und die Sinne zu öffnen, um den Reichtum des Lebens zu fühlen und zu genießen.
(*) Das Gleichnis von den Talenten, mit denen man wuchern soll, wird im Neuen Testament gleich zweimal erzählt. Es ist eine Geschichte, die schwer zu verdauen ist. Bei Matthäus beginnt sie so: Es ist wie mit einem Mann, der auf Reisen ging. Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. (Talent = griechische Maßeinheit, ca 26 kg Silber entsprechend). Zwei der Diener verdoppeln in der Abwesenheit ihres Herrn den anvertrauten Betrag, der Dritte aber fürchtet, etwas falsch zu machen, und vergräbt ihn aus Angst vor Strafe. „Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Hier hast du es wieder.“ – Sein Herr antwortete ihm: „Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast doch gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. Hättest du mein Geld wenigstens auf die Bank gebracht, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten. Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis!“
Bei Wikipedia (hier) kannst du, wenn du möchtest, auch den Lukastext und die angebotenen Interpretationen nachlesen.



Jede so wie sie mag, aber ich lasse die gezogene Karte draußen, bis ich alle gezogen habe. Einzige Ausnahme, wenn ich die Jahreskarte ziehe, dann kommen alle bis hierher gezogenen Karten wieder rein ins Deck, danach wieder raus.
LikeLike
hm. Dann sind doppelt gezogene Karten ausgeschlossen. Ich fand die Verdoppelung und die Berücksichtigung der Lage diesmal besonders interessant wegen meiner Reaktionen darauf.
LikeGefällt 1 Person
Ja, das ist speziell. Ich wollte dir das auch nicht ausreden, was ja schon der 1. Satz sagt 😊
LikeLike
Mit den Kartenregeln kenne ich mich nicht aus. Ich finde es aber gut, daß Du beim 2. Ziehen derselben Karte zu einer anderen Auslegung gekommen bist.
Ich habe inzwischen bei Lukas 19 nachgeschaut. Das Kapitel fängt mit Zachäus an, einem kleinwüchsigen, zugleich reichen Zöllner. Als er hörte, daß JESUS kommen würde, kletterte er auf einen Maulbeerbaum, weil er in der Menschenmengen JESUS sonst nicht hatte sehen können.
JESUS bemerkte ihn nun gleich da oben auf dem Baum und lus sich selbst bei ihm ein. Und Zachäus freute sich mächtig und machte daraus ein richtiges Fest.
LikeLike
Da die anderen aber murrten, daß JESUS einen „Sünder“ bevorzugte, erzählte ER ihnen das Gleichnis. Es war durchaus auf diese Situation bezogen, gilt aber auch im übertragenen Sinne.
LikeLike
und lud
LikeLike