4. Raunacht: Königin der Stäbe

Die schöne Dame mit dem grünenden Stab in der Rechten und der Sonnenblume in der Linken zog ich vergangene Nacht für die 4. Raunacht und den Monat April. 

Was also ist mein Thema im April? Ich möchte es mal nennen: Mein Selbstbewusstsein als Frau stärken. Das ist ja im hohen Alter gar nicht so einfach. Man wird runzlig und schusselig, die körperlichen Funktionen lassen zu wünschen übrig und das Aussehen sowieso. Man muss aufpassen, niemandem auf den Wecker zu gehen mit überholten Ansichten und unerwünschten Ratschlägen, mit Nachfragen und Besserwissereien. Und so ist man leicht zu verunsichern. Darf ich dies und das überhaupt noch erwarten, tun, äußern? Muss ich nicht froh sein, wenn ich geduldet bin? 

Nun, zum Glück ist es bei mir nicht so schlimm. Mein Selbstbewusstsein steht auf recht kräftigen Füßen. Dennoch: Es ist nicht falsch, sich gelegentlich seines Wertes zu versichern, egal in welchem Alter man sich befindet.

Im April also werde ich an meinem Selbstbewusstsein arbeiten: Kenne und anerkenne deine Kräfte! Denke dich nicht klein! Der leicht überhebliche Zug im Gesicht der Dame sagt mir freilich auch: Übertreib es nicht mit den Äußerungen deines Selbstbewusstseins, trag es nicht als Maske vor dir her, sondern sieh den Menschen ruhig und selbstbewusst ins Auge und sei einfach du selbst, so gut du es vermagst.

Was die schwarze Katze betrifft, so sagt sie mir vielleicht, dass ich auch meine intuitiven Erkenntniskräfte, die in den Tiefenschichten des kollektiven Unbewussten wurzeln, schätzen und nähren darf.

Neurografisch entstand heute diese Zeichnung.

Dass meine Königin der Stäbe dem Archetyp der Venus von Willendorf ähnelt, ist wohl den oben erwähnten „Tiefenschichten des kollektiven Unbewussten“ zu verdanken. Die kleine Figur fand sich bei Ausschachtungsarbeiten in tiefen Erdschichten der Wallachei und ist fast 30 000 Jahre alt. Sicher wurde dieser weibliche Typus bereits lange zuvor verehrt. Jetzt hat er sich auch bei mir zu Wort gemeldet, als ich nichts ahnend meine Linien zog. Und das gibt meinem Selbstvertrauen als Frau einen kräftigen Auftrieb.

Abb. Wikipedia

                                        

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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14 Responses to 4. Raunacht: Königin der Stäbe

  1. Avatar von wildgans wildgans sagt:

    In Sachen Ratschläge geben und intervenieren bremse ich mich radikal, bringt nix oder löst Unmut aus, also lassen wir das ohne bitter die Lippen zusammen zu kneifen…ich mag deine Vorhaben!

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  2. Bei Männern beobachte ich, dass, sobald die sichtbar ihre fruehere körperliche Stärke verloren haben, auch wenn sie keinesfalls „Schlaegert ypen“ waren, sondern ganz zivil, sie von anderen, jüngeren Männern nicht mehr ernst genommen werden. Da fängt dann die Altersdiskriminierung schon ganz unterhaeutig an.

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  3. Ich habe dich zwar nur online kennengelernt, dafür aber bereits über viele Jahre und dank deines Fleißes beim Posten auch in vielen Facetten deines Tuns und denke, dass du an deinem Selbstbewusstsein nichts nachzubessern hast.
    Die Probleme, die du nennst sind bekannt. Aber die Jüngeren haben ebenfalls Probleme – andere.

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  4. Avatar von steinegarten steinegarten sagt:

    Ein spannendes Thema

    Habe dazu gerade das Buch von Elke Heidenreich

    zum Thema Altern gelesen .. selbstbewusst ( auch etwas wackelig) durchs Leben gehen will immer wieder gelernt sein ..

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  5. Bei allem Respekt vor der Kunst der Altvorderen, der unbedingt angebracht ist – hat Deine Stabfrau, nur weil sie einen ausgeprägten, weiblichen Hintern hat wirklich schon Ähnlichkeit mit unserer etwas sehr kurzbeinigen Urahnin, die nun wirklich schon aus gesundheitlichen Gründen mal die neuesten Diätvorschläge auf der Höhlenwandrezeptseite nachlesen sollte? Mir will fast scheinen, sie hat sich diätetisch an Familie Feuerstein angepaßt, die ihr Vorzeit – Fastfood nicht lassen kann.
    Aber natürlich stimmt es, dass die Dinge, die körperlichen aber auch andere, etwas aus der einstigen Fassung geraten und man schlechterdings weniger wird. Weniger groß, weniger leistungsfähig, weniger scharf blickend (na gut, das Problem hab ich schon immer) und so weiter! Und man sich auch auf einigermaßen gute Art damit abfinden muß.
    Früher galt zumindest in der Theorie der Respekt vor dem Alter, der Lebenserfahrung. War das in der Praxis auch wirklich so? Das frage ich mich manchmal. Und auch dieser erwiesene Respekt war sicher nicht immer in dem Maße verdient, wie er gefordert wurde. Aber wir leben in einer Zeit, in der das angeblich Neue, und sei es noch so vorgestrig, mehr gilt. Und ich meine das nicht nur, das freilich auch, politisch.
    Wir spüren das in der Wirtschaft, wo man die alten Hasen, die erfahrenen Kräfte lieber heut als morgen loswerden will. Lieber junge, ungelernte, billige Kräfte – und über Mangel an Facharbeitskräften jammern! Wo man hinter die Errungenschaften, die vorige Generationen hart erkämpft haben, zurückwill – die Arbeitszeitbegrenzung, alle Regelungen abschaffen und sich auf die Gutartigkeit der Arbeitsgeber, gar der Superreichen verlassen! Und so vieles mehr.
    Und dann noch vielleicht die Frauen zurück an den Herd zu den berühmten drei K? Die Katastrophen als Trümmerfrauen wieder wegräumen, die Katakomben bewohnen, bis alles vorbei ist, die Karre aus dem Dreck ziehen?
    Doch, das ist schon richtig, was Du da vorhast. Schau den Menschen gerade ins Gesicht. Als die Du bist.

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Danke dir für deinen vierspurigen Kommi! Die Ähnlichkeit mit der Urahnin sprang mir ins Auge, sie freute mich sehr, gab mir einen richtigen Kick. Für Diäten zwecks Verschlankung bin ich nicht so, für Selbstkontrolle schon eher. Was die Zeiten jetzt und damals angeht, so traue ich mich an keinen Vergleich. Zu viele Unbekannte.

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      • Ja, wir wissen, dass in Zeiten und Regionen, in denen die Sättigung ein ersprebenswertes und gar nicht selbstverständliches Ziel ist, eher wie das so feige heißt vollschlanke Schönheit geschätzt wird. Diäten (oh, so ein Abgeornedteneinkommen wäre ganz nett), vor allem Wechselnde, sind wenig ratsam, das ist richtig, Selbstkontrolle ist besser. Um auch ganz selbstkontrolliert im Leben zu stehen – wie gesagt, das sieht gut aus., da gebe ich Dir unbedingt recht. Und ja, die Statuetten von einst (und manchmal auch heute) können einen aufrichten, es ist so offensichtlich, dass zumindest der Künstler egal welcher Epoche entdeckt, worauf es ankommt, wo das Leben sitzt (es muß ja nicht gleich drastisch werden und der Ursprung der Welt gezeigt sein!).

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  6. Die breitbeinigste der Königinnen… das ist, was mir immer sofort bei ihr auffällt. Für mich hat sie wenig archetypisch weibliche Qualitäten, wenn ich sie mit den anderen Königinnen des Decks vergleiche. Ich empfinde sie als konfrontativ (alle anderen Königinnen sind ja in Seitenansicht), sehr souverän und nach außen gerichtet. Interessant, dass Du sie über Deine Zeichnung mit der Venus in Zusammenhang gebracht hast. Ich nehme das gedanklich mal mit.

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  7. Das Älterwerden macht zwar mitunter weise, aber es macht auch zerbrechlich.
    Die Königin der Stäbe scheint mir in der Blüte ihrer Jahre. Schön wie der Frühling und stolz wie die Blüte der Sonnenblume, die sie hoch hält wie das Zepter des späten Sommers.

    Eine tolle Karte. In Deiner Zeichnung finde ich die Fruchtbarkeit.
    Wie eine Biene sitzt sie im Zentrum der Zeichnung und lächelt über die Venus von Willendorf in ihrer Fülle weiblicher Formen …

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