Welttheater: Akt 5 (Konkurrenz der Geister)

Was zuletzt geschah:

Dora war erschienen, um dem Kind Clara und der blinden Dichterin Domna zu helfen, ihre Freunde wiederzufinden. Sie rief die Wichtel zu Hilfe, da sie selbst sich nicht erneut inkarnieren darf. Die Wichtel ließen sich widerstrebend verdichten –  die Macht der Dichter, versteht sich ( „Wichtelaufmarsch“). Das geschah am 13. Dezember.

 

Inzwischen sind zehn Tage vergangen. Clara spricht den Wichtelboss Bobo an:

Clara:

Was habt ihr nun vor? Wie geht es nun weiter?

Hobo, der Wichtelboss

Wir brauchen noch Farben und auch eine Leiter

Ich schick Lin und Lan, dass sie es besorgen

und mit der Arbeit beginnen wir morgen.

Clara

Das dauert und dauert, die Tage vergehn!

Werd’n wir unsere Freunde denn gar nicht mehr sehn?

Hobo

Wer eilet, der stolpert, wer schnell macht, der stürzt.

Die Eile hat manches Leben verkürzt.

Ich lebe schon lange und du bist ein Kind.

die andre die dichtet, und sie ist auch blind.

Sag mir nicht, wie ist meine Arbeit zu tun.

Ich weiß wie es geht, doch jetzt will ich ruhn.

Clara

Und kommt schon die Weihnacht, gleich ist sie schon da!

Ich glaub ich ruf lieber den Ho und den Wa!

 

Hera erscheint mit den Spirits Ho, Ro, Lu und Wa.

Hera

Kommt her, ihr Kleinen, färbt die Bäume

 und blau die weiten Himmelsräume…

Ho: 

Hoho, ei do! den Pinsel her!

Ro:

Mein Farbentopf ist schon fast leer!

Lu: 

Das Windchen weht lau

Der Himmel ist blau

Wa:

Die Welle treibt fort,

von hier gehts nach dort!

Lu-Wa

Das Leben ist Wechsel, es steht niemals still

Mal sehen auch Blinde, nach Mai kommt April!

 

Clara:

Wie hübsch das ist! Ein Märchenwald!

Jetzt kommen unsre Freunde bald!

Hobo

Mir scheint, du Dummchen, du sprichst sehr verwirrt!

Im Wald hat sich schon manches Kind verirrt

Und Ihr, Frau Hera, ruft zurück die Geister

was man hier braucht, das sind die Wichtelmeister!

 

Wir sind es, deren Hilfe sie erbaten

und Eures Rates können wir entraten

kommt uns nicht quer, wir wissen uns zu wehren

wenn fremde Geister unsre Wege queren.

 

Hera

Ein eifersüchtig Völkchen seid ihr, das ist wahr.

Macht, was ihr wollt, ihr kommt alleine klar.

Lu, Wa und Ro und du auch, roter Ho

wir gehen fort und helfen anderswo!

Hobo:

Adieu, Frau Hera, fort mit euch, ihr Geister

Zu Winterszeiten sind wir Wichtel Meister.

 

Lotte

Ganz recht, nicht Tannengrün ist’s, was wir brauchen

Lore

wer mag schon gern durch nasse Wälder krauchen?

Lin und Lan

Wir kratzens wieder ab, das Tannengrün!

Bodo

wolln doch mal sehn, was drunter dann erschien.

Lin und Lan

Hell und dunkel, hart und weich

Lotte

flüchtig, nichtig

Lore

gründlich, richtig

Bodo

Weg die Farbe, hier wird’s bleich.

 

Clara

Ach nein,

lasst’s sein!

Das Grün ist schön!

Ich mag es sehn!

 

Domna

So gibt es Streit auch in den Geisterwelten?

Der eine will da mehr als andre gelten?

Das freut mich nicht, doch kann ich es verstehen,

Denn Streit gibt’s überall, sogar in Ehen.

Es hilft wohl nichts, da tätig einzugreifen.

Wir müssen warten, wie die Dinge reifen.

 

Komm, Clara, Kind, lass uns zur Seite treten

und einfach schaun: die Wichtel sind Ästheten.

Was sie uns schaffen, wolln wir akzeptieren

und uns nicht selbst in Streitigkeit verlieren.

Und wenn auch sonst sich alle Geister schieden:

Die Weihnachtszeit ist Zeit für Geistesfrieden.

 

 

 

 

 
   
   
   
   
   
   
   
   

 

 

 

 

 

 

 

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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