Tagebuch der Lustbarkeiten: Katzen, Katzen, Kätzchen

Theodor Storm hatte mich ja gewarnt, und auch ihr, meine lieben Leser, habt mit so manchem Zaunpfeiler gewinkt. Aber sie sind eben sooo süß! Und scheu sowieso.
Wenn ich jetzt aus der Vordertür schaue, sehe ich Frieda mit einem wunderschönen Neuling. Sie hatte ihre Jungen im Loch einer Olivenwurzel auf einem Nachbargrundstück untergebracht und scheint nur dies eine behalten zu haben. Das brachte sie heute an.

Sehe ich aus der Hintertür, erblicke ich zwei allerliebste Goldkätzchen. Sie scheinen zu Prinkipessas Wurf zu gehören und sind am weitesten in der Entwicklung. Aufgewachsen sind sie im Heizungskeller. Nun hat die Mama sie wohl zur Weinrebe geführt, die sie als Klettergerüst benutzen. Zwischendurch schauen sie immer wieder wie auf Kommando nach rechts, ob die Mama sich sehen lässt (durchs Fenster fotografiert).

Heute Vormittag stolzierte Fritzi mit ihren drei heran – inzwischen sind sie wieder verschwunden. Sie scheinen es alle zu schaffen, obgleich Fritzi keine besonders liebevolle Mama ist. Sie ist ja auch noch sehr jung. Ab und zu nimmt sich auch eine der Schwestern (hier: Theo) des Nachwuchses an und leckt sie ein bisschen.

Wie viele es nun insgesamt sind – darüber bin ich mir nicht schlüssig.  Was ich aber sicher weiß, ist, dass ich nun zur Tat schreiten muss. Ich habe vorhin an den Tierschutzverein wegen Sterilisierungshilfe geschrieben, warte auf Antwort. Sofort wird es nicht gehen, die Katzenkinder sind ja noch sehr klein, aber vielleicht in einer Woche? Zum Glück haben sich meine nicht im selben Tempo vermehrt wie die von Theodor Storm. Eine Köchin als drohende Katzenvernichterin habe ich auch nicht. Ich muss schon allein sehen, wie ich meine Menschlichkeit bewahre und dennoch der Katzenvermehrung eine vernünftige Grenze setze. Schwierig! (Seufz)

 

 

Von Katzen

Vergangnen Maitag brachte meine Katze
Zur Welt sechs allerliebste kleine Kätzchen,
Maikätzchen,alle weiß mit schwarzen Schwänzchen.
Fürwahr, es war ein zierlich Wochenbettchen!
Die Köchin aber, Köchinnen sind grausam,
Und Menschlichkeit wächst nicht in einer Küche –
Die wollte von den sechsen fünf ertränken,
Fünf weiße, schwarzgeschwänzte Maienkätzchen
Ermorden wollte dies verruchte Weib.
Ich half ihr heim! – Der Himmel segne
Mir meine Menschlichkeit! Die lieben Kätzchen,
Sie wuchsen auf und schritten binnen kurzem
Erhobnen Schwanzes über Hof und Herd;
Ja, wie die Köchin auch ingrimmig drein sah,
Sie wuchsen auf, und nachts vor ihrem Fenster
Probierten sie die allerliebsten Stimmchen.
Ich aber, wie ich sie so wachsen sahe,
ich preis mich selbst und meine Menschlichkeit. –
Ein Jahr ist um, und Katzen sind die Kätzchen,
Und Maitag ist’s! – Wie soll ich es beschreiben,
Das Schauspiel, das sich jetzt vor mir entfaltet!
Mein ganzes Haus, vom Keller bis zum Giebel,
Ein jeder Winkel ist ein Wochenbettchen!
Hier liegt das eine, dort das andre Kätzchen,
In Schränken, Körben, unter Tisch und Treppen,
Die Alte gar – nein, es ist unaussprechlich,
Liegt in der Köchin jungfräulichem Bette!
Und jede, von den sieben Katzen
Hat sieben, denkt euch! sieben junge Kätzchen,
Maikätzchen, alle weiß mit schwarzem Schwänzchen!
Die Köchin rast, ich kann der blinden Wut
Nicht Schranken setzen dieses Frauenzimmers;
Ersäufen will sie alle neunundvierzig!
Mir selber, ach, mir läuft der Kopf davon –
O Menschlichkeit, wie soll ich dich bewahren!
Was fang ich an mit sechsundfünfzig Katzen! –
                                                                          Theodor Storm

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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19 Antworten zu Tagebuch der Lustbarkeiten: Katzen, Katzen, Kätzchen

  1. Christiane schreibt:

    Ich kenne kaum was Süßeres als Katzenzwerge, liebe Gerda, aber es ist gut, dass/wenn die Reproduktion nicht unkontrolliert passieren darf. Ich drücke die Daumen, dass sich eine gute Lösung findet, sodass aus den Kätzchen Katzen werden können und nicht nur Vervielfältiger*innen.
    Abendgrüße ☁️🐯🌼🍵🍪

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, Christiane. Ich kann dein Daumendrücken grad gut gebrauchen. Am liebsten wär mir, jemand käme und erledigte das Notwendige. Eigentlich wollte ich ja nur die eine Katze, die hungrig zu uns kam, füttern und keine Katzenfarm eröffnen.

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      • Christiane schreibt:

        Leider werden die Süßen schon geschlechtsreif, wenn sie gefühlt gerade „aus dem Gröbsten raus“ sind. Hilft nix, da musst du jetzt durch, gut, dass du es angehst. 🐯🧡

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      • gkazakou schreibt:

        Ich muss, denke ich, noch ein paar Tage warten, bis die Kleinsten „aus dem gröbsten raus“ sind und selbst fressen können. Vorher kann ich ihnen die Mütter ja nicht wegnehmen. Wenn sie dann bereits wieder schwanger sind, wird der Arzt wohl reinen Tisch machen. Klingt ja schrecklich, ist es auch. Und doch weiß ich mir keinen anderen Rat. Die Alternative wäre die, die hier auf dem Lande immer noch üblich ist: die Neugeborenen ertränken oder in den Müll werfen, wie die Köchin von Storm.

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      • Christiane schreibt:

        Das wird sowieso etwas sein, was sich zieht und nicht innerhalb einer Woche durch ist. Ich denke, dass es wichtig ist, dass die Katzenleute sich selbst einen Überblick verschaffen können und ihr einen Plan macht.
        Nur Mut …

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      • gkazakou schreibt:

        Ja, ich weiß. Nun muss ich erstmal jemanden vom Tierschutzverein finden, der sich auf den Weg macht – wir sind ja 10 km von der Stadt entfernt. Ich könnte natürlich versuchen, jedenfalls die eine, die friedlich ist, zum Arzt zu bringen, sobald ich sicher bin, dass sie keine Kleinen mehr nährt. Am schwierigsten wird es mit der Urmutter Prinkipessa sein, die ist verdammt vorsichtig und schlau.

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      • gkazakou schreibt:

        Ich bin in Verhandlung, schrieb schon oben bei Almuth was dazu

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  2. pflanzwas schreibt:

    56 Katzen, och ja, warum nicht 😉 Auch wenn es schwerfällt, einige Vögel wird es freuen. Und die, die bleiben, können dann auch besser versorgt werden. Wenn sich 56 Katzen das Futter teilen, könnte es stressig werden 😉

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    • gkazakou schreibt:

      56 sind es hier ja zum Glück (noch) nicht, sondern 5 Erwachsene und bisher 5 Winzlinge. Ob die alle durchkommen, weiß ich nicht. Von Prinkipessas erstem Wurf haben drei überlebt, vom zweiten Wurf kam nur eine durch und jetzt hat sie zwei. Geboren hat sie weit mehr, mindestens 10, vermutlich mehr gingen verloren.

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      • pflanzwas schreibt:

        Dann reguliert sich wohl viel von selber, aufgrund der Lebensumstände. Ich frage mich aber auch, wie angenehm es für das Tier ist, einen Wurf nach dem anderen zu kriegen. Ist ja eigentlich Natur, aber irgendwie muß das doch auch an den Katzen zehren…aber wer weiß. Ich denke nur, daß es ein Gleichgewicht geben sollte, so daß auch Vögel und andere Kleintiere ihre Chance bekommen.

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      • gkazakou schreibt:

        Ich sehe es wie du, liebe Almuth, bin gar nicht dafür, dass sich die Katzen maßlos vermehren. Ich habe nun Kontakt mit dem Tierschutzverein, leider wurde denen der Einfang-Käfig geklaut, nun muss erst mal Ersatz beschafft werden. Und ich muss ne Weile weg. Also wirds wohl erst im Juni was werden – hoffentlich. Und kostet eine Menge Geld, das ich freilich gern bezahle, wenn es hilft.

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      • pflanzwas schreibt:

        Das ist wirklich nett von dir Gerda. Das würde nicht jeder machen!

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  3. Lopadistory schreibt:

    So lieb 🙂

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  4. Myriade schreibt:

    Was bin ich froh, dass ich zu diesem Thema keine Entscheidungen treffen muss. Vor allem die goldenen sind ja zum Fressen süß! Aber es hilft wohl nichts, es sind einfach schon zu viele

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  5. Gisela Benseler schreibt:

    Ich habe es auch einmal bei mir sichtbar gemacht. So ko

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  6. Ja,sie sind soooooo süß, Gerda. Ich weiß, ich weiß, aber ein bissel Einmischen wäre nun schon angebracht…

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