Welttheater, 4. Αkt, 25. Szene: Jenny sucht Wilhelm

Was zuletzt geschah, spielt sich auf vier „Bühnen“ ab:

1) Danais Höhle mit Schafherde und Hütehunden, Domna, Trud und Clara trauen sich hinein und legen sich zum Schlafen. 

2) Irgendwo zwischen Sumpf und Lager: Abud ist unterwegs zum Lager, um sich seinen Lohn als Träger mit Gewalt zu holen.

3) Sumpf, wo er in lichten Wald und Landwirtschaft übergeht: Danai und Hawi sammeln Beeren und Wurzeln, finden heraus, dass sie dieselbe Heimat haben, und machen sich auf den Weg zur Höhle.

4) Irgendwo unterwegs zwischen Bucht und Sumpf: Jenny hat sich Kairos anvertraut, um Wilhelm zu finden, den sie bewundert.

Wir wenden uns nun Jenny und Kairos zu.

Jenny:

He du, mir wird es langsam bang

ist denn der Weg zum Ziel noch lang?

Kennst du denn überhaupt das Ziel?

Ich hoff du treibst mit mir kein Spiel?

Kairos:

Zu Wilhelm willst du, oder nicht?

Dein Wunsch ist mir Befehl und Pflicht.

Jenny:

Und weißt du denn, wo er jetzt steckt?

Er ist vielleicht schon längst verreckt!

Sah ihn zuletzt mit gebrochenem Bein

bei ihm zwei Neger und Danai allein.

Ich wollte auch bleiben, doch Clara das Kind

sagte, sie braucht mich, denn Domna ist blind

und Trud weiß nur Fragen, nur ich kenn mich aus.

Drum bracht ich die drei dann auch runter zum Haus.

 

Mir tat es leid, der Wilhelm hätt mich gebraucht.

He, schau mal dort, was ist das, was da raucht?

Kairos:

Ein Feuer ists, das hat die Frau entzündet

damit man irgendwann den Wilhelm findet.

Jenny:

 

Verdammt, das ist mir nicht geheuer!

Er liegt am Boden, dort am Feuer!

Er ist allein, die andern sind verschwunden

Sie ließen ihn im Stich mit seinen Wunden!

Den Schwarzgesichtern sieht das ähnlich

und die Danai, die ist so dämlich

dass sie den Typen traut, den Dieben!

Sind Menschen, sagt sie, muss man lieben!

Und Wilhelm lässt sie einfach liegen?

Das ist um kalte Wut zu kriegen!

Danai ist eben nicht von hier

Da bist du besser, obgleich Tier!

Jenny geht zu Wilhelm, rüttelt an ihm

He, Wilhelm, was ist los mit dir?

Wenn du noch lebst, antworte mir!

Wilhelm

Ich leb schon noch, ich atme noch

in diesem gottverdammten Loch.

Anstatt die Schmerzen mir zu lindern

wollten die Bürschchen mich ausplündern.

Als ich nichts gab, verfluchten sie mich

und ließen mich dann ganz im Stich.

Jenny:

Und die Danai, wo ist die hin?

Wilhelm:

Ich weiß nicht, was die hat im Sinn.

Die nahm den Kleinen bei der Hand

Ich glaub, die ist nicht bei Verstand.

Jenny zu Kairos:

Ich werde ihm sein Bein jetzt schienen,

dann musst du ihm als Reittier dienen

Wir bringen ihn ins Krankenhaus

Kennst du dich vielleicht damit aus?

Kairos:

Nur zu, ergreif die Gelegenheit

sie kommt nicht wieder, wenn du nicht bereit!

Jenny:

Bin schon bereit, und Wilhelm ists auch

Mach, leg dich nieder auf deinen Bauch,

Du kommst dabei schon nicht zu Schaden!

So kann ich Wilhelm auf dich laden.

Ich selbst halt mich am Schwanze fest

und du erledigst dann den Rest.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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8 Antworten zu Welttheater, 4. Αkt, 25. Szene: Jenny sucht Wilhelm

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Phantastisch, Gerda, wie sich nun die Verwicklungen und Schicksalsknoten zu lösen beginnen! Und Mut gehört dazu und Einsatzfreude, Verständnis für Fehler und Schwächen, um sie in Besseres zu verwandeln… Ach, die Handlung und die Bühnenbilder sprechen ja für sich.

    Gefällt 2 Personen

  2. Gisela Benseler schreibt:

    Daß sogar das Tier Kairos nun sein Gutes zeigt, indem es sich der Notwendigkeit beugt und tut, was es muß und soll, hatte ich nicht für möglich gehalten. Und daß die lebenserfahrene Jenny nun die Einzige von allen ist, die dem Verunglückten hilft, ist auch überraschend und erfreulich.
    Es lehrt uns, mit unserem Urteil über andere vorsichtiger zu sein als bisher. Hinzulernen kann man immer.☺️🖐️

    Gefällt 1 Person

  3. Gisela Benseler schreibt:

    Nein, vorschnell will ich nicht urteilen. Ich schaute ja nur rückwärts, auf das, wovon Du berichtest und es zeigst.
    Wie es sich weiterentwickelt, kannst ja nur Du wissen, Gerda.☺️

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