Frage-Marathon mit Susi und Dora

Susi übt für den Frage-Marathon. Das ist ein spezieller Marathon für Kinder. Wer kann am schnellsten 42 Fragen hintereinander stellen, auf die die Befragten keine Antwort wissen? Zweck dieser neuen Sportart ist es, die Kinder klug zu machen (wer nicht fragt, bleibt dumm) und die Erwachsenen zur Verzweiflung zu treiben. Denn ehrlich, gibt es nicht ohnehin genügend Kinderfragen, auf die wir keine Antwort wissen?

Susi ist am Anfang ihres Trainings, und daher ist ihre Fragetechnik noch recht primitiv. Hier ein paar Beispiele, fein mit Legebildern illustriert:

Susi: „Können Männer Kinder kriegen?“ Mann: „-“ (1 Punkt für Susi)

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Susi: „Schmecken Raupen und Würmer gut?“ –  Vogelmutter: „-„.  (Sie antwortet nicht, da ihr sonst der Wurm aus dem Schnabel fallen würde. Die Kleinen schimpfen: „Halt den Schnabel, Susi! Mutter hat zu tun!“ ) 1/2 Punkt für Susi.

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Susi: „Warum sitzt du auf dem Baum?“ – Katze: „Warum sollte ich nicht auf dem Baum sitzen?“ (Das ist eine trickreiche Antwort, die man bei Katzen leicht kassieren kann. Also frag besser keine Katzen, wenn du im Frage-Marathon-gewinnen willst.)  Für Susi kein Punkt.

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Susi: „Warum wolltest du so hoch hinaus?“ –  Dame: „Wer hat dir erlaubt, mich zu duzen?“  (Das ist keine erlaubte Antwort. Die Dame benutzt die Technik der Katze, doch ohne die entsprechende Logik.) 1 Punkt für Susi.

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Susi: „Bist du ein Zugvogel?“  – Vogel: „Ja.“  Kein Punkt für Susi.

Susi: „Bist du ein Zwerg?“ – Zwerg: „Ja, meine Kleine, ich bin ein Zwerg. Und als Zwerg, der ich bin, gebe ich immer gern ausführliche Antworten allen Kindern, die Fragen stellen. Also stell mir ruhig deine Fragen.“ (Susi ist gerührt, aber zugleich frustriert. Sie soll ja Fragen stellen, auf die die Befragten keine Antwort wissen. Der Zwerg ist da offenbar die falsche Adresse.) Kein Punkt für Susi.

Hier mischt sich Dora ein: „Susi“, belehrt Dora die Susi, „du musst deine Fragen modernisieren. Im internet wimmelt es von unbeantwortbaren Fragen. Hier, hör dir mal die an: Warum sind Faktoren, die mit dem Bewusstsein in Verbindung stehen, auf der Quantenskala direkt mit der physischen Materie verwoben?  Gut, nich? Ich wette, mit solchen Fragen gewinnst du jedes Marathon.“

Ich hätte ja einen Haufen weit drängenderer Fragen, auf die ich keine Antwort weiß. Aber lass man, die wären für so ein Marathon wohl kaum geeignet.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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17 Antworten zu Frage-Marathon mit Susi und Dora

  1. Herrlich und ja fragen und auch hinterfragen macht klug, doch man muss trotzdem aufpassen, denn es gibt auch falsche Antworten.

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  2. Ingrid Spieker schreibt:

    Zwar bin ich kein Kind mehr * aber ich habe da mal eine Frage * Gerda:
    „Wie ist es möglich * dass eine Frau aus der Mani
    einen solch kreativen * bereichernden Blog herumschickt * auf den ich mich täglich freue?“
    Gruß Ingrid

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  3. Alexander Carmele schreibt:

    Ich mag die Fragen und das Spiel, insbesondere die Katzenlogik. Schön auch, dass die Fragerei damit endet, wie neurologische Netzwerke zukünftig energetisch reprogrammiert werden, also im Grunde mit der natürlichen Version des Quantencomputers 🙂 Viele Grüße!

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  4. Gisela Benseler schreibt:

    Märchenhafte Figuren. Mal sehen, wie sie sich bewähren…

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  5. Ingrid Spieker schreibt:

    Liebe Gerda * Weisst du denn keine Antwort auf meine Frage?

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  6. Hach, wie schön, Gerda! Grinsend habe ich gelesen und mich über Deinen Kinder-Fragemarathon von ganzem Kinderherzen gefreut 🙂

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  7. elsbeth schreibt:

    WUNDERBAR ! für alle Kinder und solche , die es werden wollen !
    In meiner damaligen 11.Klasse kam die Frage auf, was IST denn überhaupt eine Frage ? Im gemeinsamen Gespräch kamen wir auf eine vorläufige Formulierung „Eine Frage ist ein Gang ins Offene, mit der Richtung einer Ahnung“. Wohlgemerkt–ein Gemeinschaftsprodukt eines Gespräches, mehrfach korrigiert und erst einmal– vorläufig –akzeptiert… Liebe Grüße !!!

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    • gkazakou schreibt:

      „Was ist eine Frage?“ -das wäre auch so eine Frage, die in mein Spiel passen würde. Fragen sind, wenn du mich fragst, offene Strukturen (Gestalten), die nach einer angemessenen Schließung verlangen. Daher kommt es, dass der Frager gegenüber dem Befragten in einer Vorteilsposition ist, wie der Schachspieler mit den weißen Figuren: er bestimmt durch die Eröffnung das Feld, auf die der andere eine Antwort finden muss. Drum ist es auch eine beliebte Strategie, auf Fragen mit Fragen zu antworten und damit den Spieß umzudrehen. („wer fragt, der führt“). Ob Kinder das instinktiv begreifen und daher so gern fragen?

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      • elsbeth schreibt:

        Ich glaube, es gibt sehr verschiedene Kinderfragen. Dies “ wer fragt, der führt“, mag instinktiv und / oder nach bestimmten Erfahrungen für manche Kinder durchaus eine Rolle spielen. Auch dass man mit Fragen wunderbar nerven kann, wird u.U. fix erkannt und clever genutzt. Listig und mit Vergnügen. Wenn die Erwachsenen voll drauf reinfallen.
        Aber es gibt auch sehr echte und ernste Lebensfragen, bei den etwa Vier-Fünfjährigen. Plötzliche Fragen …nach dem Tod? oder : was mit dem toten Körper geschieht in der Erde ? WO dieser Mensch denn nun ist ? …“ war die Welt schon immer da? …oder was war davor ?“.
        Oder : „wenn die ganze Welt …. mit alles, Erde, Himmel, Sterne, ALLES ganz, ganz, ganz groß ist…. GIBT es noch was—außerdem , außer- dem ALLES ??“
        (O-Ton meine kleine Nichte: “ mir ist ganz kopfplatzig, wenn ich das fertigdenken will…Das geht nich )
        …..Nun, das kennst du alles. Muss ich nicht weiter ausführen…. Diese Phase macht irgendwie jedes Kind durch. Nur–manche hören auf zu fragen, weil sie von den Erwachsenen abgewimmelt werden, man ihnen nur blöde Antworten gibt, den Ernst dahinter nicht kapiert. Oder –selber verunsichert wird ??
        Ich finde berechtigt, dass man für diese Zeit vom „Philosophenalter „spricht. Möglich, dass Kinder da ihr eigenes Denken entdecken? Und das geht wohl nicht ohne –fragen, weiterfragen, suchen…..
        Du sagst : offene Strukturen. Ja !!! Wobei auch geschieht, dass die zu(!) perfekte „Schließung“, schon beim relativ jungen Kind, mit einer gewissen Skepsis aufgenommen wird….dass Fragen weitergehen ( weitergehen müssen ?) glaube ich, wird früh begriffen….
        nach-denkliche Grüße , Elsbeth
        …auch an Susi !

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      • gkazakou schreibt:

        O ja, liebe Elsbeth, es gibt sehr sehr viele unterschiedliche Motivationen, aus denen heraus Fragen gestellt werden. Deine Beispiele machen verständlich, wie „ins Offene“ hineingefragt werden kann. Die Befragten sind natürlich überfordert, sie wissen keine Antwort und reden sich raus. Manchmal lügen sie auch einfach oder geben „kindgerechte“ Antworten, die niemandem weh tun oder spielen den Allwissenden oder sagen „wenn du groß bist, dann…“-. Und das Kind hört auf zu fragen und/oder wird zum Grübler. Und später studiert es Philosophie oder wird Pfarrer oder auch Arzt oder Astronaut 🙂

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