Ein riesiger Aprikosenbaum wächst in unserem Garten. Ich habe ihn ich weiß nicht mehr in welchem Jahr gepflanzt, fünfzehn Jahre wird es wohl schon her sein. Er wächst breit ausholend wie ein Fächer: im Sommer beschattet er die hohe südliche Hauswand, im Winter scheint die Sonne durch das kahle Geäst und erwärmt das Haus. Eine bessere Klimaanlage gibt es nicht.
Der Baum blüht in jedem Frühjahr, aber Früchte wollte er bisher nicht tragen. Zu groß, sagte man mir. Du musst ihn beschneiden. Das aber wollte ich nicht. In diesem Jahr hat er sich bedankt. Nicht zwei, nicht drei, sondern eine ganze Schüssel voll Früchte haben wir heute geerntet. Andere hatte der Wind schon auf den Boden geworfen. Sie sind so zart, dass sie sofort aufspringen und ungenießbar werden – jedenfalls für uns. Die Ameisen haben kein Problem damit.
Heute erst fiel mir die Kerbe auf, die die Frucht an einer Seite unterteilt. Offenbar ließ ich mir früher nie Zeit, sie zu betrachten, sondern aß sie lieber sofort auf – sonnenwarm, saftig und süß.
Im Herbst dann verfärben sich die Blätter goldgelb und erinnern noch einmal an die Zeit der Frucht.
Ich war neugierig, woher der Name Aprikose kommt. Er klingt ja hübsch nach kosen und Rosen, und da es sich um ein Rosengewächs handelt, wäre das ja naheliegend.…. Aber nein! Der Name hat sich laut Wiki auf einer langen Wanderschaft durch etliche Kulturen gebildet : vom Lateinischen praecox (frühreif) über das Kirchengriechisch von Konstantinopel πρεκοκκια (prekokkia), dort wandelte er sich ins Arabische al-barqūq, kam als solcher nach Spanien, wo er zu albaricoque wurde. Die Franzosen machten daraus Aprikot und wir Deutsche die Aprikose mit ihren hübschen Assoziationen.
Die Österreicher aber nennen die Frucht Marille, und das ist wohl eine Verballhornung des italienischen Namens armellino – der Armenischen. Prunum Armeniacum (armenische Pflaume) ist ihre offizielle Bezeichnung, weil das älteste Anbaugebiet wohl in Armenien lag.
Es gibt noch vieles über die Aprikose zu sagen. Ein andermal. Nun wird sie verspeist. Und dann geschlafen. Denn morgen will ich reisen.
Träum, Kindlein, träum,
im Garten stehn zwei Bäum‘.
Der eine, der trägt Rosen,
der andre Aprikosen!
Da kommt der König Abendlust –
und steckt seiner Königin eine Rose an die Brust.
Da reckt sich die Königin mit ihrer Rose –
und pflückt dem Herrn König eine Aprikose.
Der König bricht die Frucht in zwei Stücke
und gibt eine Hälfte der Frau Königin zurücke.
Drauf lassen sie beide sich’s trefflich munden.
Den Kern aber, den sie darinnen gefunden,
den Aprikosenkern, klein und fein,
den pflanzen sie in ein Beet hinein.
Und dass er es dort recht artig hat,
umwickelt ihn Frau Königin mit einem Rosenblatt,
mit einem Rosenblatt, mit einem Rosenblatt,
auf dass es der Kern dort recht lieblich hat.
Dort schlummert er lange, dort schlummert er fest,
als wie ein Vögelchen in seinem Nest.
… Träum, Kindlein, träum, im Garten stehn zwei Bäum‘ …
… der eine, der trägt Rosen,der andre Aprikosen …
Träum, Kindlein, träum …
(Christian Morgenstern)
Eine schöne Reise !
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Danke! Erstmal gehts nur nach Athen.
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Ah, Rom wartet noch auf euch !
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Oh wie schön alles!! Und morgen willst Du reisen? Weit, bis nach Rom?? Alles Gute!!
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Fabelhaftes Foto-Essay! Ich bin froh, dass du soviel Geduld mit dem Aprikosenbaum gezeigt hast. Jetzt hat er dich belohnt.
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danke dir, liebe gerda, für diese wunderbare sonntägliche aprikosenexkursion!
ringelringelrooosen, schöne aprikosen, marzipan und mandelkern essen alle kinder gern … 🙂🌞🌸
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O ja! Der Reim bietet sich an! Hier heißen die Aprikosen Verikokka. Heute las ich den Eintrag eines griechischen Bloggers, der ein sehr umfangreiches Sprachwissen hat. Und er zeigt, wie sich dies Wort verzweigt, gewandelt, neu gebildet hat. Ich finde solche Forschung höchst interessant.
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Heile schöne Welt … gute Reise wünsche ich ebenfalls!
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Danke, Alexander, morgen gehts los. Die Welt ist hier natürlich auch nicht heiler als anderswo, aber ich gestatte mir im Blog, auszublenden was st;rt.
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Aprikosen – meine Lieblingsfrüchte. Jedes Jahr freue ich mich auf die Aprikosenernte.
Siebeneinhalb Jahre blickte ich im Sommer auf einen blühenden Aprikosenbaum, bis er dann Jahr für Jahr seine wundervollen Früchte trug, die von einer traumhaften Farbe waren.
Dann wurde ich schwanger mit Tochter Nr. 1 und verließ meinen Arbeitsplatz mit der wundervollen Sommeraussicht. 🙂
Deine Bilder erinnern mich sehr, liebe Gerda.
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Erinnerungen…. Gut, wenn sie schön sind.
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